Science - Fiction Kurzgeschichten (German Edition)
blickte Professor Baltor abwesend aus dem Fenster und beobachtet das rege Umherirren der Bevölkerung. Noch waren sie alle ahnungslos und fröhlich. Was würde geschehen, wenn sie die Wahrheit erfuhren? Wie würde die Bevölkerung reagieren? Und wie würde der Planet in drei Jahren aussehen? Kurz vor dem Aufbruch in das Unbekannte? Fragen, dessen Antwort nur die Zukunft bringen konnte.
Drei Jahre Später
Bereits nach einem halben Jahr waren die ersten Details des Finalen-Plans, wie ihn die Presse getauft hatte, bekannt geworden. Zunächst gab es eine erstaunliche Welle des Nichtglaubens, die durch die Bevölkerung schwemmte. Erst mit der Zeit und weiterem Bekanntwerden genauerer Details, wurde den ersten bewusst, was auf dem Spiel stand. Nach einem guten Jahr war es schließlich so weit und die komplette Wahrheit kam ans Licht. Die Presse hatte es irgendwie geschafft an interne Dokumente des Rates heranzukommen. Sie veröffentlichten alles: Den Zeitplan, die Bedrohung durch den Wassermangel, die voraussichtliche Kapazität des Raumschiffes und sogar das geplante Ziel der Evakuierung. Einzig der Ort, an dem das Projekt erbaut und später auch starten sollte, blieb ein wohlbehütetes Geheimnis.
Eine Zeit der Aufstände brach an. Demonstrationen und vergebliche Versuche das Volk zu beschwichtigen gehörten zur Tagesordnung. Der Rat des Planeten hatte alle Mühe seine Untertanen zu beruhigen und bei Laune zu halten, während sie weiterhin versuchten im Stillen an der Vervollständigung des größten Projektes der Geschichte zu arbeiten.
In einer abgelegen Wüste, weit weg von den Blicken neugieriger Reporter und abgeschirmt von der Außenwelt, hatten vor drei Jahren die Arbeiten an dem Raumschiff begonnen. Mittlerweile war es kurz vor seiner Fertigstellung. Hunderte von Arbeitern schufteten Tag und Nacht, um dieses Meisterwerk fristgerecht zu vollenden. Zu den Verantwortlichen, die den Bau und die genaue Planung überwachten, gehörte auch Professor Baltor. Im letzten Jahr der Fertigstellung hatte er sich ein Büro direkt im Raumschiff einrichten lassen, in dem er sowohl arbeitete, als auch wohnte. Zeit war ein Luxus, den er sich nicht leisten konnte.
Jetzt, wo die Fertigstellung des Raumschiffes in den letzten Zügen lag, gab es jedoch größere Probleme, als die Genauigkeit des Ionenantriebs, oder die Größe der Wassertanks an Bord. Eine Entscheidung stand bevor, vor der sich der Rat, Professor Baltor und jeder Einzelne auf dem Planeten fürchtete. Das Losverfahren für die letzten viertausend Plätze auf dem Raumschiff sollte am heutigen Tag stattfinden. Die anderen, knapp sechstausend Mitreisenden waren bereits vorher auserwählt worden. Es waren Wissenschaftler, Techniker, Ärzte, Lehrer, der Rat des Planeten und auch sämtlichen Arbeiter und Helfer, die den Bau des Raumschiffes erst möglich gemacht hatten, wurde ein freier Platz zugesichert. Aus allen Bereichen bekamen die Besten eine Chance mitzukommen und jeder der Passagiere durfte seine direkte Familie mitbringen. Dazu gesellten sich noch eintausend Mann an Sicherheitspersonal, auf die Direktor Sikka bestand. Da keiner von ihnen sicher sein konnte, was sie auf dem fremden Planeten erwarten würde. Die Liste der Mitreisenden wurde immer länger und länger. Schnell waren so die ersten sechstausend Plätze belegt. Der restliche zur Verfügung stehende Platz, so hatte man im Rat entschieden, wurde in einem Planetenweiten Losverfahren vergeben. Ausgeschlossen waren nur Schwerverbrecher, Männer und Frauen über einem bestimmten Alter und diejenigen, die versucht hatten aktiv gegen das Projekt zu arbeiten und eher an eine Verschwörung glaubten, als an wissenschaftlich beweisbare Hintergründe. Alle anderen Bewohner erhielten einen kleinen, unscheinbaren, silbernen Zettel, aus einem nicht zu fälschenden Material, auf dem nichts weiter als ein Name und eine Zahl stand. Noch am heutigen Abend würde Ratsherr Norum, in einer planetenweiten Medienübertragung, vor die Kameras treten, um ein paar letzte Worte an sein Volk zu richten und schließlich das Losverfahren einzuleiten.
Professor Baltor lag an diesem Abend in seinem Büro, das zugleich sein Schlafraum war, auf einem schäbigen schmalen Klappbett und starrte geistesabwesend an die Decke. In wenigen Minuten begann die Auslosung. Unter keinen Umständen wollte er diesen Augenblick miterleben. Ein Augenblick in dem entschieden wurde, wer zu leben und wer zu sterben hatte.
»Schrecklich«, sprach er zu sich
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