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Scream

Scream

Titel: Scream Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Mooney
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ins Zimmer kommen und ihre Leiche finden, unters Bett kriechen und, wie von Stromschlägen geschüttelt, lautlos schreien.
    Immer mehr Wut staute sich in Jack auf, Wut auf das, was sich hier in diesem Schlafzimmer zugetragen hatte, was seiner eigenen Frau widerfahren war und was ein elfjähriger Junge würde durchmachen müssen, wenn er aus seinem psychischen Koma erwachte.
    Und Jack konnte die Wut des Wahnsinnigen nachempfinden, sie auf der eigenen Zunge schmecken.
    Fletcher holte tief Luft. »Es gibt doch nichts, was die Sinne stärker reizen könnte als der Geruch von Blut.« Er stand am Fußende des Bettes und betrachtete Jack in aller Seelenruhe.
    Jack blickte zur Decke auf.
    »Keine Sorge. Unser Freund kann uns nicht hören.«
    »Beobachtet er uns?«
    »Er versucht’s, und ich vermute, er wird ziemlich frustriert sein.«
    »Von Burke weiß ich, dass Sie vier Minikameras entdeckt haben.«
    »Ja. Zwei Paare, die die Straße nach beiden Seiten hin überblicken.« Fletcher schaute auf seinen Laptop. »Sie sind immer noch nicht eingeschaltet. Er weiß, dass es bei dem Gewitter keinen Zweck haben würde. Deshalb spart er Strom und wartet, bis es sich verzogen hat. Danach, so fürchte ich, wird es ernst.«
    »Kennen Sie die Frau?«, fragte Jack.
    »Nein. Wie gesagt, Graves war eine sehr große Einrichtung.«
    Fletcher kam um das Bett herum und sah Jack ins Gesicht. Seine schwarzen Augen schimmerten wie flüssiges Licht.
    »Was steht an, Detective? Wollen wir mühsam Beweismittel sammeln und in Ihre Plastiktütchen stecken, oder wär’s nicht besser, wenn wir uns ein paar Gedanken machten?«
    »Der Sandmann wurde gestört.«
    »Ja. Er hat nicht alles erreicht, was er wollte. Wer, glauben Sie, ist der Unglücksrabe da am Boden?«
    »Ihr Exmann.«
    »Wie kommen Sie darauf.«
    »Auf seinem Führerschein steht eine andere Adresse.«
    »Aber das ist nicht der eigentliche Grund Ihrer Vermutung.«
    »Alles deutet daraufhin, dass sie allein gelebt hat.«
    Fletcher schmunzelte. »Sie haben anscheinend den Dildolutscher in der Nachttischschublade gefunden.«
    »Es gibt hier nichts, was einem Mann gehört, keine Socken, keine Krawatten, kein Rasierwasser. Der Sandmann wusste das. Er hat mit den beiden nicht gerechnet. Ihr Exmann und der gemeinsame Sohn haben seine Pläne durchkreuzt.«
    »Vielleicht hat er sie auch kommen lassen. Unser Freund hat ein Faible fürs Theater.«
    »Nein. Er dachte, er wäre allein.« Jack zeigte aufs Badezimmer. »Da hat er gewartet, und als Beaumont ins Schlafzimmer trat, ist er hervorgekommen und hat ihm eine Kugel durch den Hinterkopf geschossen. Da war die Frau noch am Leben.«
    »Woraus schließen Sie das?«
    »Auf ihrer rechten Gesichtshälfte sind Blutspritzer. Sie sah den Sandmann aus dem Schatten hervortreten, sah, wie er mit der Waffe auf ihren Mann zielte, und wandte sich verschreckt nach links ab. Das Blut aus der Austrittswunde spritzte ihr entgegen.«
    »Seltsam, dass der Junge im Haus geblieben ist, als er die Schüsse hörte.«
    »Der Sandmann hat einen Schalldämpfer verwendet. Das zeigen die Kontaktspuren auf der Stirn der Frau. Der Junge hat vielleicht Geräusche gehört – als sein Vater zu Boden ging – und aus irgendwelchen Gründen beschlossen, sich zu verstecken.«
    »Was ist mit den vielen Einschüssen im Rücken?«
    »Der Sandmann war wütend, weil er gestört wurde.«
    »Apropos, was machen Sie eigentlich mit Ihrer Wut?«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.«
    »O doch, das wissen Sie. Sie denken an den Jungen und kochen vor Wut. Nehmen Sie diese Wut an, kosten Sie sie aus. Das nächste Mal können Sie dann vielleicht die Augen schließen und die gnädige Ruhe finden, nach der Sie so sehr verlangen.«
    Der Himmel flackerte; silbrige Blitze ließen das dunkle Schlafzimmer aufleuchten. Durch die verschlossenen Fenster hörte Jack Türen schlagen. Fletcher blickte nach draußen auf die Straße.
    (»So beginnt der Marsch der hohlen Männer.««
    Jack folgte seinem Blick. Zwei schwarze Transporter parkten auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Bei dem vorderen war das Fenster auf der Fahrerseite heruntergelassen.
    Jack öffnete das Fenster einen Spaltbreit und hörte jemanden sagen: »– können da nicht rein, tut mir leid.«
    »Holen Sie ihn raus, sofort «, entgegnete eine vertraute Stimme.
    »Typisch Alan, kommt immer ungelegen«, meinte Fletcher.
    Der Sprengstoffexperte drehte sich um und wechselte ein paar Worte mit einem Kollegen. Wenig später hörte Jack die

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