Science - Fiction Kurzgeschichten (German Edition)
herauszuholen. Denn eine hundertprozentige Sauberkeit, die ihm in einem richtigen Badezimmer gewährleistet wurde, konnte er von der provisorischen Apparatur nicht erwarten.
Da er am Vorabend vergessen hatte zu fragen, wo man sich denn genau um sieben Uhr treffen würde, verließ Dr. Meyer bereits um kurz nach halb sechs sein kleines Zimmer. Er lief den langen Flur entlang, zurück zu dem weitläufigen Raum, in dem er gestern seine Kollegen getroffen hatte. Das weiße Tuch war noch immer über die Glasfront des Ganges gespannt und verhinderte so jeden Blick nach draußen. Auch die Sicherheitstüren waren noch immer unbewacht. Sollte Martin etwa doch Recht behalten und das Militär hatte die vier Wissenschaftler unter falschen Angaben hergelockt? Die Antwort bekam Dr. Meyer schneller als erwartet. Als er die Tür am anderen Ende des Flurs öffnete, erblickte er sofort das wilde Umhertreiben der Soldaten, die alle noch ausgeschalteten Computer in Betrieb nahmen, Stühle in den Raum trugen und für eine ausreichende Stromversorgung sorgten. Es war ein beeindruckender Anblick und wie bereits am gestrigen Tag stand alles unter der strengen Aufsicht von General Foster. Dr. Meyer sah auf seine Uhr. Es blieb ihm noch eine gute halbe Stunde bis die Frist abgelaufen war. Genug Zeit, um vielleicht einen kleinen Wissensvorsprung den anderen gegenüber zu erlangen.
»Guten morgen General«, sagte Dr. Meyer und trat vorsichtig an den kräftigen Mann heran.
»Gute Morgen Doktor. Sie sind noch etwas zu früh.«
»Das ist mir bewusst. Kann ich Ihnen vielleicht irgendwie behilflich sein?«, fragte Dr. Meyer vorsichtig. Er wollte sein Anliegen nach Informationen nicht zu früh und zu plötzlich preisgeben.
»Nein Doktor, wir haben alles unter Kontrolle«, versicherte ihm der General und behielt seinen starren Blick auf das Treiben vor ihm gerichtet.
»Und haben Sie denn schon etwas Neues herausfinden können?«
»Bei allem Respekt Doktor Meyer«, begann der General ernst, »ich verstehe durchaus, dass Sie ihren Einsatz nicht mehr erwarten können. Doch leider müssen Sie sich noch eine halbe Stunde gedulden, bis Sie mit Ihren Untersuchungen an der Reihe sind. Bis dahin bitte ich Sie, unsere Arbeit nicht zu behindern und sich vielleicht ein kleines Frühstück zu gönnen, anstatt hier herumzuirren.«
»Ich verstehe«, sagte Dr. Meyer enttäuscht und auch wütend. Er war es nicht gewohnt in die Schranken gewiesen zu werden und daran würde sich wohl auch nichts ändern. Ohne ein weiteres Wort zu sagen verließ Dr. Meyer wieder den Raum des Geschehens. Zornig wollte er wieder zurück auf sein Zimmer gehen, um die letzten Minuten abzuwarten. Doch dazu kam es nicht.
»Haben sie dich auch wieder weggeschickt?«, fragte Martin, der angelehnt an seine Tür wartete.
»Ja«, antwortete Dr. Meyer knapp.
»Mach dir nichts draus. Immerhin bereiten sie alles für uns vor. Das ist doch schon mal was.«
»So kann man es auch sehen«, stimmte ihm Dr. Meyer nicht ganz ernst gemeint zu. Wie er Martin kannte, würde er die letzte halbe Stunde sicher hier im Gang verbringen, um nichts zu verpassen und um sich einen gewissen Vorsprung vor den anderen zu sichern, und seien es nur wenige Sekunden. Eine Genugtuung, die ihm Dr. Meyer nicht gönnen wollte.
»Hast du was dagegen wenn ich mit dir warte?«, fragte Dr. Meyer mit dem Bewusstsein, dass Martin seine Absichten genau durchschaut hatte.
»Aber natürlich nicht«, antwortete dieser freundlich. Auch wenn sein Gesichtsausdruck keinerlei Freundlichkeit widerspiegelte.
Eine halbe Stunde verging, ohne dass die beiden ehemaligen Freunde ein Wort miteinander wechselten. Ein Anblick, der für Außenstehende sicher nicht leicht nachzuvollziehen war. Doch das war sowohl Dr. Meyer, als auch seinem Kontrahenten wohl bewusst.
Ein Blick auf seine Uhr verriet Dr. Meyer, dass sie nur noch eine Minute lang warten mussten, um endlich ihre Arbeit aufzunehmen. »Wir sollten losgehen«, schlug er deshalb seinem Kollegen vor.
»Ja, du hast Recht«, stimmte ihm Martin zu.
»Wie immer«, sagte Dr. Meyer grinsend und ging los.
Noch bevor die beiden die Tür am Ende des Ganges erreichen konnten, wurde sie von General Foster geöffnet.
»Meine Herren, es ist so weit.« Kaum hatte er den Satz beendet, flogen auch schon die weißen, undurchsichtigen Tücher vor den Fenstern durch die Luft und gaben endlich die Sicht frei. Grelles Sonnenlicht durchströmte das Gebäude wie eine Welle warmer Genugtuung. Direkt vor
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