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Scream

Scream

Titel: Scream Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Mooney
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ab.
    Der Lärm war ohrenbetäubend. In der dicken Glasscheibe zeigte sich ein Loch, umkränzt von Haarrissen. Munn feuerte wild drauflos, bis der Bolzen nur noch klickte. Die Scheibe war durchlöchert, aber ansonsten intakt.
    Ein neues Magazin einzusetzen hatte keinen Zweck. Er warf die Pistole auf den Boden, rannte zum Schreibtisch, packte den Bürosessel bei den Armlehnen und schleuderte ihn mit voller Wucht gegen das Fenster. Das Glas splitterte, zerbrach aber nicht. Immer wieder rammte Munn das Drehgestell gegen die Scheibe. Vor Anstrengung wurde er rot im Gesicht, und im Geiste hörte er die Zeitschaltuhr ticken.
    »Geh endlich kaputt, los, du sollst zerbrechen!«
    Plötzlich barst die Scheibe. Der Sessel glitt ihm aus den Händen und flog mit Tausenden von Glassplittern nach draußen. Von tief unten war schwach ein Schrei zu hören.
    Das Loch im Fenster war hüfthoch und sah aus wie das aufgerissene Maul eines Hais. Munn trat mit dem Fuß ein paar Scherben weg, bis es groß genug war, um hindurchzuschlüpfen. Mit einer Hand am Rand der Scheibe abgestützt, zwängte er sich durch das Loch und spürte scharfe Zacken durch Jacke und Hose ins Fleisch schneiden.
    Munn wischte sich das Wasser aus den Augen. Ihn schwindelte, als er nach unten blickte. In der Tiefe lag der Bürosessel zwischen Scherben, die in der Sonne wie Diamanten glitzerten. Menschen strömten aus dem Eingang. Wahrscheinlich glauben sie, es handelt sich bloß um eine Übung für den Notfall, dachte er. Eine kleine Gruppe aber, die etwas abseits stand, war auf den Sessel am Boden und den Mann hoch oben vor dem Fenster im vierten Stock aufmerksam geworden.
    Munn formte die freie Hand zu einem Trichter, hielt sie vor den Mund und schrie: »VERSCHWINDET! ES WIRD HIER GLEICH EINE BOMBE HOCHGEHEN! BRINGT EUCH IN SICHERHEIT!«
    Seine Worte taten ihre Wirkung. Die Leute schwärmten in alle Richtungen auseinander. Munn blickte hinüber zum Parkplatz. Er sah seinen Mietwagen und spürte die Schlüssel auf den Oberschenkel drücken. Es gab nur einen Ausweg. Springen. Er starrte nach unten.
    Tu’s nicht. Du stürzt dich zu Tode.
    Dir bleiben noch fünf Minuten, und du hast keine andere Wahl. Willst du’’s drauf ankommen lassen oder nicht doch lieber zusehen, dass du hier wegkommst?
    Mit einem kurzen Gebet auf den Lippen löste er sich vom Fenster und sprang.
    Der Boden flog auf ihn zu. Im festen Glauben daran, überleben zu können, wappnete er sich für den Aufprall. Konzentrier dich, denk positiv … Er traf auf dem Pflaster auf, und alle Zuversicht platzte wie eine Seifenblase. Die Beine knickten ein, er kippte nach hinten weg und schlug mit dem Kopf auf Stein.
    Seine Knie, verfluchte Scheiße! Der Schmerz, der ihn durchfuhr, war schlimmer als damals in Vietnam, als er seinen Fuß auf eine Springmine gesetzt hatte. Er konnte die Augen nicht öffnen, doch seine Ohren funktionierten und hörten Schreie, das Schlagen von Autotüren, durchstartende Motoren und quietschende Reifen.
    Steh auf, verdammt noch mal, komm auf die Beine!
    Munn wälzte sich auf die Seite. Ihm war, als hätte man ihm die Knie herausgerissen, und er glaubte spüren zu können, wie sein rechtes Bein feucht wurde. Er musste warten, bis der Schmerz ein wenig abgeklungen war. Er konnte sich nicht bewegen. Er wollte es nicht.
    Eine Stimme übertönte den Schmerz: Du hast es in Vietnam geschafft und wirst jetzt nicht schlappmachen. Sei kein Waschlappen und setz dich in Bewegung. Los, verdammt, beweg dich!
    Er zwang sich, die Augen zu öffnen, und rollte auf die linke Seite. Jetzt sah er es: Unter dem rechten Knie stak ein Knochen aus dem Hosenbein, das blutdurchtränkt war. Das linke Bein schien in Ordnung zu sein.
    Himmelherrgott, du weißt, was plastischer Sprengstoff anrichtet. Willst du hier verrecken? In Fetzen zerrissen und unter Trümmern begraben? Willst du hier liegen bleiben, obwohl dein Auto nur ein paar Schritte entfernt steht?
    Die Entschlossenheit, mit der er sich in Vietnam gerettet hatte, war plötzlich wieder da und machte die Schmerzen fast vergessen. Auf dem heil gebliebenen Knie abgestützt, raffte er sich auf und taumelte auf die Stufen zu, die zum Parkplatz hinaufführten.
    Junge, die Zeit läuft. Du hast vielleicht noch fünf Minuten. Beweg dich, mach hin, du kannst es schaffen, also beweg deine verdammten Knochen. Bewegung, los!
    Konzentrier dich auf das Auto.
    Genau das tat er. Das Auto war seine Rettung. Er hatte die Schlüssel, brauchte nur einzusteigen und Gas zu

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