Scriptum
haben, hängt davon ab. Also frage ich
Sie: Sind Sie, wie es Ihr Präsident so treffend formuliert hat, für oder gegen uns?»
Reillys Gesicht wurde hart, seine Brust war wie eingeschnürt. Allein die Gegenwart des Monsignore ließ ihn erneut zweifeln,
schien ein unwillkommener Beweis all dessen, was Vance vorgebracht hatte.
«Also stimmt es?», fragte er, als tauchte er aus einem Nebel auf.
Die Antwort des Monsignore war knapp und trocken. «Ist das wichtig?»
Reilly nickte geistesabwesend. Ganz sicher war er sich nicht mehr.
De Angelis schaute sich um. «Ich nehme an, Sie haben es nicht mehr?»
«Was?»
«Das Astrolabium.»
Er schaute überrascht hoch. «Woher wussten Sie –?» Dann wurde ihm klar, dass man ihn und Tess vermutlich die ganze Zeit abgehört
hatte. Er bezwang seinen Zorn und schüttelte niedergeschlagen den Kopf. «Die anderen haben es.»
«Wissen Sie, wo sie sind?»
Zögernd und nach wie vor misstrauisch berichtete Reilly von der vergangenen Nacht.
Der Monsignore überlegte. «Sie haben keinen großen Vorsprung, und wir kennen das Gebiet, in das sie fahren. Wir werden sie
finden.» Er gab dem Piloten ein Zeichen, die beiden Turbinen anzulassen. «Na los.»
Reilly schüttelte den Kopf. «Nein. Falls wirklich alles eine große Lüge ist … dann fliegt ihr hoffentlich alle in die Luft, wenn ihr es findet.»
De Angelis sah ihn verwundert an.
Reilly hielt seinem Blick stand. «Zur Hölle mit Ihnen und Ihren CI A-Kumpeln . Ich bin draußen.» Mit diesen Worten ging er davon.
«Wir brauchen Sie aber», rief ihm der Monsignore nach. «Sie können uns helfen, die beiden zu finden.»
Reilly machte sich nicht die Mühe, sich umzudrehen. «Finden Sie sie doch selbst. Ich bin fertig damit.»
Er ging weiter.
Der Priester brüllte hinter ihm her, um das zunehmende Knattern der Rotorblätter zu übertönen. «Was ist mit Tess? Wollen Sie
sie Vance überlassen? Sie könnte sehr wichtig sein. Wenn jemand zu ihr durchdringt, dann Sie.»
Reilly drehte sich im Gehen um. Er sah, dass der Monsignore wusste, wie nahe sie sich gekommen waren. «Das ist vorbei.»
De Angelis sah ihm nach. «Was wollen Sie machen? Zu Fuß nach New York laufen?»
Reilly reagierte nicht.
Der Monsignore machte einen letzten Versuch, jetzt selbst wütend und enttäuscht.
«Reilly!»
Er blieb stehen und drehte sich mit gesenktem Kopf um.
De Angelis kam auf ihn zu. Sein Mund verzog sich zu einem Lächeln, doch die Augen blieben düster und distanziert. «Wenn ich
Sie schon nicht selbst davon überzeugen kann, mit uns zu kooperieren, kann ich Sie zu jemandem bringen, dem es vielleicht
gelingt.»
KAPITEL 71
Ob nun der Vatikan oder die CIA die Reise organisiert hatte, man hatte ausgezeichnete Arbeit geleistet. Der Hubschrauber war
zu einem Militärstützpunkt bei Karacasu geflogen, nicht weit von der Stelle, an der sie Reilly aufgenommen hatten. Dort bestiegen
er und De Angelis eine wartende Gulfstream G-IV, die aus Dalaman gekommen war und sie rasch Richtung Westen nach Italien brachte.
In Rom umgingen sie mühelos die Zollkontrolle. Keine drei Stunden nachdem der Monsignore in den türkischen Bergen aus einer
Staubwolke aufgetaucht war, rasten sie in einem klimatisierten Lexus mit getönten Scheiben durch die Ewige Stadt.
Eigentlich hätte sich Reilly eine Dusche und frische Kleidung gewünscht, doch da De Angelis in Eile war, hatte er sich lediglich
im Flugzeug waschen und den Neoprenanzug gegen eine Cargohose und ein graues T-Shirt aus dem Depot der türkischen Luftwaffe tauschen können. Er beschwerte sich nicht. Alles war besser als der Neoprenanzug,
zudem hatte auch er es nun eilig. Er sorgte sich zunehmend um Tess und wollte sie finden, auch wenn er lieber nicht genauer
über seine Motive nachdachte. Außerdem bereute er mittlerweile, die Einladung des Monsignore angenommen zu haben. Doch es
war zu spät für einen Rückzieher. Er wusste nicht, was sie am Ziel erwartete, und wollte möglichst schnellin die Türkei zurückkehren. De Angelis’ ruhige Beharrlichkeit verriet, dass diese Reise nicht aus einer bloßen Laune heraus
geschah.
Er hatte den Petersdom vom Flugzeug aus entdeckt und sah ihn nun, da der Lexus durch den Mittagsverkehr glitt, wieder vor
sich auftauchen. Die kolossale Kuppel erhob sich prachtvoll aus dem Dunst und Chaos der überfüllten Stadt. Während der Anblick
eines so gewaltigen Bauwerks selbst die hartgesottensten Atheisten in Ehrfurcht versetzte,
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