Scream
Balsam der Vergeltung spüren können. Durch Gott würde er gesunden.
Jetzt war es an der Zeit, dass er sich um Jack kümmerte.
Gabriel blickte nach links auf das Haus an der Ecke. Es dauerte nicht lange, und zwei Agenten bestiegen einen Pathfinder, mit dem sie losfuhren, um Essen zu besorgen. Bestimmt hatten sie von Mike Abrams erfahren, dass Ronnie Tedescos Männer vergiftet worden waren. Also gaben sie Acht, und das war gut so.
Der Pathfinder rauschte vorbei. Gabriel setzte sich die Polizeimütze auf und stieg aus seinem Streifenwagen. Die Luft war heiß, aber nicht drückend. Es wehte ein angenehmer Wind.
Im Haus befanden sich nur zwei Agenten. Mit ihnen würde er leicht fertig werden. Und dann waren da noch Taylor Burton und das kleine Mädchen Rachel, die dran glauben mussten.
Gabriel schmunzelte. Er konnte es kaum erwarten, ihre Schreie zu hören.
LXIV
Joseph Russell, der Geschäftsführer der Niederlassung von Priority One in Newton, saß mit einem Freund in einem Restaurant, als der Bezirksdirektor anrief und ihm sagte, er solle schleunigst ins Büro zurückkommen; der im Fall Sandmann ermittelnde Detective wolle mit ihm sprechen.
Wenige Minuten später war Russell zur Stelle. »Detective Casey, wollen Sie damit etwa sagen, der Sandmann könnte einer meiner Angestellten sein?«
»Möglich wär’s. Jedenfalls hat der Sandmann Zugriff auf Ihr Computersystem, und darüber ist es ihm offenbar gelungen, den Code der Alarmanlage im Haus der Beaumonts in Erfahrung zu bringen.«
Russell schüttelte den Kopf. »Wie er das geschafft haben soll, ist mir unbegreiflich. Selbst wenn er unsere Firewall überwunden haben sollte, was ich mir nicht vorstellen kann, hätte er, um an die Daten heranzukommen, mehrere alphanumerische Passwörter kennen müssen, die in wöchentlichem Turnus geändert werden. Nein, unmöglich.«
»Versuchen wir’s mit einem anderen Ansatz. Angenommen, ich würde bei Ihnen anrufen und behaupten, den Code meiner Alarmanlage vergessen zu haben. Würden Sie ihn mir telefonisch durchgeben?«
»Wenn Sie unserem Kundendienst die notwendigen Informationen geben können, ja.«
»Was sind das für Informationen?«
»Name und Adresse natürlich. Und dann die Standards: Details Ihrer Alarmanlage, Ihre Versicherungsnummer, Ihre Kunden- und Kreditkartennummer – die gleiche Prozedur, wie sie auch bei Banken üblich ist, wenn Sie telefonisch Geld überweisen wollen.«
»Wenn ich mich also als Kunde von Ihnen ausgeben würde und all diese Fragen beantworten könnte, würden Sie mir am Telefon den Code nennen.«
Russell räusperte sich. »So einfach ist das nicht –«
»Ja oder nein?«
»Detective Casey, so verfahren heute alle, jede Bank, jedes Unternehmen.« Russell zitterte. »Ich bin einunddreißig Jahre alt, arbeite nun schon seit sieben Jahren für Priority One. Ich habe mir erst vor kurzem ein Haus gekauft, um Himmels willen.«
»Mr. Russell –«
»Der Bezirksleiter wird mich feuern. Ich … ich kann nicht glauben, dass so etwas uns passiert ist.«
»Beruhigen Sie sich, Mr. Russell. Ihr Chef muss nicht wissen, was ich Ihnen gerade gesagt habe. Sie haben nichts zu befürchten.« Hör also auf zu flennen.
Russell schien sich zu entspannen. »Entschuldigen Sie. Ich habe ein schwaches Herz. Das ist erblich in meiner Familie.«
»Ich möchte, dass Sie mir helfen.«
»Okay.«
»Sie erwähnten Ihren Kundendienst.«
»Ja, was ist damit?«
»Wird dort Buch über eingehende Anrufe geführt?«
»Allerdings.«
»Haben Sie Einblick?«
»Natürlich.«
»Dann schauen Sie einmal nach, wann der Kunde Beaumont, eins-zwanzig-zwei Parish Road, das letzte Mal angerufen hat. Jetzt gleich.«
Russell drehte sich auf seinen Sessel herum und bediente die Tastatur seines Computers.
Weniger als eine Minute später zeigte er auf den Bildschirm.
»In diesem Jahr gab es zwei Anrufe. Im Februar wurde ein falscher Betrag abgebucht. Karen Beaumont machte uns darauf aufmerksam. Und als es im März erneut zu einer Fehlabbuchung kam, rief sie wieder an. Das Problem wurde im April gelöst.«
»Spätere Anrufe gab es nicht?«
»Nein, bedaure.«
»Könnte sie eine andere Nummer gewählt haben?«
»Um mit unserem Kundendienst in Kontakt zu treten? Nein, wir haben nur diese eine.«
Jack straffte die Schultern. Der Aufschwung, den er dem Alkohol verdankte, schlug ins Gegenteil um; er fühlte sich müde und erschöpft, brannte aber dennoch auf einen Ermittlungserfolg. Was hatte er übersehen?
Vor dem
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