Scriptum
versuchen.»
Nach Reillys Worten blieb es kurz still im Raum. Dann ergriff Jansson das Wort. «Schön, dann verfolgen Sie also diesen Ansatz.»
Reilly nickte ruhig. «Ja.»
Jansson wandte sich Blackburn zu. «Rog, Sie ermitteln weiter in Richtung eines normalen Raubüberfalls?»
«Auf jeden Fall. Wir müssen beidem nachgehen, bis irgendein Durchbruch uns in die eine oder andere Richtung weist.»
«Schön, prima.» Darauf wandte Jansson sich an De Angelis. «Es wäre enorm hilfreich, Monsignore, wenn Sie uns eine Liste der
gestohlenen Gegenstände besorgen könnten, so detailliert wie möglich. Mit Farbfotos, Gewicht, Maßen, allem, was Sie auftreiben
können. Damit wir entsprechende Warnungen ausgeben können.»
«Selbstverständlich.»
«Apropos, Pater», warf Reilly ein, «einer der Reiter schien nur an einem Gegenstand interessiert: an diesem.» Er zog ein Foto
aus einer Mappe hervor, ein vergrößertes Standbild von einer Überwachungskamera im Museum, das den vierten Reiter mit der
Chiffriermaschine in den Händen zeigte. Er reichte es dem Monsignore. «Im Ausstellungskatalog wird es als Rotorchiffrierer
mit mehreren Walzen aufgeführt», sagte er. «Haben Sie eine Erklärung dafür, warum jemand unter all den Kostbarkeiten gerade
den mitnehmen würde?»
De Angelis rückte seine Brille zurecht, während er das Foto eingehend betrachtete. Dann schüttelte er den Kopf.«Tut mir Leid, über dieses … Gerät weiß ich so gut wie nichts. Ich kann mir höchstens vorstellen, dass es einen Wert als technische Kuriosität hat. Jedermann
stellt hin und wieder gerne seinen Erfindungsreichtum zur Schau, anscheinend sogar meine Brüder, die zu entscheiden hatten,
was in der Ausstellung gezeigt werden sollte.»
«Nun, vielleicht könnten Sie mit denen mal reden. Möglicherweise fällt denen ja etwas ein, vielleicht Sammler, die deswegen
schon mal an sie herangetreten sind.»
«Ich kümmere mich darum.»
Jansson warf einen Blick in die Runde. Alle Fragen waren geklärt. «Na schön, Herrschaften», sagte er und schob seine Unterlagen
zusammen. «Dann wollen wir diesen Verrückten mal das Handwerk legen.»
Während die anderen das Büro verließen, kam De Angelis auf Reilly zu und schüttelte ihm die Hand. «Vielen Dank, Agent Reilly.
Wir sind in guten Händen, das spüre ich.»
«Die kriegen wir, Pater. Früher oder später, keine Sorge.»
Der Monsignore blickte ihm direkt in die Augen, wie um ihn abzuschätzen. «Sagen Sie ruhig Michael zu mir.»
«Ich bleibe lieber bei ‹Pater›, wenn es Ihnen recht ist. Eine alte Gewohnheit, die ich nicht loswerde.»
De Angelis schien überrascht. «Sie sind Katholik?»
Reilly nickte.
«Praktizierender Katholik?» De Angelis senkte auf einmal verlegen den Blick. «Verzeihung, ich sollte nicht so neugierig sein.
Manche meiner Gewohnheiten werde ich offenbar auch nicht los.»
«Kein Problem. Zu Ihrer Frage, ja, ich nehme aktiv am Gemeindeleben teil.»
De Angelis schien erfreut, dies zu hören. «Wissen Sie, in vieler Hinsicht ist unsere Arbeit gar nicht so verschieden. Wir
helfen beide Menschen dabei, mit ihren Verfehlungen zurande zu kommen.»
Reilly lächelte. «Kann sein, aber … ich glaube kaum, dass Sie mit demselben Kaliber von Sündern zu tun bekommen wie wir hier.»
«Ja, es ist beunruhigend … die Dinge in der Welt stehen nicht zum Besten.» Er schwieg kurz, dann blickte er Reilly direkt an. «Was unsere Arbeit umso
wertvoller macht.»
Der Monsignore bemerkte, dass Jansson in seine Richtung schaute, als wollte er ihn herüberbitten. «Ich habe volles Vertrauen
in Sie, Agent Reilly. Sie finden diese Verbrecher bestimmt.» Mit diesen Worten wandte sich der Geistliche um und ging davon.
Reilly sah ihm kurz nach und nahm dann das Foto mit dem Reiter vom Schreibtisch. Als er es zurück in die Mappe schieben wollte,
blieb sein Blick noch einmal daran hängen. In einer Ecke des Fotos, das wegen der geringen Auflösung der Überwachungskameras
recht grobkörnig war, konnte er deutlich eine hinter einer Vitrine kauernde Gestalt erkennen, die angstvoll den Reiter und
das Gerät anstarrte. Bei der Sichtung des gesamten Videomaterials hatte er festgestellt, dass es sich um die blonde Frau handelte,
die ihm an dem Abend aufgefallen war, als sie gerade das Museum verließ. Voller Mitgefühl dachte er daran, was sie Entsetzliches
durchgemacht, wie viel Angst sie ausgestanden haben musste. Hoffentlich ging es ihr
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