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Scriptum

Scriptum

Titel: Scriptum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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hinabführte.
    Das Klingeln ihres Handys ließ Tess aufschrecken. Das Display zeigte ihre Privatnummer an.
    «Tess, Liebes, ich bin es.» Eileens Stimme.
    «Mom. Es tut mir Leid, ich hätte dich anrufen sollen.»
    «Mich anrufen? Aber warum denn? Ist etwas passiert?»
    Tess stieß erleichtert die Luft aus. Die Leute vom FBI hatten offenbar darauf geachtet, ihre Mutter nicht zu beunruhigen,
     falls sie bei ihr zu Hause angerufen hatten. «Nein, natürlich nicht. Was gibt es?»
    «Ich wollte nur fragen, wann du nach Hause kommst. Dein Freund erwartet dich bereits.»
    Tess lief ein kalter Schauder über den Rücken. «Mein Freund?»
    «Ja», flötete ihre Mutter. «Wirklich ein ganz reizender Mann. Hier, sprich selbst mit ihm, Liebes. Und komm nicht zu spät.
     Ich habe ihn eingeladen, zum Abendessen zu bleiben.»
    Tess hörte, wie das Telefon weitergereicht wurde. Dann ertönte eine Stimme, die ihr seit kurzem vertraut war.
    «Tess, meine Liebe. Ich bin’s, Bill. Bill Vance.»

KAPITEL 39
    Tess erstarrte. Sie hatte das Gefühl, als stecke ein faustgroßer Kloß in ihrem Hals. Vance war bei ihr zu Hause. Mit ihrer
     Mutter. Und –
Kim?
    Sie drehte sich auf dem Autositz um, sodass sie mit dem Rücken zur Tür saß, und umklammerte krampfhaft das Telefon.
    «Was haben Sie   –»
    «Ich hatte eigentlich damit gerechnet, Sie anzutreffen», unterbrach er sie ruhig. «Oder sollte ich mich in der Zeit geirrt
     haben? In der Nachricht, die Sie mir hinterlassen haben, sagten Sie, es sei ziemlich dringend.»
    Nachricht? Tess überlegte fieberhaft. Er ist bei mir zu Hause, und er spielt irgendein heimtückisches Spiel. Zorn stieg in
     ihr auf. «Ich schwöre Ihnen, wenn Sie meiner Familie etwas antun   –»
    «Nicht doch, nicht doch», fiel er ihr ins Wort. «Das ist überhaupt kein Problem. Aber ich kann wirklich nicht allzu lange
     bleiben. So gern ich auch die Einladung Ihrer reizenden Mutter annehmen und mit Ihnen allen zu Abend essen würde, ich muss
     dringend zurück nach Connecticut. Wenn ich recht verstanden habe, wollten Sie mir doch etwas geben. Etwas, das ich mir einmal
     ansehen soll.»
    Natürlich – die Papiere. Er will seine Papiere zurückhaben.Ihr wurde klar, dass er ihre Mutter und Kim nicht erschrecken wollte. Darum gab er sich als ein Freund von ihr aus und benahm
     sich entsprechend. Ihre Mutter ahnte offenbar gar nicht, dass etwas nicht stimmte. Gut. Sorgen wir dafür, dass es so bleibt.
    «Tess?», fragte Vance mit nervenaufreibender Gelassenheit. «Sind Sie noch dran?»
    «Ja. Sie wollen, dass ich Ihnen die Dokumente bringe.»
    «Das wäre ganz reizend.»
    Im Geiste sah sie wieder vor sich, wie ihre Brieftasche in seinem Keller inmitten der Bücher auf dem Boden gelegen hatte,
     und sie verfluchte sich dafür, sie nicht mitgenommen zu haben. Nervös blickte sie aus dem Fenster des Wagens. Niemand war
     in der Nähe bis auf den Fotografen, der noch immer damit beschäftigt war, die Dokumente abzulichten. Tess atmete tief durch,
     um das beklemmende Gefühl in der Brust loszuwerden, und kehrte dem Fotografen wieder den Rücken zu. «Ich bin schon unterwegs.
     Bitte, tun Sie niemandem   –»
    «Aber natürlich nicht», unterbrach Vance sie mit leisem Kichern. «Also dann, ich erwarte Sie. Wird uns sonst noch jemand Gesellschaft
     leisten?»
    Tess runzelte die Stirn. «Nein.»
    «Hervorragend.» Er schwieg einen Moment lang. Tess wartete angespannt. «Ich freue mich wirklich über die Gelegenheit, Ihre
     Familie kennen zu lernen und ein wenig Zeit mit den beiden zu verbringen», fuhr er fort. «Kim ist solch ein reizendes kleines
     Mädchen.»
    Sie war also zu Hause.
Dieser Dreckskerl.
Er hatte seine Tochter verloren, und jetzt bedrohte er ihre.
    «Ich komme allein, machen Sie sich keine Sorgen», sagte Tess mit fester Stimme.
    «Ich kann es kaum erwarten.»
    Es klackte in der Leitung. Das Handy weiterhin ans Ohr gepresst, ging Tess im Geiste das Gespräch noch einmal durch und versuchte,
     das Gehörte zu verarbeiten.
    Sie stand vor einer Entscheidung von immenser Tragweite.
Sage ich es Reilly?
Die Antwort lag auf der Hand: natürlich. Jeder, der jemals auch nur einen Fernsehkrimi gesehen hatte, wusste, dass man grundsätzlich
     die Polizei einschaltete. Ganz gleich, was ein Entführer verlangte, die Polizei wurde in jedem Fall benachrichtigt. Aber das
     war im Fernsehen, und dies hier war das wirkliche Leben. Hier ging es um ihre Familie. Eileen und Kim befanden sich in der
     Gewalt eines Mannes,

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