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Scream

Scream

Titel: Scream Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Mooney
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Brustkasten waren schwarz bemalt. Die schwarz gefärbten kurzen Haare standen ihm vom Kopf ab. Schwarz waren auch seine Jeans und die Stiefel. Er stand zwei Schritte vor Jack und breitete die Arme aus wie ein Schauspieler, der seinen Beifall entgegennahm. Hinter ihm, auf Tischen vor einer bröckelnden Wand, brannten Dutzende von Kerzen.
    Der Sandmann lächelte. Seine Zähne waren gespenstisch rot.
    »Woran denken Sie?«
    Jack antwortete nicht. Er kämpfte gegen die Bilder in seinem Kopf an, die so lebendig wirkten, als wären sie unmittelbar gegenwärtig. Dann rückte der Raum in den Focus. Er saß auf einem Drehstuhl, gefesselt. Das Hemd war ihm ausgezogen worden. Warum?, fragte er sich. Wo zum Teufel bin ich hier? Er konnte kaum glauben, auch nur in der Nähe des Hauses in Epping, New Hampshire, zu sein. Woher wusste er, dass ich komme?
    Du bist ihm geradewegs in die Falle gelaufen.
    »Ein bisschen theatralisch, ich weiß.« Der Sandmann kam einen Schritt näher und beugte sich über ihn. »Es ist, als würden Sie sich selbst im Spiegel sehen, nicht wahr?«
    Nur keine Angst zeigen. Tu ihm den Gefallen nicht.
    »Ich sehe nur einen Mann, der schwer gestört ist.«
    Der Sandmann lachte. »Es gefällt mir, Jack, wie Sie mit Ihrer dunklen Seite umgehen und so tun, als wäre sie Ihnen im Grunde fremd.«
    Der Sandmann ging in die Knie und legte ihm die gefalteten Hände auf den Schoß. Es schien, als parodierte er einen reuigen Sünder, der auf Vergebung und Segen hoffte. Auf seinen Augen lagen schwarze Kontaktlinsen. Jack glaubte, in zwei dunkle Tunnel zu blicken.
    »Auch wenn Sie Ihre Stimme noch so verstellen, höre ich ihr den Hunger an, der Sie treibt, Jack. Wir beide wissen, was mir bevorstünde, wenn ich Sie jetzt losbinden würde.«
    Die Schnüre schnitten ihm in die Haut, als er, den Blick auf die Augen des Sandmanns gerichtet, seine Hände zu bewegen versuchte und nach den Sohlen seiner Stiefel tastete. Gott sei Dank, er hat’s nicht entdeckt. Die Erleichterung darüber war so wohltuend wie Wasser, das durch eine ausgetrocknete Kehle rann. Jetzt galt es, den Sandmann irgendwie abzulenken.
    Der Sandmann legte ihm eine Hand auf die Brust. »Unsere Herzen schlagen für dasselbe Ziel. Nach dem Mord an Slavitt haben Sie doch endlich wieder tief und fest schlafen können, stimmt’s?«
    Schräg hinter dem Sandmann stand eine Tür offen, die in einen Flur hinausführte. Das Licht der Kerzen fiel auf eine Treppe.
    »Schauen Sie mich an, Jack.«
    Er gehorchte, doch sein Blick war nach innen gerichtet. Du musst jetzt nur das Messer aus dem Absatz ziehen und die Fesseln aufschneiden. Der Sandmann hat keine Waffe zur Hand. Du könntest ihm, so nah er dir jetzt ist, an den Hals springen . Jack verspürte ein eigentümliches Durstgefühl in der Kehle.
    »Dieser Sirenengesang Ihrer Wünsche ist wirklich unwiderstehlich, geradezu hypnotisierend, nicht wahr?«
    Sag etwas. Verunsichere ihn und sorg dafür, dass er nicht auf deine Hände achtet.
    »Wir wissen, wer Sie sind.« Jack krallte die Fingernägel in den Spalt zwischen Absatz und Schuhferse. »Wir wissen, wo Sie wohnen und wie Sie aussehen. Wir wissen alles über Sie, und schon in wenigen Minuten wird es hier von Polizisten nur so wimmeln.«
    »Jack, Jack, Jack. Selbst wenn es wahr wäre, was Sie da sagen – wir sind meilenweit von Epping entfernt. Stellen Sie sich den Tatsachen.«
    Der Sandmann erhob sich und langte mit der Hand hinter die Stuhllehne. Verdammt. Jack ließ vom Stiefelabsatz ab. Der Sandmann rollte den Stuhl ein wenig nach rechts, weg von der Tür.
    Auf einem Tisch standen ein Fernseher und ein Videorecorder. Jack spürte, wie ihm der Sandmann von hinten das Kinn auf die Schulter legte und ins Ohr atmete. Ein Hosenbein streifte über seinen Handrücken. Ich muss ihn von dahinten wegbekommen.
    Der Bildschirm leuchtete auf. Im Hintergrund spielte immer noch die Rhapsodie espagnole.
    »Sehen Sie mal«, flüsterte der Sandmann.
    Das Video war vor kurzem aufgenommen worden. Jack sah sich im Haus der Dolans auf einem Sessel sitzen und Whisky trinken, sah, wie er auf die blutbefleckten Stühle am Fußende des Bettes starrte und Selbstgespräche führte.
    »Ich habe mir erlaubt, die Kameras, die Sie entfernen ließen, zu ersetzen«, erklärte der Sandmann. »Wie Sie sehen, ist das Bild von hervorragender Qualität. Ebenso der Ton. Er ist so gut, dass ich fast den Namen Priority One gehört hätte, als Sie Duffy nach der Firma fragten, die bei den Beaumonts die

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