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Scream

Scream

Titel: Scream Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Mooney
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warum sollte Gardners Laptop ans Stromnetz des Hauses angeschlossen sein? Und warum zum Teufel ist der Kasten überhaupt hier oben?
    Alle Fragen waren vergessen, als er in den blinkenden Lichtern auf dem Bildschirm Buchstaben zu erkennen glaubte. Nein, es waren Zahlen. Er sah genauer hin. 9:50. Zuerst glaubte er, es sei die Uhr des Laptops. Doch dann wechselte die Ziffernfolge auf 9:49,9:48,9:47 …
    Das war keine Zeitangabe.
    Das war ein Countdown.
    Munn versuchte, sich einen Reim darauf zu machen. Mit wachsender Sorge spähte er durch den Hohlraum über der abgehängten Decke. Er brauchte nicht lange zu suchen.
    Der Laptop lag in einem Nest aus verschiedenfarbenen Kabellitzen, die sich wie zu einem großen Spinnennetz nach allen Seiten hin verstrickten. Mit dem Schein der Stableuchte folgte er einem dieser Stränge bis hin zu einem ziegelsteingroßen Paket in braunem Umschlagpapier und mit einem schwarzen Aufdruck: C4.
    Munns Augen weiteten sich.
    Er starrte auf eine Bombe.

XIII
    Die normalste Reaktion beim Anblick einer Bombe war Panik, zumal zu befürchten stand, dass noch weitere Sprengstoffquader in der Nähe versteckt waren. Munn spürte eine Heidenangst in sich aufsteigen; sie schnürte ihm die Brust zu und nahm ihm die Luft. Doch zum Glück wusste er sich zu beherrschen. Schon als junger Mann hatte er gelernt, seine Emotionen unter Kontrolle zu halten. Probleme waren nur mit dem Verstand zu lösen. Panik oder Wut half einem kein Stück weiter.
    Wenn der Bombenleger so schlau gewesen war, eine Zündvorrichtung zu installieren, die erst mit der Eingabe des richtigen Zugangscodes in Funktion gesetzt wurde, hatte er mit Sicherheit auch dafür gesorgt, dass sich seine Sprengsätze nicht ohne weiteres entschärfen ließen. Munn hatte keine Ahnung von Bomben, geschweige denn von Elektrotechnik; es kam also für ihn überhaupt nicht in Frage, an dieser Installation herumzupfuschen.
    Problem: Er befand sich auf der vierten Etage eines Gebäudes, in dem insgesamt rund zweihundert Personen ihrer Arbeit nachgingen, und blickte auf eine komplizierte Sprengvorrichtung, deren Sprengkraft womöglich ausreichte, eine Kleinstadt dem Erdboden gleichzumachen. Das Gebäude musste schnellstmöglich evakuiert werden. Aber wie?
    Lösung: Feueralarm auslösen.
    Und hoffentlich werden auch die verdammten Türsicherungen aufgehoben, wenn Alarm gegeben wird. Sonst stecken wir alle in der Falle.
    Er warf einen letzten Blick auf den Zähler – 8:20. Es blieben also noch gut acht Minuten Zeit. Er schaute sich im Büro um. Einen Feuermelder sah er nirgends, wohl aber Sprinkler unter der Decke.
    Seine Krawatte aus dem Ramschladen bestand aus Kunstseide. Kunstseide brannte nicht, sie schmolz. Er brauchte etwas, das brannte und Rauch entwickelte. Danach durchsuchte er seine Taschen und fand etwas. Sein Taschentuch aus Baumwolle.
    (Schnell, Henry, Beeilung, verdammt noch mal!)
    Er wickelte es um einen der Sprinkler, fischte das Feuerzeug aus der Hosentasche und steckte das Tuch in Brand. Eine orangefarbene Flamme fraß sich durch den Stoff, aus dem schwarzer Rauch aufstieg. Ohne auf seine schmerzenden Knie Rücksicht zu nehmen, sprang er vom Tisch und langte nach dem Telefonhörer, um DeWitt anzurufen.
    Der Apparat ließ kein Freizeichen hören.
    Munn schlug auf die Gabel, doch es tat sich nichts.
    Die Feuersirene heulte los; Wasser spritzte aus den Sprinklern. Er stürzte durch den kalten Nieselregen auf die Tür zu und zerrte am Knauf. Die Tür war verschlossen. Das darf nicht wahr sein, dachte er. Auf dieser Seite der Tür gab es kein elektronisches Schloss mit Tastatur. Sie müsste sich so öffnen lassen. Er versuchte es noch einmal. Vergeblich.
    Das wird bestimmt vom Laptop aus gesteuert, keine Frage. Das Ding hängt am Sicherheitssystem. Darum ist die Zeitschaltuhr des Zünders angesprungen, als ich Gardners Zugangscode eingetippt habe. Und jetzt hat mich dieser verfluchte Laptop eingesperrt.
    Wieder stieg Panik in ihm auf. Er drängte sie zurück . Denk nach. Du bist im vierten Stock und musst so schnell wie möglich raus. DENK NACH!
    Das schrille Heulen der Sirene bohrte sich ihm in den Kopf. Er kehrte der Tür den Rücken und blickte in den Raum. Durch den Vorhang aus feinen Wassertröpfchen, die von der Decke regneten, sah er die verwitterten Felsen vor dem Fenster. Bevor er einen klaren Gedanken fassen konnte, hatte er mit der rechten Hand seine Glock aus dem Holster gezogen. Er richtete die Waffe aufs Fenster und drückte

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