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Scriptum

Scriptum

Titel: Scriptum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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uns Zielschießen zu üben? Die Männer am See sind tot   –»
    «Das ist mir egal», fuhr ihn De Angelis an. «Vance muss gestoppt werden. Um jeden Preis. Seine Leute waren bewaffnet und mussten
     ausgeschaltet werden.»
    Reilly war fassungslos. «Und was haben Sie für ihn geplant? Wollen Sie ihn auf dem Scheiterhaufen verbrennen? Die Tage der
     Inquisition sind vorbei,
Pater
. Falls Sie den Titel überhaupt verdienen.» Er deutete auf Plunketts Scharfschützengewehr. «Ist das heutzutage die Standardausrüstung
     im Vatikan?»
    De Angelis schaute ihn ungerührt an. «Ich erhalte meine Befehle nicht nur aus dem Vatikan.»
    Reilly betrachtete den Armeehubschrauber, die Soldaten und den Zivilisten mit dem Gewehr. Er kannte diesen kalten, unerschütterlichen
     Blick. Sein Gehirn spulte fieberhaft die Ereignisse seit dem bewaffneten Überfall auf das Museum ab, und plötzlich fügten
     sich die Teile zusammen.
    «Langley», stieß er hervor. «Die CIA. Sie sind ein gottverdammter Spion. Die ganze Sache   …» Er hielt kurz inne. «Waldron, Petrovic   … Die Reiter in New York. Das war nicht Vance. Sie haben die ganze Zeit dahinter gesteckt, oder?» Dann schoss er vor, stieß
     De Angelis heftig zurück und griff nach der Kehle des Priesters. «Sie waren   –»
    Er konnte den Satz nicht vollenden. Der Monsignore reagierte blitzschnell, bog seine Hände weg und verdrehte ihm mit einer
     fließenden, ungeheuer schmerzhaften Bewegung den Arm, dass Reilly in die Knie ging.
    «Für so was habe ich keine Zeit», schnarrte er und schleuderte Reilly zu Boden. Er trat an Reilly heran, der Staub ausspuckte
     und sich den Arm hielt.
    «Wo sind sie? Was ist hier passiert?»
    Reilly erhob sich mühsam und fing einen Blick von dem Mann im Hubschrauber auf, der ihn spöttisch angrinste. Tiefer Zorn überkam
     ihn. Gerade eben hatte er sich noch gefragt, wie weit der Monsignore persönlich in die New Yorker Morde verwickelt sein mochte
     – die rasche Demonstration seines Könnens hatte die letzten Zweifel ausgeräumt. De Angelis’ Hände waren Mordwerkzeuge.
    Er klopfte sich ab und schaute den Monsignore an. «Was sind Sie genau? Ein Mann Gottes mit Revolver oder ein Revolverheld,
     der zu Gott gefunden hat?»
    De Angelis blieb gelassen. «Dass Sie so zynisch daherreden, überrascht mich.»
    «Dass Sie ein Mörder sind, überrascht mich ebenfalls.»
    Vollkommen gleichgültig antwortete De Angelis: «Sie sollten sich beruhigen. Wir stehen auf derselben Seite.»
    «Und was war das am Stausee? Beschuss durch eigene Leute?»
    Die Augen des Monsignore blieben kühl. «In dieser Schlacht ist jeder entbehrlich.» Er hielt inne, um seinen Worten Nachdruck
     zu verleihen. «Eines müssen Sie begreifen. Wir befinden uns im Krieg. In einem Krieg, der seit über tausend Jahren andauert.
     Die ganze Sache mit dem ‹Kampf der Kulturen› ist mehr als ein netter Einfall aus einer Bostoner Denkfabrik. Sie ist real.
     Dieser Krieg ist immer präsent und breitet sich aus, er wird mit jedem Tag gefährlicher, komplizierter, bedrohlicher. Von
     selbst wird er nicht enden. Der Kern dieses Krieges ist die Religion, und sie stellt auch heute noch eine phänomenale Waffe
     dar. Sie kann in die Herzen der Menschen vordringen und sie dazu bringen, die unglaublichsten Dinge zu tun.»
    «Zum Beispiel Verdächtige im Krankenhausbett zu töten?»
    De Angelis ignorierte den Einwurf. «Vor zwanzig Jahren breitete sich der Kommunismus wie ein Krebsgeschwür aus. Was glauben
     Sie, womit wir den Kalten Krieg gewonnen haben? Wem verdanken wir das? Etwa Reagans ‹Krieg der Sterne›? Oder der himmelschreienden
     Unfähigkeit der sowjetischen Führung? Zum Teil ja. Aber wissen Sie, was der eigentliche Auslöser war? Der Papst. Ein polnischer
     Papst, der seine Herde in die Arme schloss und dazu brachte, mit bloßen Händen Mauern niederzureißen. Khomeini hat dasGleiche getan, indem er seine Reden aus dem Pariser Exil in Persien ausstrahlen ließ und eine geistig ausgehungerte Bevölkerung,
     die Tausende Kilometer entfernt lebte, zum Sturz des Schahs ermutigte. Was allerdings ein Fehler war, betrachtet man, wo wir
     heute stehen. Jetzt greift auch Bin Laden zu solchen Mitteln.» Er runzelte die Stirn und sah Reilly scharf an. «Die richtigen
     Worte können Berge versetzen. Oder sie zerstören. Religion ist die ultimative Waffe in unserem Arsenal, und wir können nicht
     auf sie verzichten. Unsere Lebensweise, alles, wofür Sie im Auftrag des FBI gekämpft

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