Scream
Fenster war es dunkel geworden. Die Autos hatten ihre Scheinwerfer eingeschaltet. Dir läuft die Zeit weg. Streng dein Hirn an.
»Interessant.« Russell deutete wieder mit dem Zeigefinger auf den Bildschirm. »Am achtundzwanzigsten Juni, um siebzehn sechsundvierzig, kam ein Anruf über unsere Achthunderter-Nummer.«
»Ich kann Ihnen nicht ganz folgen.«
»Das ist die Telefonnummer unseres Callcenters in Dallas. Es steht Kunden zur Verfügung, die allgemeine Auskünfte über unsere Sicherheitssysteme wünschen.«
»Können Sie sehen, weswegen Mrs. Beaumont angerufen hat?«
»Nein, aber das lässt sich feststellen.«
Russell loggte sich in die Datenbank der Firma ein.
»Hier ist es, da, in der zweiten Zeile.« Russell zeigte wieder auf den Schirm.
Jack war plötzlich wieder hellwach.
Roger Beaumont hatte sich über das Callcenter mit dem Kundendienst in Newton verbinden lassen. In dem Vermerk einer Angestellten des Callcenters hieß es, der Kunde habe seinen Code vergessen und die Achthunderter-Nummer gewählt, weil er die Nummer der Zweigstelle in Newton nicht zur Hand gehabt habe.
Roger Beaumont kann’s nicht gewesen sein, denn seinetwegen hat seine Frau die Alarmanlage installieren lassen.
Am Ende des Eintrags war eine Telefonnummer angeführt. »Was ist das für eine Nummer?«, wollte Jack wissen.
»Unser Callcenter registriert und speichert sämtliche Rufnummern, sofern sie nicht unterdrückt werden. Das machen alle, die kostenlose Auskünfte anbieten. Sie sammeln Kundendaten und verkaufen diese an Marketingfirmen. Ganz legal.«
Die auf dem Bildschirm gezeigte Nummer hatte die Vorwahl sechs-null-drei. Der Anruf war aus New Hampshire gekommen. Roger Beaumont hatte jedoch, wie Duffy ihm mitgeteilt hatte, in Medford, Massachusetts, gewohnt.
Dass das Callcenter mit Telefonnummern und Kundendaten handelte, hatte der Sandmann offenbar nicht bedacht.
Und er wird wahrscheinlich von zu Hause aus angerufen haben, wo er vor seinem Computer saß und sich sicher fühlte.
Über die Nummer ließe sich eine Adresse ermitteln.
»Würden Sie mir das bitte ausdrucken?«
»Kein Problem«, antwortete Russell. »Kann ich Ihnen sonst noch irgendwie behilflich sein.«
»Ja, indem Sie über unser Gespräch Stillschweigen bewahren.«
LXV
Das Haus zu finden war nicht schwer. Scott Millers Techniker hatte das Handysignal, über das der Sandmann mit der BMP-Datenbank verbunden war, geortet. Es führte nach New London, in eine unbeleuchtete Sackgasse mit nur einem einzigen Haus. Es war dreistöckig, hatte hohe schmale Fenster und eine angebaute Garage für drei Fahrzeuge. Das Grundstück grenzte ans Wasser, wo sich ein Anlegesteg und ein Bootshaus befanden.
Alan Lynch lag auf einer kleinen, baumbewachsenen Anhöhe über dem Haus auf der Lauer. Es war stockdunkel, die Luft drückend heiß. Mit einem Nachtsichtgerät vor den Augen behielt er die Hausfront im Blick.
Die Fenster im Parterre waren abgedunkelt. Eines der heruntergezogenen Rollos ließ einen kleinen Ausschnitt frei, hinter dem Alan einen Lehnsessel erkennen konnte sowie den Teil einer Tischplatte, auf der sich ein Laptop befand.
Alan setzte das Nachtsichtgerät ab und wischte sich die schweißnasse Stirn mit dem Ärmel seines tarnfarbenen Hemdes. Gabriel LaRouche alias der Sandmann hatte einen perfekten Schlupfwinkel für sich gefunden. Es gab weit und breit kein anderes Haus, keine neugierigen Nachbarn. Das Haus war geräumig genug, um große Mengen an Sprengstoff zu lagern und die aus der Forschungseinrichtung in San Diego geraubten Computerteile zu installieren. Gardners Geld hatte ihm jeglichen Komfort möglich gemacht.
Und den Erfolg dieser Mission sichergestellt, dachte Alan. Das Sonderkommando für die Befreiung von Geiseln, kurz HRT, würde, von Zeugen unbehelligt, das Haus stürmen, LaRouche eliminieren und lautlos wieder abziehen, ohne dass irgendjemand etwas davon erführe. In ein paar Minuten wäre das Problem aus der Welt.
Alan spürte, wie sich der seit Wochen in ihm aufgestaute Druck zu lösen begann. Alles lief nach Plan. Bald würde er wieder frei durchatmen können.
Aber du musst auch noch diesen Fletcher unschädlich machen.
Eins nach dem anderen.
Er stand auf, lief den Abhang hinunter und näherte sich dem schwarzen Transporter, in dem Frank Brungardt, der Kommandant des H RT, auf ihn wartete.
Die Fenster waren schwarz verhängt, um zu verhindern, dass das Licht der Monitore nach draußen sickerte. Brungardt hockte vor einem dieser
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