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Scream

Scream

Titel: Scream Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Mooney
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Aktenkoffer und hörte einen schrillen Dauerton in seinem Kopf. Bilder aus zahllosen Albtraumszenarien kamen ihm in den Sinn und machten ihn benommen.
    »Sie glauben also, die Bombe ist aktiv.« Jacks Stimme klang gepresst.
    »Allerdings.«
    Jack hatte plötzlich eine Idee. Er nahm Fletchers Pager vom Gürtel und hielt ihn in der offenen Hand. »Das Ding stößt Impulse im Hochfrequenzbereich aus. Es ist jetzt auf mittlere Leistung eingestellt. Wenn ich es voll aufdrehe und in die Nähe der Aktentasche bringe, würden wahrscheinlich die Schaltkreise anfangen zu schmoren.«
    »Und die Bombe könnte hochgehen. Ich bin sicher, unser Freund hat mehrere Redundanzen eingebaut. Falls Sie es riskieren wollen, verziehe ich mich vorher.«
    »Und wenn wir den Roboter ranlassen?«
    »Der hat Klauen und keine Finger. Wie soll er damit Ihren Pager einstellen? Wenn wir ihm das voll aufgedrehte Ding zustecken und ihn losschicken, wird er spätestens nach wenigen Metern schlappmachen. Und außerdem, der Koffer ist voller Sensoren plus Schaltern, von denen ich noch nichts weiß.« Burke sah ihm in die Augen. »Der Scheiß kann uns jederzeit um die Ohren fliegen.«
    Jack starrte auf die Bombe; seine Haut prickelte. Burke massierte sich den Nacken. Die Narben in seinem Gesicht und am Hals sahen aus wie Kleckse aus weißem Gummi.
    »Ich weiß nicht, wie das Ding gebaut ist, wie all die verdammten Einzelteile zusammenpassen. Was hat es mit dem Handy und dem Pager auf sich? Der Sandmann könnte beides ansteuern. Vielleicht hat er es auch schon getan, und die Uhr läuft.« Burke blickte nervös auf. »Ich habe nicht den blassesten Schimmer, Jack. Der Scheißkerl hat diesmal alle Register gezogen.«
    Jack klemmte den Pager wieder an den Gürtel und sah sich im Schlafzimmer um. Falls der Sandmann auf der Lauer lag, würde er wahrscheinlich ungeduldig werden, weil es für ihn nichts zu sehen oder zu hören gab. Du könntest die Bombe jetzt detonieren lassen und uns pulverisieren. Worauf wartest du? Hatte er mitbekommen, dass der Junge gerettet worden war, ein Augenzeuge, der der Polizei nützliche Hinweise geben mochte? Oder war er, der Sandmann, schon weitergezogen, überzeugt davon, seine Ziele erreicht zu haben?
    Zu viele Fragen. Und jede Antwort warf weitere Fragen auf.
    Jack betrachtete die Leiche am Boden. Der Rücken war voller Einschusslöcher; ein einziges Loch klaffte im Hinterkopf. Auch die Frau, mit Händen und Füßen ans Bett gefesselt, war erschossen worden.
    Warum hatte der Junge überlebt?
    »Ich glaube, ich kann versuchen, den Koffer nach draußen zu schaffen«, brummte Burke.
    Jack fuhr herum. »Aber Sie haben doch soeben –«
    »Ich habe gesagt, dass ein Quecksilberschalter auf Schwankungen reagiert. Der Roboter könnte den Koffer so bewegen, wie er jetzt steht, nur ein paar Zentimeter über dem Boden.«
    »Und auf der Treppe?«
    »Ja, da wird’s heikel. Aber mir ist was eingefallen.«
    Jack richtete seinen Blick zurück auf die Toten. Seine Vorstellungskraft war geweckt; er hatte wieder diese Einflüsterungen, die ihm mitteilten, dass sich hier in diesem Zimmer etwas verbarg, auf das ihn die Toten aufmerksam machen könnten, wenn er sich denn die Zeit nähme, ihnen zuzuhören.
    »Wie lange werden Sie brauchen?«
    »Eine Stunde.«
    »Ich bleibe noch eine Weile hier. Zusammen mit einem Kollegen.«
    »Diesem Fletcher?«
    Jack nickte. Er achtete kaum noch auf Burke. »Für eine halbe Stunde, höchstens.«
    »Lassen Sie sich Zeit. In einer Viertelstunde sind wir möglicherweise alle tot.«

XXXVI
    Fletcher legte die Taschenlampe neben seinen Laptop auf das Nachttischchen und machte sich im Halbdunkel des blutverschmierten Schlafzimmers auf die Suche. Er öffnete Schubladen und Schranktüren, nahm Gegenstände zur Hand und prüfte sie mit der Autorität und Genauigkeit eines Mannes, der sich sehr wohl darauf verstand, Rückschlüsse auf ihre Besitzer zu ziehen. Die Blutspuren und Lage der Leichen musterte er so intensiv wie ein Kunstliebhaber ein seltenes Gemälde.
    Jack widmete seine Aufmerksamkeit der Frau. Sie war mit einem Schuss in die Stirn getötet worden. Gehirnmasse, Knochensplitter und Blut klebten am Kopfteil des Bettes und breiteten sich fächerförmig auf der weißen Wand dahinter aus. Aus den toten Augen starrten Ohnmacht und Entsetzen. Eine Bilderflut stürzte auf Jack ein. Er sah die auf die Stirn aufgesetzte Pistole, murmelnde Lippen unter dem breiten Klebestreifen ein letztes Gebet ausstoßen; er sah den Sohn

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