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Scream

Scream

Titel: Scream Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Mooney
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dir verlangt, ihm aus dem Weg zu gehen. Dass du dich nicht daran gehalten hast, verüble ich dir nicht. Ich nehme dir auch nicht krumm, mir nicht gesagt zu haben, dass mein Leben in Gefahr ist. Aber dass du Rachels Leben aufs Spiel gesetzt hast, werde ich dir nicht verzeihen, Jack. Sie ist mein Ein und Alles. Wie konntest du nur? Was zum Teufel gibt dir das Recht, so rücksichtslos zu sein?«
    Er suchte nach Worten.
    »Behalt für dich, was du sagen willst«, fauchte sie ihn an. »Ich glaube dir sowieso nicht.«
    »Für euren Schutz war gesorgt. Dass trotzdem etwas passiert ist, tut mir leid, Taylor. Aber Hauptsache, dir geht es gut.«
    »Von wegen. Mir geht es nicht gut und meiner Nichte auch nicht. Wir reden hier nicht von einem gebrochenen Bein, das mit der Zeit wieder heilt. Diese Wunden bleiben. Das solltest gerade du am besten wissen.« Sie betrachtete ihn wie einen Fremden. »Was ist aus dir geworden? Ich erkenne dich kaum wieder.«
    Und da war sie wieder, die Angst, die er schon so lange mit sich herumschleppte und jetzt zwischen ihnen stand wie ein unbändiges, freigelassenes Tier. Taylors zornige Worte hingen noch in der Luft, als er an ihren Augen ablas, dass das Bild, das sie sich von ihm gemacht hatte, abstoßend hässlich wurde.
    Jack schaute zum Fenster hinaus auf die wogende Brandung. Alles, was er liebte, wertschätzte und zum Leben brauchte, hatte sich plötzlich und unwiederbringlich in nichts aufgelöst.
    »Es tut mir leid, Taylor. Mehr weiß ich nicht zu sagen.«
    »Das reicht nicht. Diesmal nicht.«
    Worte reichen nie, fügte eine Stimme hinzu.
    Taylor holte einen braunen Briefumschlag aus ihrem Koffer. »Der kam heute mit der Post. Ich habe einen Blick reingeworfen und glaube, dass der Inhalt dir gehört.«
    Der obere Rand war aufgerissen. Er zog eine Kopie seines Tagebuchs daraus hervor.
    »Keine Angst, ich habe es nicht gelesen und will auch gar nicht wissen, was darin steht. Noch mehr könnte ich ohnehin nicht verkraften.«
    Sie zog einen Diamantring aus ihrer Tasche.
    Es war Amandas Verlobungsring.
    »Woher hast du –«
    »Er steckte in einem Umschlag, der unter dem Sitz lag«, antwortete sie matt. »Zusammen mit den Fotos und der Kassette.«
    Sie legte den Ring auf seine Hand. Jack berührte ihren Arm, doch sie schreckte zurück, als wäre er ein Aussätziger.
    »Fass mich nicht an, fass mich nie wieder an.«
    Taylor drehte sich um und ging ins Badezimmer. Er wollte ihr folgen und war bereit, alles zu tun, um sie zu besänftigen, rührte sich aber nicht vom Fleck und schwieg. Auf das, was sie dachte und empfand, hatte er jetzt keinen Einfluss.
    Sie schaltete das Licht im Badezimmer ein und wandte sich ihm noch einmal zu. Ihr trauriger Blick ließ ihn erschaudern.
    »Du liebst mich nicht, Jack, jedenfalls nicht in dem Maße, in dem du deine Frau geliebt hast. Es hat dir vielleicht gefallen, an meiner Seite deine Vergangenheit vergessen zu können. Oder wie formulierte es der Sandmann? ›Wenn Taylor nicht wäre, hätten Sie längst ins Gras gebissen.‹«
    »Dummes Zeug.«
    »Nein, Jack. Es ist dir doch anzumerken.« Ihre Augen füllten sich mit unversöhnlichem Kummer, und Jack sah die schönen Stunden mit ihr wie Seifenblasen entschweben.
    »Was für eine Ironie, dass ich die Wahrheit von einem Psychopathen erfahren musste, der mich töten wollte«, sagte sie und zog die Badezimmertür leise hinter sich zu.
    Jack ließ die Schultern hängen und hörte ihr Schluchzen. Die Tür zu einem neuen, verheißungsvollen Leben hatte sich für immer vor ihm verschlossen.

LVI
    Einer der Agenten hatte Kaffee aufgesetzt und nickte Jack höflich zu, als dieser in die Küche kam, sich eine Tasse einschenkte und ins Wohnzimmer trat, wo sich Mike mit einem anderen Agenten unterhielt.
    Jack warf den braunen Umschlag auf den Tisch. Er fühlte wie – der jene Leere wie damals nach Amandas Begräbnis, eine Leere, die ihn gezwungen hatte, in der psychiatrischen Klinik Ocean Point Zuflucht zu suchen. Gleichwohl arbeitete sein Kopf auf Hochtouren und produzierte eine gespenstische Folge innerer Filmsequenzen: der entsetzte Ausdruck in Taylors Augen, als sie sich ihm in ihrem Wagen das erste Mal zuwandte; Rachels starrer Blick auf die Einschusswunde in Tedescos Stirn; das Foto von Amanda auf dem Seziertisch in der Pathologie mit Blakes Gedicht auf der Rückseite; das montierte Foto von Taylor. Er konnte diese Bilder nicht verdrängen.
    Jack ging hinaus an den Strand, setzte sich in den Sand und stierte in die

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