Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Scream

Scream

Titel: Scream Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Mooney
Vom Netzwerk:
Wirkung tat. Wie auch die Wut, Jack, vergiss nicht die Wut, erinnerte ihn eine Stimme. Es hatte sechs Monate gedauert, bis er von diesen psychischen Tumoren befreit war. Wollte er jetzt riskieren, dass er wieder davon befallen wurde?
    Seine Vorstellungskraft würde er ohne weiteres neu beleben können. Das war nicht das Problem. Angelockt käme sie von selbst. Problematisch war die Zweischneidigkeit dieser Phantasie. Ja, sie würde ihm Aufschlüsse über den Sandmann ermöglichen, gleichzeitig aber auch die Dämme einreißen, die er aufgeschüttet hatte, um sich vor den Albträumen und Einflüsterungen aus früheren Fällen, vor den damit verbundenen Ängsten und Gefühlsstürmen zu schützen.
    Amandas Traumstimme sprach wieder zu ihm: Du hast es mir versprochen, Jack, erinnerst du dich? Versprochen, dieses eine Mal dein Wort zu halten.
    Er starrte auf den Schutthaufen. Im Geiste sah er Alex Dolan in seiner kurzen, durchnässten Unterhose gefesselt auf dem Stuhl. Er sah die gesichtslosen Opfer von Familie Nummer drei, bestialisch gefoltert und ermordet.
    Mir bleibt keine andere Wahl, Amanda. Es tut mir leid.
    Jack näherte sich dem Schutt und stocherte darin herum.
    Bevor der Bulldozer gekommen war, hatte er, Jack, zusammen mit Burke das Trümmerfeld durchsucht und die Reste eines Infrarotsensors entdeckt, der offenbar Teil einer handelsüblichen Alarmanlage war. Die Roths hatten jedoch keine Alarmanlage in ihrem Haus installiert, ebenso wenig wie die anderen Familien, die in der Straße wohnten. Mit Hilfe eines Massenspektrometers hatte Burke an diesem Fundstück später Spuren von C4 nachweisen können.
    Weitere Teile der Bombe hatten sie nicht finden können. Fast alle Beweise lagen auf dem Meeresgrund, und es war in den Tagen und Wochen danach kein einziges Indiz aufgetaucht oder an Land gespült worden.
    Umso überraschter war Jack, als er jetzt ein Nylonseil entdeckte, das zwischen Brocken von Zement steckte. Er zog es heraus – es war rund fünfzehn Zentimeter lang erkannte Blutspuren am Ende des Stücks und rief die Bilder auf, die er in jener Nacht vor Augen gehabt hatte.
    Wenig später verlor sich der Eindruck der Hitze im Nacken, des heißen Windes, der Geräusche vom Strand und der Schweißperlen, die ihm von der Stirn rannen. Alles um ihn herum war vergessen, und er tauchte mit wohligem Gefühl durch eine warme Haut aus schwarzem Wasser.
    Die Stimmen der Vernunft, die über seinen Geisteszustand wachten, warnten und forderten ihn auf umzukehren, und für einen kurzen Moment spürte er, wie ein Teil von ihm an die Oberfläche zurückdrängte; er dachte an Taylor, die ihn mit Zärtlichkeit und Wärme wieder aufgebaut hatte, gab aber schließlich der Kraft nach, die ihn immer tiefer zog, so selbstverständlich und leicht wie der Atem.
    Die Nacht im Haus der Roths: Ich gehe durch den Flur. Hinter der Schlafzimmertür ist Larry Roth zu hören, wie er kämpft. Ich lege die Hand auf den Türknauf; erfühlt sich kalt an. Ich stürze ins Zimmer. Momentaufnahmen. Bruchstücke der Erinnerung: Wie heiß und feucht es hier ist. Der Schweiß. Ich schnappe nach Luft und rieche Kupfer. Und die Fenster fallen mir auf. Die Fenster sind unverblendet. Draußen wird ein Feuerwerk abgebrannt. Glühende Kugeln, Feuerschweife und Funkenregen, Farben, die über das angstverzerrte Gesicht von Larry Roth flackern.
    Dann die Stimme des Sandmanns aus der anderen Nacht: Ich habe Sie heute vor dem Haus beobachtet.
    Jack erinnerte sich an den genauen Wortlaut. Er hatte das Telefongespräch aufgezeichnet, bevor er nach Maine gefahren war, wo er den Kassettenrecorder wie auch den Aktenordner und seine Pistole hatte zurücklassen müssen.
    Und dann hatte der Sandmann noch etwas gesagt, über die Art, wie er, Jack, aus dem Haus der Roths gelaufen war …
    Diesmal schienen Sie gelassener zu sein, nicht so fahrig wie im vergangenen Monat.
    Woher weißt du, dass ich aus dem Haus gelaufen bin? Du warst vor Ort und hast alles mit angesehen, stimmt’s? Natürlich. Aus nächster Nähe, das bringt dir am meisten, nicht wahr? Wo genau hast du gestanden? Am Strand? In der Menge dort wärst du nicht aufgefallen. Aber es hätte gefährlich für dich werden können, so nah dran, wenn die Trümmer fliegen. Viel zu riskant. Du hattest schließlich noch Pläne für die Familie Dolan.
    Aber zugesehen hast du.
    Aus sicherer Entfernung?
    Von einem Boot aus vielleicht. Mit einem Feldstecher – oder besser noch: mit einem Nachtsichtgerät. Nein, kein

Weitere Kostenlose Bücher