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Scudders Spiel

Scudders Spiel

Titel: Scudders Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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Leine aus einem der Schuppen zu holen. Während er fort war, kam der alte Meikeljohn und schlug an die Küchentür. Maudie ließ ihn ein, und er sagte Pete, daß er voller geworden sei und sich in der Stadt gut herausgemacht habe, aber bei alledem sei er nicht halb so viel von einem Mann wie sein Vater. Er trug Anglerstiefel bis zum Gürtel und stampfte in der Küche herum, schaute in die Schränke und roch mächtig nach dem Müll, mit dem er umging. Er war ein alter, vom Leben gebeutelter Mann, aber er war auch ein Sturzbach von Leben, der ungefähr alles in Gefahr brachte, was es in Maudies altmodischer Küche gab. Pete mochte ihn. Zu Winston Schulmans Zeiten hätte man ihn auf dem Hof warten lassen.
    Scudder kam mit Angel und Leine zurück. Vor der Küchentür mühte er sich in seine Anglerstiefel, und die beiden machten sich umgänglich fluchend auf den Weg. Nichts war zerbrochen worden, nichts war auch nur in Unordnung gebracht, und doch war es, als sei ein Wirbelwind durch die Küche gegangen. Scudder war wie ausgewechselt gewesen, ein neuer Mensch, sah man ab von den Anglerstiefeln, die er, stubenrein erzogen, draußen vor der Küchentür angelegt hatte. Pete wäre gern mit ihm gegangen.
    Zehn Minuten später kam ein Anruf. Maudie nahm ihn entgegen. Es war Millie Carter, deren Stimme durch die ganze Küche drang, als sie nach Scudder fragte. Maudie sagte ihr, er sei ausgegangen, funkelte Pete an, sagte nein, sie wisse nicht, wohin.
    »Aber das ist schrecklich, Maudie, du mußt!« schrillte es aus dem Hörer. »Maudie, ich schwöre, du führst mich an. Maudie, ich muß darauf bestehen!«
    »Bestehe darauf, soviel du willst, meine Liebe!«
    Darauf folgte eine lange Pause.
    »Aber ich brauche ihn. Du weißt nicht, was hier los ist. Wenn er nicht kommt, dann … dann … Ich …« Sie kam nicht weiter.
    Pete schaltete sich ein, denn sie schien in ernsten Schwierigkeiten. »Pete hier, Mrs. Carter. Kann ich Ihnen vielleicht helfen?«
    »Ich wünschte, du könntest, Pete. Ehrlich, ich weiß es nicht.«
    »Hat es was mit Ihren Bildschirmen zu tun?«
    »Ich sage dir, Pete, ich bin am Ende meiner Weisheit. Sie machen den armen Gaston ganz verrückt. Um drei hat er diese Sitzung mit seinem Schiedsrichter – er hat den ganzen Morgen daran gearbeitet, es geht auf Biegen und Brechen. Und nun ist alles meine Schuld – man könne sich auf nichts mehr verlassen, sagte er. Wir seien so verdammt primitiv hier unten und …«
    »Worin genau besteht die Schwierigkeit, Mrs. Carter?«
    »Die Schwierigkeit? Was soll ich dir sagen, Pete, da ist diese Unscharfe, dieser Dunst, diese Art von dichtem Nebel, der …«
    »Hat er es mit der Feineinstellung probiert?«
    »Pete mein Junge, er ist so wild, daß er es sogar mit dem Lomparex im Erdgeschoß versucht hat.«
    »Hört sich nach einer Störung an, Mrs. Carter.«
    »Das sagt er auch … Um Himmels willen, Pete, gibt es denn da kein Gesetz? Ich meine, können wir nicht jemanden anrufen? Ich meine, wie ich dir sagte, Pete. Es geht um alles. Und nun ist da diese verdammte Bildstörung, dieser Nebel …«
    »Könnten Sie eine Minute am Apparat bleiben?« Ihm war etwas eingefallen: die fehlerhafte Feineinstellung am Sendeteil in Scudders Werkstatt. »Mrs. Carter, bleiben Sie bitte dran. Vielleicht kann ich helfen. Wenn Sie eine Minute warten wollen. Können Sie das für mich tun. Einfach warten?«
    Er bedeutete seiner Mutter, weiterzusprechen, und eilte aus der Küche. Hinter ihm fragte Millie Carter wieder, ob es denn kein Gesetz gebe, das jemanden verpflichte, sofort zu kommen und das Gerät zu reparieren.
    Er ging hinauf zu Scudders Werkstatt. Die Tür war abgesperrt, aber seine Stimmaufnahme verschaffte ihm Zutritt. Er setzte sich an den Schreibtisch, holte tief Atem und sammelte sich. Er hatte vergessen, seinem Vater von der fehlerhaften Feineinstellung zu berichten. Eine Bewegung auf der Konsole fiel ihm ins Auge, die langsam rotierenden Spulen einer Videoband-Schleife. Der Schalter stand auf SENDEN, der Zerhacker war eingeschaltet. Scudder hatte gesagt, daß er Geräte ausprobieren wolle. Pete pfiff leise durch die Zähne. Wenn die Geräteerprobung bedingte, daß den ganzen Nachmittag lang eine Bandschleife gesendet wurde, dann war es kein Wunder, daß Scudders Rechnung über Bildschirmzeit ein dicker Brocken war.
    Er schaltete das Bild ein und drehte an der Einstellung, als Scudders Antlitz sehr verschwommen auf dem Bildschirm eins erschien. Die Synchronisation lag offensichtlich

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