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Scriptum

Scriptum

Titel: Scriptum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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Falkner, William Vance und Jeb Simmons. Falkner dürfte mittlerweile über achtzig und schon
     ziemlich senil sein. Vance habe ich seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen, aber von Simmons weiß ich, dass er hier   –»
    «
Bill
Vance?»
    «Ja. Kennst du ihn?»
    William Vance hatte einmal eine Ausgrabungsstelle ihres Vaters besucht, als sie ebenfalls vor Ort war, vor etwa zehnJahren, erinnerte sie sich. Sie hatte mit ihrem Vater im Nordosten der Türkei, so nahe am Berg Ararat, wie das Militär es
     ihnen gestattete, Ausgrabungen vorgenommen. Ihr Vater, entsann sie sich, hatte Vance mit aufrichtig kollegialem Respekt behandelt,
     was bei Oliver Chaykin eine Seltenheit war. Sein Bild stand ihr deutlich vor Augen. Ein hoch gewachsener, gut aussehender
     Mann, vielleicht fünfzehn Jahre älter als sie.
    Vance war einfach reizend gewesen, hatte ihr mit Rat und Tat zur Seite gestanden und sie ermutigt. Ihr ging es damals alles
     andere als glänzend. Die Bedingungen vor Ort waren miserabel. Sie war hochschwanger. Und Vance schien, obwohl er sie kaum
     kannte, zu spüren, wie unglücklich und unwohl sie sich fühlte. Mit seiner Liebenswürdigkeit hatte er dazu beigetragen, dass
     es ihr besser ging und sie sich sogar attraktiv vorkam, obwohl sie sich schrecklich fühlte und nur zu gut wusste, wie verheerend
     sie aussah. Und nie ließ er auch nur entfernt durchblicken, dass er irgendwelche Hintergedanken verfolgte. Ein wenig verlegen
     fiel ihr jetzt wieder ein, wie enttäuscht sie insgeheim über seine rein platonische Haltung ihr gegenüber war, denn sie hatte
     sich stark zu ihm hingezogen gefühlt. Gegen Ende seines kurzen Aufenthalts in ihrem Lager hatte sie den Eindruck, er hätte
     vielleicht, möglicherweise, begonnen, ihre Gefühle zu erwidern, wenn sie auch stark bezweifelte, ob eine im siebten Monat
     schwangere Frau sonderlich attraktiv wirkte.
    «Ich habe ihn mal kennen gelernt, mit meinem Vater.» Sie schwieg kurz. «Aber ich dachte, sein Fachgebiet wäre phönizische
     Geschichte.»
    «Schon, aber du weißt doch, wie das mit den Templern ist. Das Thema ist so verpönt, dass es akademischem Selbstmordgleichkommt, sich dafür zu interessieren. Inzwischen will niemand mehr öffentlich dazu stehen, dass er das Thema ernst nimmt.
     Weil es zu viele Spinner gibt, die über die Templer alle möglichen wilden Verschwörungstheorien entwickelt haben. Du weißt
     doch, was Umberto Eco geschrieben hat?»
    «Nein.»
    «‹Den Irren erkennt man sofort. Er zieht früher oder später immer die Templer aus dem Hut.›»
    «Fällt mir schwer, das als Kompliment aufzufassen.»
    «Dabei hätten es die Templer wirklich verdient, ernsthaft wissenschaftlich erforscht zu werden.» Edmondson zuckte die Achseln.
     «Aber wie gesagt, von Vance habe ich seit Jahren nichts mehr gehört. Ich weiß nur, dass er zuletzt an der Columbia war. An
     deiner Stelle würde ich mich an Simmons wenden. Ich kann dich gerne mit ihm in Kontakt bringen, kein Problem.»
    «Prima, danke.» Tess lächelte.
    Eine Krankenschwester steckte den Kopf zur Tür herein. «Untersuchung. In fünf Minuten.»
    «Na prächtig», stöhnte Clive.
    «Gibst du mir Bescheid?», fragte Tess.
    «Klar doch. Und wie wär’s, wenn ich hier rauskomme, lade ich dich zum Abendessen ein, und du erzählst mir, wie du so vorankommst?»
    Sie erinnerte sich an ihr letztes Abendessen mit Edmondson. Es war in Ägypten, wo sie gemeinsam zu einem phönizischen Schiffswrack
     vor der Küste bei Alexandria hinabgetaucht waren. Er hatte zu viel Arrak getrunken, dann einen unbeholfenen Annäherungsversuch
     unternommen, den sie in aller Freundlichkeit zurückgewiesen hatte, und war schließlich im Restaurant eingeschlafen.
    «Klar», sagte sie und tröstete sich mit dem Gedanken, dass ihr bis dahin noch reichlich Zeit blieb, sich eine Ausrede einfallen
     zu lassen. Gleich darauf schämte sie sich dafür, an so etwas auch nur gedacht zu haben.

KAPITEL 13
    Behutsamen Schritts durchquerte Lucien Boussard sein Antiquitätengeschäft.
    Am Fenster angelangt, spähte er an einer gefälschten Ormulu-Uhr vorbei auf die Straße. Eine ganze Weile stand er dort und
     dachte angestrengt nach. Dabei fiel ihm auf, dass die Uhr dringend einmal gereinigt werden musste, also nahm er sie mit zum
     Tisch hinüber, wo er sie auf der Zeitung abstellte.
    Es war die Zeitung mit den Fotos vom Überfall auf das Museum.
    Er fuhr mit den Fingern über die Bilder, strich das zerknitterte Papier glatt.
    Auf gar keinen Fall

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