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Scriptum

Scriptum

Titel: Scriptum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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Kirche hat also auch Sie bekehrt.» Vance’
     Stimme troff vor Spott und unterschwelliger Drohung. «Halleluja, lobet den Herrn!»
    Reillys Muskeln spannten sich an, als er näher kam. Vance sah verdreckt und hager aus. Er trug schlichte Kleidung, vermutlich
     ebenfalls die großzügige Spende eines Inselbewohners. Vor allem aber war er unbewaffnet, worüber Reilly sehr erleichtert war,
     denn so wirkte der Professor nicht sonderlich furchteinflößend.
    Vance näherte sich Tess und fixierte dabei den Kodex, den Reilly in der Hand hielt. «Als wollte er unbedingt gefunden werden,
     nicht wahr? Wenn ich religiös wäre, würde ich sagen, es sei vorherbestimmt, dass wir ihn finden.»
    Tess schaute ihn ungläubig an. «Wie sind Sie   –»
    «Ähnlich wie Sie, vermute ich. Ich erwachte mit dem Gesicht im Sand und einigen Krabben vor der Nase, die mich neugierig beäugten.
     Irgendwie habe ich mich zum Kloster von Panormitis geschleppt. Pater Spiros stellte keine Fragen, sondern nahm mich im Gästehaus
     auf. Dann sah ich Sie. Ich war froh, dass Sie es auch geschafft hatten, das hatte ich nicht zu hoffen gewagt, aber   …» Sein Blick wanderte wieder zumKodex, als würde er magnetisch angezogen. «Was für ein Fund. Darf ich?»
    Reilly hob abwehrend die Hand. «Bis hierher und nicht weiter!»
    Vance hielt inne, er wirkte belustigt. «Na los, eigentlich müssten wir alle drei tot sein. Was sagt Ihnen das?»
    Reilly blieb ungerührt. «Es sagt mir, dass Sie vermutlich vor Gericht kommen und einige Jahre als Gast unseres Strafvollzugs
     verbringen werden.»
    Vance schien sich enttäuscht abzuwenden, doch plötzlich war er mit wenigen schnellen Schritten bei Tess. Er schlang einen
     Arm um ihren Hals und setzte ihr ein langes Messer an die Kehle.
    «Tut mir Leid, Tess, aber das ist eine Sache zwischen mir und Agent Reilly. Wir können das Schicksal nicht einfach ignorieren.
     Sie hatten Recht. Die Welt verdient, davon zu erfahren.» Seine Augen loderten und zuckten drohend zwischen Reilly und Tess
     hin und her. «Her damit», befahl er. «Sofort.»
    Blitzschnell schätzte Reilly die Situation ab. Das Messer war zu nahe an Tess’ Kehle, um einen Vorstoß zu wagen, auch war
     er viel zu geschwächt. Besser, er händigte Vance den Kodex aus und kümmerte sich um Tess. «Immer langsam, ja? Sie können das
     verdammte Ding haben.» Er streckte Vance das Manuskript hin. «Hier.»
    «Nein», rief Tess voller Zorn, «er darf es nicht veröffentlichen. Wir sind dafür verantwortlich, ich bin dafür verantwortlich.»
    Reilly schüttelte den Kopf. «Aber es ist nicht dein Leben wert.»
    «Sean   –»
    Er blieb hart. «Das ist es einfach nicht wert.»
    Vance lächelte schwach. «Legen Sie es auf die Mauer, dann gehen Sie langsam rückwärts.»
    Reilly legte den Kodex auf die rauen Steine und wich zurück. Vance kam näher und drängte Tess dabei in Richtung Mauer.
    Er beugte sich kurz über den Kodex, als wagte er nicht, ihn zu berühren, dann klappte er mit zitternden Fingern den Deckel
     auf. Vollkommen fasziniert blätterte er in den Pergamentseiten. «
Veritas vos liberabit
», murmelte er. Eine selige Ruhe lag über seinem müden Gesicht.
    «Tess, ich hätte Sie so gern dabeigehabt», sagte er sanft. «Es wird wunderbar.»
    Sie nutzte seine Ergriffenheit, riss sich von ihm los und schoss davon. Vance verlor kurz den Halt, tastete nach der Mauer
     und ließ dabei das Messer fallen. Es landete hinter der niedrigen Mauer im Gebüsch.
    Er richtete sich auf, klappte den Kodex zu und nahm ihn in beide Hände. Reilly und Tess traten ihm in den Weg.
    «Es ist vorbei», sagte Reilly nur.
    Vance riss die Augen auf, als hätte er einen Schlag in den Magen erhalten. Er sah sich hektisch um, zögerte kurz, schwang
     sich dann über die Mauer und stürzte sich in das Ruinenlabyrinth.
    Ohne zu zögern, folgte Reilly ihm. Binnen Sekunden waren beide hinter den Steinmauern verschwunden.
    «Lass ihn, Sean, komm zurück!», rief Tess ihm nach. «Du bist noch nicht gesund. Bleib hier!»
    Doch er lief weiter, kämpfte sich vorwärts, versank im weichen Boden, blieb Vance keuchend auf den Fersen.

KAPITEL 86
    Der Professor bewegte sich rasch einen steilen Pfad hinauf, der in die Bergflanke schnitt. Vereinzelte Bäume und Olivenhaine
     wichen felsigem Gelände, auf dem nur vertrocknetes Gebüsch wuchs. Fluchend drehte er sich um, Reilly war immer noch hinter
     ihm. Der Ort war von hier aus nicht zu sehen, sogar die Ruinen und die verlassenen

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