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Scriptum

Scriptum

Titel: Scriptum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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war. Also zog Gus seelenruhig die Beretta, beugte sich vor und rammte sie Lucien in den Schritt. «Keine Ahnung,
     was Sie geschnupft haben, aber zu Verhandlungen bin ich eigentlich nicht aufgelegt, Prinzessin. Ich habe Ihnen ein großzügiges
     Angebot gemacht, und was machen Sie? Versuchen, die Lage auszunutzen. Wie mich das enttäuscht, Mann.»
    «Nein, hören Sie, Gus   …»
    Gus hob die Hand und zuckte die Achseln. «Ich weiß nicht, ob Sie die beste Szene an dem Abend im Fernsehen gesehen haben.
     Draußen. Mit dem Wachmann. War echt geil.Das Schwert habe ich übrigens noch, und wissen Sie was, so eine Nummer à la Conan könnte mir durchaus nochmal Spaß machen.
     Verstehen Sie, was ich meine?»
    Während er Lucien zappeln ließ, überlegte er fieberhaft. Wenn er alle Zeit der Welt hätte, schon klar, würde Luciens Angst
     vor ihm zu seinen Gunsten arbeiten. Aber leider hatte er nicht alle Zeit der Welt. Das Kreuz war ein Vermögen wert, vielleicht
     sogar eine Summe im siebenstelligen Bereich, aber jetzt würde er nehmen, was er kriegen konnte, und sich nicht beschweren.
     Das Geld, das er bekommen hatte, als er sich zur Teilnahme an dem Museumsbesuch bereit erklärte, hatte ihm einen Aufschub
     verschafft; jetzt musste er sich diese Blutsauger endgültig vom Hals schaffen.
    «Hören Sie zu», sagte er zu Lucien. «Holen Sie ordentlich was raus, dann gebe ich Ihnen fünfzehn.»
    In Luciens verschlagenen Augen flackerte es kurz. Jetzt hatte er ihn.
    Der Händler zog eine Schublade auf und nahm eine kleine Digitalkamera heraus. Er schaute Gus an.
    «Ich müsste   –»
    Gus nickte. «Nur zu, tun Sie sich keinen Zwang an.»
    Lucien machte einige Aufnahmen von dem Kreuz und schien im Geist schon seine Kundenliste durchzugehen.
    «Ich werde einige Anrufe tätigen», sagte Lucien. «Geben Sie mir ein paar Tage Zeit.»
    Ausgeschlossen. Gus brauchte das Geld, um sich damit seine Freiheit zu erkaufen. Außerdem musste er eine Weile aus der Stadt
     verschwinden, bis sich die Aufregung gelegt hatte. All das duldete keinen Aufschub.
    «Kommt nicht in Frage. Es muss schnell gehen. Ein, zwei Tage, höchstens.»
    Wieder sah er Luciens Augen an, dass es fieberhaft in ihm arbeitete. Vermutlich überlegte er gerade, wie er einen Käufer übers
     Ohr hauen und eine fette Prämie für sich herausschlagen konnte, gegen das Versprechen, den Verkäufer noch herunterzuhandeln,
     obwohl der Verkäufer dem Preis längst zugestimmt hatte. Dieser miese kleine Wicht. Zu gegebener Zeit, in ein paar Monaten,
     würde er Lucien mit Vergnügen einen weiteren Besuch abstatten.
    «Kommen Sie morgen wieder, um sechs», sagte Lucien. «Versprechen kann ich nichts, aber ich werde mein Bestes tun.»
    «Davon gehe ich aus.» Gus nahm das Kreuz vom Tisch, wickelte es in ein Staubtuch, das auf Luciens Schreibtisch lag, und schob
     es behutsam in eine der Innentaschen seines Mantels. Dann steckte er auch die Pistole wieder ein. «Bis morgen», sagte er zu
     Lucien, grinste kurz böse und verließ den Laden.
    Immer noch zitternd, sah Lucien dem Koloss vom Fenster aus nach, bis er an der Straßenecke angekommen war, abbog und endlich
     verschwunden war.

KAPITEL 10
    «Ehrlich, darauf hätte ich jetzt gut verzichten können», brummte Jansson, als Reilly sich in einen Sessel seinem Chef gegenüber
     fallen ließ. Vor dem Schreibtisch im Büro des Assistant Director im Federal Plaza saßen bereits Aparo und Amelia Gaines sowie
     Roger Blackburn, Leiter der Einheit Gewaltdelikte/​Schwerkriminalität, dazu noch zwei Beamte aus Blackburns Einheit.
    Der Komplex aus vier regierungseigenen Gebäuden in Lower Manhattan befand sich nur wenige Blocks von Ground Zero entfernt.
     25   000   Regierungsangestellte waren hier beschäftigt, außerdem hatte das New Yorker FBI hier seinen Sitz. Reilly war froh, dem ständigen
     Lärmpegel des Großraumbüros vorläufig entronnen zu sein. Die Stille, die im Vergleich dazu im Büro seines Chefs herrschte,
     war eigentlich so ziemlich der einzige Grund, warum Jansson um seinen Posten zu beneiden war.
    Als Assistant Director des New Yorker FBI hatte Jansson in den letzten Jahren eine Riesenlast zu schultern gehabt. In allen
     Bereichen, die in die Zuständigkeit der Bundespolizei fielen – Drogenhandel und organisiertes Verbrechen, Gewaltdelikte und
     Schwerkriminalität, Finanzdelikte, Spionageabwehr und das jüngste Sorgenkind, Terrorismus   –, gab es alle Hände voll zu tun. Körperlich schien Jansson der

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