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Scream

Scream

Titel: Scream Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Mooney
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in seinen Phantasien, für die er sich schuldig fühlt. Diese Ambivalenz und die toten Eltern vor Augen haben zu einem Schock geführt, der ihn ins Koma versetzt hat.«
    Jack war sich darüber längst im Klaren, wollte aber, dass der Arzt seine Nervosität ablegte, ehe er ihm die entscheidende Frage stellen würde. Und so ließ er ihn weiterreden.
    »Die Ereignisse der Mordnacht werden verdrängt. Jeder Versuch, sie ans Licht zu bringen, birgt die Gefahr, dass der Junge ins psychische Koma zurückfällt.«
    »Ich habe Verständnis für Ihre schwierige Situation, Doktor.«
    »Gut. Dann wird es Sie auch nicht überraschen, wenn ich einstweilen nicht zulassen kann, dass Sie mit ihm reden.«
    »Und wenn ich ihm nur ein paar Routinefragen stellen würde?«
    »Sein Zustand ist zu fragil. Tut mir leid, Detective Casey. Ich wünschte, ich könnte Ihnen einen anderen Bescheid geben.«
    »Ich war in einer ähnlichen Situation«, sagte Jack und vollzog damit den ersten Schritt seines taktischen Manövers.
    Temple schwieg.
    »Ich glaube, Sie wissen, worauf ich anspiele«, fuhr Jack mit einem flüchtigen Lächeln fort. »Sie lesen sicherlich Zeitung.«
    »Ja, ich bin informiert.«
    »Dann wissen Sie auch von Ocean Point.«
    Temple ging darüber hinweg. »Detective, stimmt es, dass Sie im Haus der Roths waren, am Tatort des ersten Mordanschlags?«
    Jack ahnte, worauf Temple hinauswollte.
    »Wie haben Sie reagiert, als Sie Mr. Roth ans Bett gefesselt vorfanden und sahen, was seiner Frau und seinem Sohn widerfahren war?«
    »Ich war entsetzt.«
    Temples Miene blieb höflich. »Sie hatten also keine posttraumatische Stressreaktion?«
    Jack ließ sich nichts anmerken. »Ich hatte mit dem, was ich sah, nicht gerechnet.«
    »In Anbetracht Ihrer Geschichte glaube ich, dass Sie untertreiben, Detective Casey.« Temple musterte Jack mit aufmerksamem Blick. »Ich vermute, Sie konnten gar nicht richtig fassen, was sich Ihnen, einem erwachsenen Mann, da vor Augen zeigte. Und jetzt versuchen Sie sich einmal in einen elfjährigen Jungen zu versetzen.«
    »Weiß er, wie seine Eltern umgekommen sind?«
    »Er … Wie soll ich es sagen? Vielleicht hat er eine vage Vorstellung davon. Seine Großmutter steht ihm bei, er ist von Krankenschwestern umgeben und wird mit Medikamenten versorgt. Und jetzt kümmert sich auch sein Therapeut um ihn. Er ist ein gescheiter Junge. Er weiß, dass etwas Schreckliches geschehen ist, und ängstigt sich zu Tode.«
    »Weiß er, dass er sechs Tage lang ohne Besinnung war?«
    »Nein.« Temple schüttelte den Kopf. »Glücklicherweise weiß er davon nichts.«
    Jack hatte Verständnis für die Situation des Arztes und dessen Wunsch, seinen Patienten zu schonen. Doch alle gut gemeinten Absichten würden Eric nicht vor dem Sandmann oder Alan Lynch und seinen Handlangern schützen. Sobald Alan über den Zustand des Jungen informiert wäre, würde er keine Zeit mit Höflichkeiten verlieren und aus Temple herausquetschen, was er zu wissen wünschte. Jack dachte an Alans Pläne für Taylor und Rachel. Mit Eric würde er ähnlich verfahren.
    Jack hatte all dies schon bedacht und wagte nun den zweiten Schritt: »Ihnen ist bewusst, dass Ihr Patient den Mörder mit eigenen Augen gesehen hat.«
    »Ja, aber das ändert nichts an meiner Haltung.«
    »Auch nicht auf die Gefahr hin, dass er stirbt?«
    Temple reagierte sichtlich irritiert. »Wie bitte?«
    »Sehen Sie das Paket auf dem Bett hinter Ihnen, das, auf dem Erics Name geschrieben steht?«
    »Was ist damit?«
    »Darin steckt eine Bombe.«
    Temple wurde bleich. Er riss die Augen auf.
    »Ich tippe auf C4«, sagte Jack. »Kennen Sie sich aus mit Sprengstoffen, Doktor?«
    »Nein.«
    »Wenn Eric das Paket öffnet, bleibt vom Krankenhaus nicht viel übrig. Es bietet sich dann hier stattdessen ein Anblick, der nicht so leicht zu vergessen sein wird. Ich war in diesem Sommer schon zweimal mit einem solchen Bild konfrontiert.«
    »Nur gut, dass Sie das Paket rechtzeitig gefunden haben«, entgegnete Temple, um Fassung bemüht.
    »Dieses Paket. Der Sandmann wartet darauf, dass die Bombe hochgeht. Wenn er jetzt vergeblich wartet, wird er eine weitere zu platzieren versuchen, oder er denkt sich etwas anderes aus. Er ist sehr gerissen. Haben Sie in den Zeitungen gelesen, wie er diese Überwachungskamera mit Hilfe eines herkömmlichen Pagers in eine Bombe umgewandelt hat, die sich mit einem Telefonanruf zünden lässt? Wer weiß, vielleicht wird er das nächste Mal eine Bombe im Foyer

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