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Scriptum

Scriptum

Titel: Scriptum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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dem Dunkel
     auf. Sie erkannte die Schuhe. Es war Vance.
    Als Tess sich Hilfe suchend umblickte, bemerkte sie den Taser, den Vance auf dem Tisch zurückgelassen hatte. Er lag nicht
     weit von ihr hinter einem Bücherstapel. Tess packte die Waffe und richtete sie mit zitternden Händen auf Vance, dessen Gesicht
     nun ebenfalls sichtbar wurde. Er sah ihr ruhig in die Augen.
    «Bleiben Sie, wo Sie sind!», schrie sie ihn an.
    «Tess, bitte». Er öffnete die Arme. «Wir müssen von hier verschwinden.»
    «Wir? Wovon reden Sie? Bleiben Sie mir vom Leib.»
    Er kam unbeirrt auf sie zu. «Tess, legen Sie die Waffe weg.»
    Von Panik erfasst, drückte sie den Abzug – doch nichts geschah. Vance beschleunigte seinen Schritt. Verzweifelt drehte und
     wendete sie die Pistole, bis sie endlich den kleinen Sicherungshebel entdeckte. Als sie ihn betätigte, blinkte eine rote Leuchte
     auf. Wieder richtete Tess die Pistole auf Vance, woraufhin auf seiner Brust ein winziger, roter Punkt erschien. Offenbar hatte
     sie den Ziellaser aktiviert. Ihre Hände zitterten so heftig, dass der Punkt nach links und rechts tanzte. Vance hatte sie
     nun fast erreicht. Mit wild klopfendem Herzen kniff sie die Augen zu und drückte den Abzug, der sich anfühlte wie Gummi, nicht
     kalt und metallisch, wie sie es von einer Pistole erwartet hätte. Der Taser löste mit einem Knall aus. Tess schrie auf, als
     die zwei Metallprojektile mit stählernen Widerhaken aus der Waffe hervorschossen, wobei sie dünne Drähte hinter sich herzogen.
    Das erste Projektil traf Vance an der Brust, das zweite bohrte sich in seinen linken Oberschenkel. Fünfzigtausend Volt durchströmten
     ihn fünf Sekunden lang und lösten in seinen Muskeln unkontrollierbare Zuckungen aus. Er bog sich ruckartig durch, als die
     brennenden Krämpfe seinen Körper erfassten, und seine Beine gaben nach. Hilflos, mit schmerzverzerrtem Gesicht, brach er zusammen.
    Kurz überlegte Tess, ob sie an ihm vorbei zur Treppe laufen sollte, aber sie war nicht erpicht darauf, ihm näher zu kommen.
     Außerdem wusste sie nicht, wem Vance dort oben begegnet war, und sie fürchtete sich davor, es herauszufinden. Also wandte
     sie sich wieder den Brettern zu, die die Öffnung versperrten, bearbeitete sie mit Fußtritten und zerrte an ihnen, bis sich
     endlich eines lockerte. Tess riss es vollends los, hebelte damit die übrigen Bretter auf und spähte durch die entstandene
     Öffnung.
    Dahinter lag ein finsterer Tunnel.
    Ehe Tess hindurchschlüpfte, sah sie sich noch einmal nach Vance um. Dabei fiel ihr Blick auf die Chiffriermaschine, dann auf
     die Manuskriptblätter, die zum Greifen nahe auf dem Tisch lagen.
    Ohne recht zu wissen, was sie tat, machte sie kehrt, packte den Stapel Dokumente und stopfte ihn in ihre Tasche. Noch etwas
     zog ihre Aufmerksamkeit auf sich: Zwischen den Büchern, die sie hastig vom Tisch gefegt hatte, lag ihre Brieftasche. Sie ging
     einen Schritt darauf zu, als sie aus den Augenwinkeln sah, dass Vance sich regte. Für den Bruchteil einer Sekunde zögerte
     sie, ehe sie entschied, dass sie bereits genügend Risiken eingegangen war. Es war höchste Zeit, zu verschwinden. Sie wandte
     sich ab, kletterte wieder auf den Tisch und verschwand hastig in dem dunklen Tunnel.
     
    Tief geduckt, die Tunneldecke dicht über ihrem Kopf, hatte sie vielleicht dreißig Meter zurückgelegt, als der Gang plötzlich
     breiter und höher wurde. Für einen Moment blitzte eine düstere Erinnerung an alte mexikanische Katakomben in ihr auf, die
     sie als Studentin einmal besucht hatte. Die Luft kam ihr hier noch feuchter vor als vorhin in dem Keller. Als sie nach unten
     blickte, erkannte sie den Grund: In der Mitte des Ganges floss ein schmales Rinnsal schwarzen Wassers. Tess stolperte am Rand
     entlang, doch ihre Füße glitten auf dem feuchten, abgenutzten Steinboden immer wieder ab, das beißend kalte Wasser drang in
     ihre Schuhe ein. Nach einer kurzen Strecke fiel der Boden senkrecht ab, und das Rinnsal ergoss sich in einem kleinen Wasserfall
     etwa zwei Meter tief in einen weiteren, noch geräumigeren Tunnel.
    Tess warf einen Blick zurück und lauschte. War da nur das Geräusch des Wassers, oder hörte sie noch etwas anderes? Plötzlich
     hallte ein Ruf durch die Dunkelheit.
    «Tess!»
    Vance’ Stimme. Er war wieder auf den Beinen und verfolgte sie.
    Sie holte tief Luft und ließ sich über die Kante hinunter, wobei das Wasser in einen Ärmel ihres Mantels floss und ihre Kleidung
    

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