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Scream

Scream

Titel: Scream Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Mooney
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Trucktür.
    Mike trat so wuchtig auf die Bremse, dass die Reifen blockierten. Auch der Truck hielt jählings an.
    Im blendenden Gegenlicht sah Jack die Scharfschützen hinter den quer zur Fahrbahn stehenden Streifenwagen, die Gewehre im Anschlag.
    Es fiel ein Schuss, ein kleiner trockener Knall nur, dann ein zweiter, und einer der beiden Vorderradreifen des Expedition platzte. Weitere Schüsse folgten, obwohl der Geländewagen schon ins Schlingern geraten war.
    Dann verwandelte eine ohrenbetäubende Explosion den Wagen in einen gleißend weißen Feuerball. Das Letzte, was Jack sah, ehe er das Gesicht schützend abwandte, waren brennende Karosserieteile am blauen Sommerhimmel, ein Bild, so scharf und hell, als wäre es ihm in die Netzhaut eingebrannt worden.

LV
    Kurz nach elf Uhr am späten Abend fuhren einen verbeulter Volvo und zwei Nissan Pathfinders über eine spärlich beleuchtete Straße bei Drake’s Island im Bundesstaat Maine. Vor einem zweigeschossigen Strandhaus hielten sie an. Mehrere Personen stiegen aus und gingen mit eiligen Schritten auf das Haus zu, kaum bemerkt von den wenigen Fußgängern, die jetzt noch unterwegs waren – junge Pärchen und Eltern, die ihre Kinder zu Bett gebracht hatten und noch eine Runde spazieren gingen.
    Ein großer muskulöser Mann blieb vor den Stufen zur Veranda stehen, die Hände tief in den Taschen vergraben. Sein Gesicht war von Prellungen und Schnittwunden entstellt. Er wirkte so erschöpft und ausgelaugt, als hätte er seit Wochen nicht geschlafen. Sein Blick war auf eine Frau gerichtet, die an einem der Pathfinder lehnte und ein kleines Mädchen an sich drückte. Neben mehreren Koffern, die vor den beiden auf dem Rasen abgestellt waren, schlief ein Hund.
    Hier am Strand von Drake’s Island hielten sich zurzeit fast ausschließlich Urlauber auf, die nur mit sich selbst beschäftigt waren und Fremden keinerlei Beachtung schenkten.
    Im Obergeschoss des kleinen Hauses steuerte Jack leise auf das Schlafzimmer von Taylor zu, die gerade ihre Nichte zu Bett gebracht hatte. Er war niedergeschlagen und bedrückt. Was sich vor wenigen Stunden zugetragen hatte, war wie eine unscharfe Filmsequenz, in der er sich selbst nicht wiederfinden konnte. Im Parterre hörte er die Agenten mit Mike Abrams darüber verhandeln, wie die Schichten aufzuteilen und welche zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen zu treffen seien. Mike hatte auch diesmal, wie schon vor Jahren, fast alles arrangiert.
    Die Tür zu Taylors Schlafzimmer stand offen. Sie saß mit gesenktem Kopf auf der Bettkante und betrachtete etwas, das sie in den Händen hielt. Ihr Koffer lag noch ungeöffnet auf dem Bett. Sie hatte es vorgezogen, mit den Agenten zu fahren, nicht mit ihm.
    Eine innere Stimme riet ihm, sie allein zu lassen. Was hätte er ihr auch sagen sollen? Worte hatten wenig Wert, wenn Trost und Vergebung gefragt waren, und die Antworten, die sie benötigte, konnte er ihr nicht geben.
    Zehn Minuten später stand er wieder vor ihrer Tür. »Hast du was dagegen, wenn ich hereinkomme?«
    Sie blickte nicht auf und schwieg.
    Er betrat das Schlafzimmer. »Wie geht’s?«
    »Na, wie wohl?«, antwortete sie kurz angebunden.
    »Taylor, mir tut schrecklich leid, was passiert ist.«
    Wortlos machte sie sich daran, den Koffer auszupacken, und stellte ein Transistorradio auf die Nachtkonsole.
    »Ich weiß, es hätte –«
    »Jack, mir ist nicht danach, mit dir zu reden. Ich verhalte mich zur Abwechslung mal so wie du, der seine Gedanken und Empfindungen immer für sich behält. Jetzt lasse ich dich im Ungewissen und mit der Frage allein, was wohl in mir vorgehen mag. So sieht’s doch aus zwischen uns. Fühlt sich toll an, nicht wahr?«
    »Dann geh ich eben wieder.« Er machte kehrt.
    »Typisch, Jack Caseys Patentantwort in allen Lebenslagen. Ein Mann geht seinen Weg. Er bewältigt jedes Problem in eigener Regie und hält seine Gefühle tunlichst unter Verschluss. Es sei denn, er geruht, mit einer Frau zu schlafen.«
    Soll sie doch Dampf ablassen, dachte er. Wenn’s ihr guttut, bitte schön.
    Ihre Miene wurde ernst und hart. »Wenn ich richtig verstanden habe, hat Rachel einen Toten am Strand gesehen.«
    Er hatte vor lauter Stress nicht mehr daran gedacht, Taylor davon zu berichten. Jetzt war sie wahrscheinlich von Mike oder einem der anderen Agenten unterrichtet worden, womöglich sogar von Rachel selbst. Verdammt. Es wäre ihm lieber gewesen, Taylor hätte von ihm erfahren, was vorgefallen war.
    »Stimmt es, dass er mit einem

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