Scream
verstecken. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er in diesem Augenblick unten vor dem Krankenhaus steht, inmitten all der Reporter. Womöglich ist dieses Zimmer hier verwanzt, und er hört alles, was wir sagen.«
»Wir werden Eric verlegen.«
»Wohin?«
»In solchen Fragen sind Sie der Experte.«
»Dann werden Sie mir hoffentlich glauben, wenn ich Ihnen sage, dass der Sandmann den Jungen überall finden und töten wird. Und Sie wären der Nächste.«
»Ich?«
»Eric hat Ihnen vielleicht etwas erzählt, das Sie mir mitteilen könnten. Womöglich erwähnen Sie es sogar Ihrer Frau gegenüber. Es kann durchaus sein, dass sich der Sandmann gerade vornimmt, Ihnen und Ihrer Familie einen Besuch abzustatten. Sie wissen ja, wie solche Besuche ausgehen, nicht wahr?«
Insgeheim bezweifelte Jack, dass der Sandmann selbst käme. Wahrscheinlicher ist, dass Alan Lynch einen Killer anheuert. Ja, Doktor, Sie hören richtig, das FBI trachtet Ihnen nach dem Leben. Es kann keine Mitwisser brauchen und wird mit allen Mitteln vertuschen wollen, wofür Sie mit Ihren Steuergeldern bezahlt haben. Kaum zu glauben, nicht wahr? »Ich hoffe, ich habe mich verständlich ausgedrückt.«
»Sie wollen mich doch nur einschüchtern.«
»Ich sage Ihnen die Wahrheit.«
»Ich weiß, was Sie denken, dass nämlich Eric noch zu jung ist und nicht selbst für sich entscheiden kann. Sie wollen, dass ich als Therapeut zurücktrete und zulasse, dass ein Elfjähriger noch mehr traumatisiert wird.« Temple versuchte, sich zu behaupten, aber seine Worte klangen eher ängstlich als verärgert. »Dass ausgerechnet Sie mit Ihrer Geschichte so etwas verlangen –«
Wertvolle Zeit verstrich ungenutzt.
»Doktor, ich versuche einen Psychopathen zu fassen, der drei Familien ausgelöscht hat und einen weiteren Anschlag plant. Uns bleibt nicht viel Zeit. Ihr Patient ist die einzige Person, die ihn gesehen und seine wahre Stimme gehört hat. Er ist unser einziger Zeuge. Ich würde ihn auch lieber in Ruhe lassen, muss ihn aber unbedingt sprechen. Wir alle – Sie, ich, Ihre Familie, Eric, das ganze Krankenhauspersonal – sind in äußerster Gefahr.«
Duffy, der immer noch an der Wand lehnte, gab Jack mit einem Wink zu verstehen, dass er sich beruhigen sollte.
»Ich habe den Jungen unter dem Bett hervorgezogen und weiß, dass er alles mit angesehen hat. Ich weiß auch, wie qualvoll es für ihn sein wird, was ihm bevorsteht. Natürlich wär’s mir lieber, wenn ich ihn mit meinen Fragen verschonen könnte, aber mir bleibt keine andere Wahl. Vielleicht ist Eric der Einzige, der weiteres Blutvergießen verhindern kann.«
Temple war kurz davor zu gehen.
»Ich will nicht, dass dem Sandmann noch eine Familie zum Opfer fällt. Helfen Sie mir, Doktor. Ich flehe Sie an, bitte, helfen Sie mir.«
Temple starrte auf das Paket . Mach, was du willst, dachte Jack. Ich gehe da jetzt rein, mit oder ohne Erlaubnis. Du könntest es mir leichter machen, Doktor.
»Ich möchte dabei sein, wenn Sie ihn befragen«, sagte Temple schließlich.
»Einverstanden«, erwiderte Jack.
»Ebenso die Großmutter.«
»Keine gute Idee.«
»Zugegeben, aber Eric wird sie nicht gehen lassen. Ihre Anwesenheit könnte ihm Halt geben.«
Jack und Duffy tauschten Blicke.
»Darüber lässt sich nicht verhandeln.«
»Einverstanden«, gab Jack nach. »Sonst noch was?«
»Sie können beide mit reinkommen, aber nur einer von Ihnen wird Fragen stellen. Ich schlage vor, dass Sie, Detective Casey, mit dem Jungen sprechen. Sie haben ähnliche Erfahrungen gemacht und können mit ihm fühlen. Geben Sie ihm zu verstehen, dass Sie weniger als Polizist denn als Betroffener zu ihm kommen.«
»Das werde ich. Danke, Doktor.«
»Bitte machen Sie keinen Fehler. Falls sich Eric aufregen oder irgendwie nervös reagieren sollte, schreite ich ein, und die Befragung ist zu Ende. Verstehen wir uns, meine Herren?« Temples Tonfall duldete keinen Widerspruch. »Lassen Sie mich zuerst mit der Großmutter sprechen und sie auf Ihren Besuch vorbereiten.« Er drehte sich um und ging aus dem Zimmer.
Duffy zeigte auf das Päckchen. »Was ist denn da tatsächlich drin?«
»Grußkarten von Erics Freunden und ein paar Spielsachen. Ich habe alles zusammengepackt und den Namen des Jungen draufgeschrieben.«
Duffy grinste. »Ganz schön hinterhältig.«
Jack war nicht stolz darauf. Er fühlte sich mies. Aber um den Jungen vor dem Sandmann und Alan Lynch zu schützen, nahm er ein schlechtes Gewissen in Kauf.
LX
Eric Beaumont saß
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