Science - Fiction Kurzgeschichten (German Edition)
undurchsichtigen Stoff verdeckt wurde. Warum sollte man so etwas tun?
»Wir dürfen das Objekt nicht heimlich beobachten«, antwortet eine vertraute Stimme auf die ungestellte Frage. Er hatte den Blick von Dr. Meyer wohl richtig gedeutet.
»Martin?« Dr. Meyer bemerkte erst jetzt, dass der winkende Mann sein alter Studienfreund Martin Rich war.
»Lange her«, sagte Martin und reichte seinem alten Freund die Hand. Dr. Meyer begrüßte ihn freundlich, auch wenn die Anwesenheit seines Kollegen ihn nicht besonders erfreute. Die beiden hatten sich vor vielen Jahren auf Grund von sehr unterschiedlichen Ansichten zerstritten und seitdem kein Wort mehr miteinander gewechselt. Dr. Meyer stand eher für den wissenschaftlichen Fortschritt im Wohle der Gemeinheit, während sein Kollege Doktor Rich eher das Wohl der finanziellen Aspekte vertrat. Eine Diskrepanz, die eine Weiterführung ihrer Freundschaft kaum möglich machte.
»Ich sagte den anderen schon, dass du mit Sicherheit der vierte Wissenschaftler sein wirst«, sagte Martin und deutete auf einen Mann und eine Frau, die auf einem kleinen Sofa in der Ecke saßen. »Darf ich euch meinen Kollegen und alten Freund Doktor Philip Meyer vorstellen. Er ist wahrscheinlich einer der brillantesten Köpfe unserer Zeit.«
»Es ist mir eine Ehre«, sagte der noch relativ jung aussehende Mann und erhob sich von dem Sofa. »Ich habe einige Ihrer Arbeiten mit Begeisterung gelesen. Mein Name ist Michael Brice. Mein Fachgebiet ist die Astrogeologie.«
»Sehr erfreut«, sagte Dr. Meyer beiläufig und schüttelte dem Jungspund die Hand.
»Mein Name ist Doktor Josephine Taylor. Ich bin die Chemikerin in dieser erlesenen Gruppe«, sagte die deutlich ältere Frau und erhob sich angestrengt aus dem weichen Sofa. »Wir haben schon viel von Ihnen gehört.«
»Ich hoffe nur Gutes«, erwiderte Dr. Meyer und reichte auch ihr die Hand. »Das sind also die vier Wissenschaftler, die unser Land repräsentieren sollen«, stellte er nachdenklich fest.
»Ja, das hoffen wir zumindest«, sagte Martin und setzte sich auf einen bequem aussehenden Sessel rechts neben dem Sofa. So blieb nur ein etwas staubig wirkender und schlecht gepolsterter Stuhl für Dr. Meyer übrig. Doch der ließ sich von diesem offensichtlichen Machtspiel nicht irritieren und setzte sich, wohl wissend seiner Position in dieser Gruppe, auf den Stuhl. Das er und Martin sich auseinandergelebt hatten lag nicht nur an den nicht zu überbrückenden Differenzen, nein, es lag auch am Neid, den Martin seit ihrer gemeinsamen Studienzeit verspürte und der ihn zu immer aggressiveren Vorgehensweisen bei seiner Forschung zwang. Eine weitere Tatsache, die Dr. Meyer nicht mit seiner eigenen Ethik vereinbaren konnte.
»Was meinst du damit, ihr hofft es?«, fragte Dr. Meyer und blickte in die Gesichter der drei Wissenschaftler vor ihm.
»Bisher sind es die Soldaten, die hier die Nachforschungen anstellen und so wie es aussieht bleibt es auch dabei. Zumindest gibt es keine Hinweise darauf, etwas Gegenteiliges anzunehmen«, sagte Martin niedergeschlagen. »Sogar die Aussicht haben sie uns genommen, obwohl das Objekt direkt dort draußen ist.« Er zeigte auf das abgedunkelte Fenster. »Direkt vor unserer Nase und wir dürfen es nicht einmal ansehen.«
»Ab morgen wird sich alles ändern«, sagte der junge Brice.
»Du bist noch zu jung und zu naiv«, erwiderte Martin schroff.
»Die Frist läuft morgen ab. Dann muss das Militär uns an die Arbeit lassen. So war es abgemacht.«
»Das Militär macht was es will. Wenn sie uns nicht dabei haben wollen, dann…«
»Dann hätten sie uns nicht alle hergebracht«, vollendete Dr. Meyer den Satz und gab Brice damit Recht. »Ich teile die Meinung mit Herrn Brice.« Aus den Augenwinkeln sah Dr. Meyer wie ihm Brice dankend zunickte. Eine freundliche Geste, die er jedoch nicht erwiderte. Seine Zustimmung sollte kein Zeichen von Freundlichkeit sein, es waren einzig und alleine seine eigenen Ansichten die Dr. Meyer vertrat.
»Wir werden sehen wie sich das Militär entscheidet«, sagte Martin und es fiel ihm bereits deutlich schwerer, sein aufgesetztes Lächeln aufrechtzuerhalten. Er spürte wohl, dass Dr. Meyer besser als Führer des Wissenschaftsteams geeignet war, als er selbst.
»Das werden wir«, sagte Dr. Meyer zustimmend. »Und wir stimmen sicher alle damit überein, dass dies erst morgen geschehen wird. Richtig?«
»Richtig«, stimmte ihm zumindest Brice zu. »Morgen ab sieben Uhr sollen die Tore
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