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Scriptum

Scriptum

Titel: Scriptum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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fühlte Reilly sich einfach nur
     wütend und hintergangen. Über die großartigste Kirche der Welt wusste er nicht viel. Sie war auf der letzten Ruhestätte des
     heiligen Petrus erbaut, des Gründers der Kirche, der mit dem Kopf nach unten gekreuzigt worden war. Er dachte an all die erlesenen
     Werke, die gläubige Künstler und Architekten erschaffen, die Gemälde, Statuen und Kirchen, die Anhänger Christi in aller Welt
     hinterlassen hatten. Er dachte an die zahllosen Kinder, die jeden Abend ihr Nachtgebet sprachen; die Millionen von Gläubigen,
     die jeden Sonntag in die Messe gingen; die Kranken, die um Heilung beteten, und die Trauernden, die für die Seelen der Verstorbenen
     baten. Hatte man sie alle getäuscht? War alles eine Lüge? Und schlimmer noch: Hatte der Vatikan es die ganze Zeit gewusst?
    Der Lexus rollte die Via de Porta Angelica zur Porta S.   Anna, wo bunt gekleidete Schweizer Gardisten ein großes schmiedeeisernes Tor öffneten. Der Monsignore nickte im Vorbeifahren,
     und sie gelangten ins kleinste Land der Erde, das Zentrum von Reillys gestörtem Glauben.
    Der Wagen hielt vor einem Haus mit Säulenvorbau. De Angelis stieg aus. Reilly folgte ihm eine kleine Treppe hinauf in die
     feierliche Stille eines kolossalen Vestibüls. Sie schrittenzügig durch steingeflieste Korridore, durch dämmrige Räume mit hohen Decken und über breite Marmortreppen, bis sie vor einer
     kunstvoll geschnitzten Tür stehen blieben. Der Monsignore tauschte die Fliegersonnenbrille gegen das altbekannte getönte Exemplar.
     Reilly sah zu, wie sich De Angelis mit dem Geschick eines versierten Schauspielers vom gnadenlosen Geheimagenten in den sanften
     Priester verwandelte, dem er damals in New York begegnet war. Zu Reillys Überraschung holte De Angelis tief Luft, bevor er
     entschlossen anklopfte.
    Eine sanfte Stimme antwortete.
    «Avanti.»
    De Angelis trat vor ihm ein.
    Voll gestopfte Bücherregale säumten die Wände des höhlenartigen Raums vom Boden bis zur Decke. Auf dem Eichenparkett lagen
     keine Teppiche. In einer Ecke stand neben einem steinernen Kamin ein großes Chenillesofa, flankiert von zwei passenden Sesseln.
     Vor einer riesigen Balkontür befand sich ein Schreibtisch mit einem dick gepolsterten Sessel, davor standen drei Stühle. Ein
     stämmiger, Achtung gebietender Mann mit grau meliertem Haar trat hinter dem Tisch hervor, um De Angelis und seinen Gast zu
     begrüßen. Sein Gesicht wirkte streng und düster.
    De Angelis machte Kardinal Brugnone mit Reilly bekannt, die Männer gaben sich die Hand. Der Kardinal griff überraschend energisch
     zu, und Reilly spürte, wie ihn beunruhigend scharfe Augen musterten. Ohne den Gast aus den Augen zu lassen, wechselten Brugnone
     und De Angelis ein paar kurze, für Reilly leider nicht verständliche Worte auf Italienisch.
    «Bitte nehmen Sie Platz, Agent Reilly», sagte der Kardinal schließlich und deutete auf das Sofa. «Ich möchte Ihnen zunächstfür alles danken, was Sie in dieser unglückseligen Geschichte unternommen haben. Und auch dafür, dass Sie bereit waren, heute
     hierher zu kommen.»
    Nachdem Reilly auf dem Sofa und De Angelis in einem Sessel Platz genommen hatten, wurde schnell klar, dass Brugnone nicht
     auf Smalltalk aus war. «Man hat mir Hintergrundinformationen über Sie geliefert.» Reilly schaute zu De Angelis, der seinem
     Blick auswich. «Ich höre, Sie sind ein vertrauenswürdiger Mann, der stets seine Integrität wahrt.» Der Kardinal sah Reilly
     aus braunen Augen eindringlich an.
    «Ich möchte nur die Wahrheit herausfinden.»
    Brugnone beugte sich vor und legte die großen, eckigen Hände flach aneinander. «Leider verhält es sich damit so, wie Sie befürchten.»
     Er trat mit schweren Schritten an die Balkontür, wo er ins grelle Mittagslicht blinzelte. «Neun Männer   … neun Teufel. Sie tauchten in Jerusalem auf, und Balduin gab ihnen alles, was sie verlangten, weil er sie auf unserer Seite
     glaubte. Er meinte, sie würden uns helfen, die Botschaft zu verbreiten.» Seine Stimme senkte sich zu einem kehligen Flüstern.
     «Er war ein Narr und hat ihnen geglaubt.»
    «Was hatten sie gefunden?»
    Brugnone holte seufzend Luft und drehte sich zu Reilly um. «Ein Tagebuch. Ein sehr detailliertes und persönlich gehaltenes
     Tagebuch, eine Art Evangelium. Die Schriften eines Zimmermanns namens Jeshua von Nazareth.» Er sah Reilly durchdringend an.
     «Die Schriften eines   …
Menschen

    Reilly meinte zu ersticken.

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