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Scriptum

Scriptum

Titel: Scriptum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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Hugues de Payens stammte, wie er zur Entrüstung des französischen Historikers angeführt
     hatte. Es drängte Tess, mehr darüber zu erfahren, aber noch bevor sie eine Frage stellen konnte, hörten sie über sich ein
     Geräusch, ein Scharren wie von Stein auf Stein.
    Vance sprang auf. «Bleiben Sie hier», befahl er.
    Sie blickte erschrocken nach oben. «Was war das?»
    «Bleiben Sie hier», wiederholte er knapp, während er selbst hastig den Tisch umrundete und den Taser hervorholte, mit dem
     er vorhin auf Tess geschossen hatte. Dann überlegte er es sich anders, legte den Taser wieder ab und förderte aus einem Beutel
     eine weitere Waffe zutage, einenormale Pistole. Ungeschickt lud er sie durch, während er zur Stiege eilte.
    Tess sah seine Beine in der Dunkelheit verschwinden. Gleich darauf hörte sie das metallische Klacken, mit dem er die Tür hinter
     sich verschloss.

KAPITEL 35
    De Angelis fluchte leise vor sich hin. Er war mit dem Fuß gegen ein verkohltes Holzstück gestoßen und hatte damit weiteren
     Schutt ins Rutschen gebracht. Es war nicht leicht, sich in der ausgebrannten Kirche geräuschlos fortzubewegen; der Boden des
     dunklen, feuchten Raumes war übersät mit Steintrümmern und halb verbrannten Balken, Teilen des eingestürzten Daches.
    Anfangs war der Monsignore überrascht gewesen, als Plunkett ihm berichtete, er habe Tess und ihren silberhaarigen Entführer
     hierher verfolgt. Doch nun, da er durch die stille, gespenstische Ruine der Church of the Ascension schlich, erkannte er:
     Dies war der ideale Ort für jemanden, der ungestört arbeiten wollte. Für jemanden, der sich dieser Arbeit ganz und gar verschrieben
     hatte und keinerlei Wert auf persönliche Bequemlichkeit legte. Eine weitere Bestätigung für etwas, das De Angelis ohnehin
     längst klar war: Der Mann, hinter dem er herjagte, wusste ganz genau, was er da aus dem Museum entwendet hatte.
    De Angelis hatte die Kirche durch einen Seiteneingang betreten. Kaum vierzig Minuten zuvor hatte Plunkett beobachtet, wie
     Tess Chaykin von ihrem Entführer mit verbundenen Augen aus dem grauen Volvo zu diesem Seiteneingang geführt wurde. Sie hatte
     einen Arm über die Schultern desMannes gelegt, er musste sie stützen. Offenbar war sie noch so benommen, dass sie die paar Schritte nicht allein bewältigen
     konnte.
    Die kleine Kirche stand an der West 114th Street, eingezwängt zwischen zwei Reihen rotbrauner Sandsteinhäuser. An der Ostseite
     verlief eine enge Gasse, in der nun der Volvo und die Limousine parkten. Die Kirche war erst vor ein paar Jahren einem Brand
     zum Opfer gefallen, und der Wiederaufbau war offenbar noch nicht abzusehen. Vor der Ruine war eine Tafel mit einer zwei Meter
     hohen Skala angebracht, die den Fortschritt der Spendensammlung abbildete. Die Säule stand erst bei etwa einem Drittel der
     erforderlichen Summe; es wurden noch Hunderttausende Dollar benötigt, um der Kirche wieder zu ihrer früheren Pracht zu verhelfen.
    Der Monsignore war durch einen schmalen Gang in das Hauptschiff gelangt. Säulenreihen trennten die zwei Seitengänge vom Mittelteil
     ab, dessen Boden mit den Überresten der halb verbrannten Sitzbänke übersät war. Das Feuer hatte auch den Stuck an den Wänden
     vernichtet, sodass das Mauerwerk aus Ziegel freilag, geschwärzt und stellenweise löcherig. Die wenigen verbliebenen Bogen
     des Deckengewölbes, die von den Außenwänden zu den Säulen verliefen, waren ebenfalls verkohlt und bis zur Unkenntlichkeit
     deformiert. Über dem Portal klaffte an der Stelle des prächtigen Glasfensters ein rundes Loch, das inzwischen mit Brettern
     vernagelt worden war.
    De Angelis war am Rand des Kirchenschiffes entlanggeschlichen, vorbei an den geschmolzenen Messinggittern vor dem Altarraum,
     und behutsam die Stufen zum Hauptaltar emporgestiegen. Zu seiner Rechten ragten die verkohlten Überreste einer großen, überdachten
     Kanzel auf. Die Stille,die ihn umfing, wurde nur gelegentlich von Straßenlärm durchbrochen, der durch die zahlreichen Löcher in den Außenwänden hereindrang.
     Offenbar nutzte der Entführer des Mädchens, wer immer es sein mochte, die hinteren Räume der Kirchenruine. Während Plunkett
     draußen Wache hielt, schlüpfte De Angelis behutsam an den Überresten des Altars vorbei in den Durchgang hinter dem Sanktuarium.
     Im Gehen schraubte er einen Schalldämpfer auf die Mündung seiner SI G-Sauer -Pistole.
    Und dann stieß er mit dem Fuß gegen den Schutt.
    Der Lärm hallte

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