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Scudders Spiel

Scudders Spiel

Titel: Scudders Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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geblieben ist.«
    Pete sah zu und hörte sie miteinander scherzen. Der eine lebt so, der andere so. Sein Glaubensbekenntnis. Seit siebzehn Jahren hatte er sich nicht mehr so zurechtgewiesen und abgefertigt gefühlt.
    »Steh nicht so herum, Pete! Bring einen von den Töpfen! Du erinnerst dich an meinen Jungen, Millie? Gerade gekommen.«
    Er hob den nächstbesten Topf auf und ging zum Wagen.
    »Deinen Jungen? Ob ich mich an deinen Jungen erinnere? Maudie ich schwöre dir, daß ich echte salzige Tränen vergoß, als er fortging.« Sie ergriff ihn bei den Schultern, wich dem Topf aus und küßte ihn auf beide Wangen. »Und sieh ihn dir an! Hübscher und stattlicher denn je. Die Stadt hat ihm gut getan. Wirklich, Maudie!«
    Er schwankte. »Freut mich, Sie zu sehen, Mrs. Carter.«
    »Ist er nicht ein lieber Kerl? Und wie es mich erst freut, dich zu sehen, Pete.«
    »Die Fischsuppe wird im Kessel besser aufgehoben sein als auf den Steinen«, sagte meine Mutter.
    Er schüttete den Inhalt des Topfes hinein und kehrte um, die beiden anderen zu holen.
    »Heute morgen gekommen? Wie findest du es hier? Nichts hat sich geändert. Die Jahre hinterlassen ihre Spuren, natürlich. Wir alle werden älter.«
    »Sie nicht, Mrs. Carter. Sie werden nicht älter.«
    Sie sah wie hundert aus. Als nächstes würde er sich mit dem Ärmel die Nase wischen.
    »Und wie das duftet! Deine Mutter macht einfach die beste Fischsuppe. Ich bin neunundvierzig, Pete, feierte kürzlich zum sechsten Mal meinen neunundvierzigsten Geburtstag. Oder war es das siebte Mal, Maudie?«
    »Das achte, meine Liebe. Aber wer zählt schon nach?«
    »Und heute ist Goldener Huppeltag. Und du bist da, und wir alle sind da, und du kommst gerade recht zu unserem Huppeltags-Hummeressen.«
    Meine Liebe, in der Tat. Zu Mrs. Millie Carter aus der hintersten Ferry Lane. Seine Mutter wollte sich offenbar bestätigen. Und der Himmel bewahre ihn vor dem Huppeltags-Hummeressen!
    »Ich habe eine lange Fahrt hinter mir, Mrs. Carter, und der Feiertagsverkehr … Ich dachte … nun, vielleicht könnte ich einfach …«
    »Aber du bist eingeladen. Ich will nichts davon hören. Du kannst uns von deinem Leben in der Stadt erzählen. Ich hörte, mit der neuen selbststeuernden Kabinen-U-Bahn klappt es nicht recht. Und ich möchte, daß du Gaston kennenlernst. Wie lange wirst du bleiben? Er ist Frankokanadier, und wir haben noch unsere Flitterwochen. Er mag junge Leute – du wirst ihn großartig finden!«
    Der Kessel war voll, und er schraubte den Deckel fest und half ihnen, den Kessel wieder in den Wagen zu heben.
    »Trotzdem, Mrs. Carter, ich glaube wirklich …« Ein Blick über die Schulter zu dem weitläufigen riesigen Haus bestärkte ihn in seinem Zögern. Irgendwo da oben, hinter einer geschlossenen Tür, schwankend zwischen Groll, Verlegenheit, Furcht … »Mein Vater. Vielleicht sollte ich lieber nur …«
    »Tu das, Junge!« Seine Mutter schlug die Hecktür zu. »Geh und hol ihn heraus! Bring ihn mit!«
    Sie nahm ihre Schürze ab, bündelte sie zusammen und gab sie ihm. »Dann werden wir jetzt fahren, Junge.« Sie ging schon zur anderen Seite des Wagens. »Das Hummeressen beginnt um eins. Bis dann!«
    Sie stieg ein. Millie Carter, nicht faul, stieg auch ein. Der gelbe Kombiwagen schoß aus dem Hof und die Zufahrt hinunter. Pete stand da, lächelte kläglich und mußte einräumen, daß sie ihre Sache gut gemacht hatte. Er mußte es seiner Mutter lassen: ein Minimum an Anstrengung, ein Maximum an Ergebnissen. Dann hob er die leeren Töpfe auf und trug sie ins Haus zurück.
    »Scudder?«
    Er stand in der halbdunklen Eingangshalle, am Fuß der Treppe.
    »Diese Frauen lassen nicht locker, Scudder! Wir müssen zu ihrem verdammten Hummeressen gehen, ob es uns gefällt oder nicht!«
    Auf keinen Fall wollte er das Haus durchsuchen, von einer geschlossenen Tür zur nächsten schleichen. Groll, Verlegenheit, Furcht – was immer es war, Scudder mußte sich früher oder später damit auseinandersetzen, warum also nicht jetzt?
    »Was du tust, kann warten, Scudder. Wir haben eine Verabredung mit der besseren Gesellschaft.«
    Und der hilfreiche neue Name. Von Mann zu Mann, ein anderer Vater, ein anderer Sohn. Beide mit verschieden erinnerten Kümmernissen, vielleicht konnten sie einen neuen Anfang machen.
    »Ich brauche dich, in drei Teufels Namen. Diese Millie Carter wird mir die Haut abziehen.«
    Er wartete. Eine Tür wurde geöffnet. Schritte. Sein Vater stand auf der Galerie am Kopf der Treppe

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