Scudders Spiel
Bis
wann immer …
Emma
Er schaute aus dem Fenster des Herrenzimmers. Der Ausblick umfaßte borkige Baumstämme, einen von felsigen Schichtenköpfen durchbrochenen Wiesenhang und, zwischen Sträuchern und Bäumen hervorlugend, Teile des Nachbarhauses. Das Carter-Anwesen, dachte er. Harold Carter, nicht Millie … Wenn das Patterson-Konzert übertragen wurde, wollte er es probeweise einschalten. Immer vorausgesetzt, daß Grace nicht anrief. Später könnte er vielleicht sie anrufen. Es stand ihr immer frei, nein zu sagen … Aber er glaubte selbst nicht recht, daß er es tun würde. Wie er Alice gesagt hatte, war er nur zu Besuch da.
Er trug Emmas Brief in sein Zimmer hinauf und steckte ihn zu dem anderen in die Schublade. Dann ordnete er seine Hemden so, daß sie die Ausdrucke bedeckten. Seine Mutter sah zu viele Bedeutsamkeiten. Er bewahrte sie nur auf, bis er Zeit und Lust zur Beantwortung hatte.
Als er in die Küche kam, briet Maudie Spiegeleier. »Du hast dir Zeit gelassen«, sagte sie. »Jetzt sind sie verbrutzelt.«
Keine Schüsse aus dem Hinterhalt mehr, dachte er. Fang an, wie du weitermachen willst! Wie du gleich hättest anfangen sollen. »Wie du sagtest, es ist meine Zeit.«
Scudder machte ihm Platz am Tisch, und er setzte sich. Der alte Mann las in einer Zeitschrift für Elektronik, die er gegen eine Packung Haferflocken gelehnt hatte. Die Seite trug die Überschrift Lasermodulation: Verwendung und Gefahren. Maudie füllte Petes Teller und setzte ihn ihm vor. Dann lehnte sie beim Herd und sah ihm zu.
»Ich sagte, sie sind verbrutzelt. Es ist deine eigene Schuld.«
»Willst du, daß wir deswegen Streit anfangen?«
»Es ist mir bloß verhaßt, gutes Essen vergeudet zu sehen.«
»Ich esse es ja, nicht?«
Scudder blickte über den Rand seiner Zeitung. »Hast du vor, heute Nachmittag die Bildschirme zu benutzen, Pete? Ich habe da ein paar Geräte eingeschaltet, die zu Testzwecken angeschlossen bleiben müssen.«
»Heute nachmittag? Nein, da gibt es nichts. Heute nachmittag beschäftige ich mich mit Papierkrieg.«
»Denn du könntest immer noch Maudies Gerät benutzen.« Sein Vater warf ihr einen schlauen Blick zu. »Das heißt, wenn sie dich läßt.«
Er sah, daß er in etwas hineingeraten war. Er wurde benutzt. »Den Bildschirm brauche ich nicht, aber einen Datenanschluß.« Er wandte sich zu ihr, wie es sich gehörte. Nicht zu beanstanden. »Ist dir das recht, Mutter?«
»Du hast deine Arbeit, Junge. Es ist nicht meine Sache, dir im Wege zu stehen.«
Er konnte nicht gewinnen. Aber wenigstens hatte er nicht verloren. Sie schenkte ihm Kaffee ein, setzte ihm einen sauberen Teller vor, gab ihm frisch aufgebackene Semmel, schob den Gelee über den Tisch, füllte ihm die Kaffeetasse nach. Er ließ sie gewähren. Und Scudder las seine Zeitschrift.
»Auf dem Weg hierher wurde ich vorhin von Ev Scannel angehalten«, sagte Pete. »Er überprüfte mich. Ich soll dir von ihm ausrichten, daß er dich liebt.«
Scudder hob seinen Blick nicht von der Zeitung. »Der verdammte Heuchler. Würde nichts lieber tun als mich einlochen.«
»Weswegen?«
»Weil ich atme.«
Erst Maudie, und nun Scudder. Pete kam nirgendwo voran. Er war wieder eingetaucht, weiß Gott, als ob diese siebzehn Jahre nicht gewesen wären. Warum nahm er es auf sich? In der Tat, warum?
Er verbrachte den Vormittag mit Haushaltgeräten. Sein Koordinator postulierte einen Streik in der Instandhaltung automatischer Fertigungseinlagen. Die Spieler begegneten der Situation, so gut sie konnten, was in den meisten Fällen nicht sehr gut war.
Das Mittagessen war besser. Scudder war in seiner Werkstatt verschwunden, sobald Pete sein Frühstück beendet hatte, und als er mit Verspätung wieder in der Küche erschien, war er in Hochstimmung. Er verkündete, daß er sich einen freien Nachmittag gegeben habe. Die Sonargeräte der Küstenwache wollten in Strandnähe einen großen Makrelenschwarm geortet haben, und er und der alte Meikeljohn hatten ausgemacht, daß sie ihre Anglerstiefel anziehen und in die Brandung hinausgehen wollten, um ein paar von ihnen herauszuholen.
Maudie mißbilligte seinen Umgang mit dem alten Meikeljohn, der, wie es schien, noch immer die Müllabfuhr besorgte. Aber sie räumte ein, daß es besser sei, wenn Scudder unten am Strand angelte, als seine Gesundheit über den Bildschirmen anderer Leute zu ruinieren.
Scudder schlang sein Essen hinunter, dann ging er über den Hof, um seine schwere Angelrute und fünfzig Kilo
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