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Scream

Scream

Titel: Scream Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Mooney
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Farbaufnahmen einer Kamera wiedergab, die im Halbdunkel auf die Treppe gerichtet war. Jack konnte seine eigenen blutigen Handabdrücke auf dem Treppengeländer erkennen, sah die roten Schmierflecken an der weißen Wand, an der er sich abgestützt hatte.
    »Das sind die ersten Stufen, die Johnny nehmen muss. Unten angekommen, wird er um die Ecke biegen und über zwei weitere Treppenabsätze absteigen. Dann geht’s durch die Küche raus auf die Veranda. Der Bombencontainer steht im Garten bereit.«
    Burke klopfte mit dem Zeigefinger auf den Farbmonitor. »Die Videokameras sind auf das ganze Treppenhaus verteilt. Während ich Johnny über die Stufen steuere, behält Sam den Koffer im Auge und passt auf, dass der Koffer immer in der Senkrechten bleibt. Wir stehen miteinander in Verbindung.
    Die Sache ist ziemlich haarig. Ich habe so etwas noch nie gemacht, aber uns bleibt nichts anderes übrig. Wenn tatsächlich Semtex in dem Koffer steckt, und das Zeug fliegt uns um die Ohren, dann gnade uns Gott. Aber wir haben eine Chance.«
    Jack warf einen Blick auf Fletcher, der immer noch mit suchenden Blicken zum Fenster hinausstarrte.
    Irgendetwas beunruhigt ihn, dachte Jack. Er wollte gerade fragen, was ihm durch den Kopf ging, als Burke das Mikrophon wieder zurechtrückte und sagte: »Okay, Sam, es kann losgehen.«
    Burke bewegte den Joystick. Jack hielt die Luft an.
    Auf dem Schwarzweißbildschirm war zu sehen, wie sich die mechanische Klaue senkte und langsam auf die Wasserwaage zusteuerte, Millimeter für Millimeter. Burke wechselte auf eine andere Kamera über, die den Koffer von der Seite zeigte. Die Zange der Klaue war geöffnet und schwebte rund zwei Zentimeter vor der Wasserwaage.
    Burke führte die Klaue weiter nach vorn, bis sie die Wasserwaage fast berührte. Dann schob sich die Zange über den Koffer. Per Knopfdruck hob sich die Klauenhand mitsamt dem Koffer und schwenkte am Arm des Roboters um neunzig Grad. Jack sah den Koffer vor dem Bett und der Kommode bis zum Türausschnitt herumfahren. Der Scheinwerfer des Roboters strahlte in den Flur, ließ die Schienen aufblitzen und beleuchtete die Blutspuren an der weißen Wand.
    Johnny Fingers setzte sich in Bewegung. Der Elektromotor war kaum zu hören, so laut prasselte der Regen. Jack sah, wie der Roboter das Schlafzimmer verließ, durch den Flur glitt, um die Ecke bog und vor dem oberen Treppenabsatz stoppte. Der Aktenkoffer schwebte über der ersten Stufe.
    Jack schluckte und bemerkte die Trockenheit in seiner Kehle. Er entspannte sich ein wenig, verkrampfte aber gleich wieder, als Burke das Bild der Kamera aufrief, die die steile Treppe zeigte, die der Roboter hinabfahren musste.
    Burke ließ plötzlich von der Steuerung ab, als wäre sie zu heiß für ihn geworden, und rieb die Handflächen an seinen Schenkeln trocken. Immer wieder räusperte er sich den Hals frei.
    Sam verkündete: »Ich schalte auf Kamera eins.«
    Auf dem Farbbildschirm war groß, hell und klar der Roboter zu sehen. Sam zoomte das Objektiv auf die Wasserwaage ein, bis die Luftblase den gesamten Schirm füllte.
    »Wie sieht’s bei dir aus?«
    »Gut«, antwortete Burke. »Behalte die Waage im Auge und sag mir, was ich tun soll.«
    Burke nahm den Joystick wieder zur Hand. Den Schwarzweißmonitor vor Augen, wähnte sich Jack wie im ersten Wagen einer Achterbahn kurz vor der Sturzfahrt.
    Sam sagte: »Ich bin so weit.«
    Burkes Gesicht war schweißgebadet. »Dann los.«
    Johnny Fingers rückte vor, ein Panzer auf dem steilen Weg nach unten. Jack starrte auf den Farbbildschirm und sah mit zunehmender Beklemmung die Luftblase in der grüngelben Flüssigkeit langsam hin- und herschwappen, während Burke die Steuerung bediente und alles daransetzte, den Koffer aufrecht zu halten.
    Sam teilte ihm mit, wann er den Greifarm zurückziehen oder um eine Winzigkeit neigen musste – »Gut, ja, genau so«. Den Blick auf Burkes Monitor geheftet, sah Jack den Roboter Zentimeter für Zentimeter vorankommen und glaubte, die Schwerkraft spüren zu können, der das metallene Ungetüm ausgesetzt war. Unwillkürlich klammerte er sich an der Tischkante fest, während Burke, Sams Hinweisen folgend, den Roboter führte, der auf Gummireifen über die abschüssigen Schienen nach unten rollte, langsam und vorsichtig wie auf dünnem Eis.
    Der Roboter hielt an. Das Haus stand noch.
    Liebe Güte, dachte Jack. Magensäure stieg ihm in die Kehle. Wie zum Teufel konnte Burke diesen Job Tag für Tag bewältigen, ohne

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