Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Scriptum

Scriptum

Titel: Scriptum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
Vom Netzwerk:
gut.
    Er packte das Foto endgültig ein und verließ dann das Büro. Dabei kam ihm unwillkürlich in den Sinn, als was Jansson die Täter
     bezeichnet hatte.
    Als Verrückte.
    Kein sonderlich ermutigender Gedanke.
    Es war schon schwierig genug, den Motiven geistig zurechnungsfähiger Verbrecher auf die Spur zu kommen. Sich in die Welt Geistesgestörter
     hineinzuversetzen war dagegen häufig unmöglich.

KAPITEL 11
    Clive Edmondson war blass, schien aber keine allzu großen Schmerzen zu haben, was Tess, während sie ihn in seinem Krankenhausbett
     betrachtete, einigermaßen überraschte. Eins der Pferde hatte ihn im Museum schließlich rücklings zu Boden gestoßen und ihm
     in der anschließenden Panik drei Rippen gebrochen, und zwar in bedenklicher Nähe der Lunge. Deswegen und in Anbetracht seines
     Alters, allgemeinen Gesundheitszustands und seiner Vorliebe für körperlich anstrengende Aktivitäten hatten die Ärzte im New
     York Presbyterian Hospital entschieden, Clive einige Tage zur Beobachtung dazubehalten.
    «Ich bekomme hier wirklich einen hervorragenden Medikamentencocktail», sagte er und hob den Blick zu dem Infusionsbeutel,
     der über ihm von dem Gestell baumelte. «Ich spüre rein gar nichts.»
    «Nicht unbedingt die Sorte Cocktail, die du an dem Abend besorgen wolltest, oder?», scherzte sie.
    «Ich habe schon bessere genossen.»
    Während er vor sich hin gluckste, sah sie ihn an und überlegte, ob sie jetzt den eigentlichen Grund ihres Besuchs zur Sprache
     bringen sollte. «Fühlst du dich in der Lage, über etwas zu reden?»
    «Klar. Solange ich dir nicht schon wieder runterbetenmuss, was passiert ist. Das ist das Einzige, was alle hier interessiert», seufzte er. «Verständlich zwar, klar, aber   …»
    «Na ja, damit zu tun hat es schon», räumte Tess verlegen ein.
    Clive sah sie an und lächelte. «Also, was hast du auf dem Herzen?»
    Nach kurzem Zögern gab Tess sich einen Ruck. «Als wir uns im Museum unterhalten haben, ist dir da zufällig aufgefallen, was
     ich mir gerade angeschaut habe?»
    Er schüttelte den Kopf. «Nein.»
    «Es war eine Maschine, eine Art Kasten mit Tasten und herausstehenden Hebeln. Die Bezeichnung im Katalog lautet ‹Rotorchiffrierer
     mit mehreren Walzen›.»
    Er dachte kurz nach. «Nein, ist mir nicht aufgefallen.» Natürlich nicht, er hatte nur Augen für sie gehabt. «Wieso?»
    «Einer der Reiter hat die Maschine mitgenommen. Sonst hat er nichts angerührt.»
    «Und?»
    «Und kommt dir das nicht merkwürdig vor? Von all den Kostbarkeiten dort hat er nur dieses Gerät an sich genommen. Und nicht
     nur das. Als er es packte, schien das für ihn so eine Art Ritual zu sein. Er wirkte beinahe wie in Trance in dem Moment.»
    «Also schön, es handelt sich offenbar um einen besonders eifrigen Sammler geheimnisvoller Verschlüsselungsmaschinen. Ruf Interpol
     an. Als Nächstes hat er es vermutlich auf die Enigma-Maschine abgesehen.» Er warf ihr einen verschmitzten Blick zu. «Es gibt
     Leute, die sammeln Schlimmeres.»
    «Das ist kein Witz», protestierte sie. «Er hat sogar etwas gesagt. Als er das Gerät hochhielt.
Veritas vos liberabit.
»
    Clive schaute sie an.
«Veritas vos liberabit?»
    «Glaube ich jedenfalls. Ich bin mir sogar ziemlich sicher.»
    Clive sann kurz darüber nach und lächelte dann. «Schön. Du hast es hier nicht nur mit einem zu allem entschlossenen Sammler
     von Chiffriermaschinen zu tun. Er war außerdem auch an der Johns Hopkins. Was das Suchspektrum schon beträchtlich einengen
     dürfte.»
    «An der Johns Hopkins?»
    «Genau.»
    «Wovon redest du?»
    «Das ist der Wahlspruch der Uni.
Veritas vos liberabit
. Die Wahrheit wird euch befreien. Glaub’s mir, ich muss es wissen, ich habe auch da studiert. Das kommt sogar in diesem schrecklichen
     Lied vor, weißt du, in der Johns-Hopkins-Hymne.» Er begann zu singen.
«Auf dass das Wissen sich stets mehre/​Gelehrt zu sein bedarf der Lehre   …»
Clive behielt Tess genau im Auge und schien sich über ihre Miene köstlich zu amüsieren.
    «Du meinst   …?» Dann fiel ihr sein Gesichtsausdruck auf. Dieses selbstgefällige Grinsen kannte sie doch. «Du nimmst mich auf den Arm,
     stimmt’s?»
    Clive nickte. «Na ja, entweder ist es das, oder der Typ ist ein ehemaliger CI A-Agent , der noch eine Rechnung offen hat. Du weißt doch, dass dieser Spruch einen als Erstes empfängt, wenn man den Sitz der CIA
     in Langley, Virginia, betritt.» Bevor sie etwas fragen konnte, setzte er hinzu: «Tom

Weitere Kostenlose Bücher