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Scudders Spiel

Scudders Spiel

Titel: Scudders Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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Namen und Anschrift, hübsch langsam.«
    Pete sagte es ihm, hübsch langsam.
    »Vorstrafen?«
    Pete sagte, keine.
    Der Polizist verglich mit den Daten auf seinem Bildschirm und grunzte. »Geburtsdatum?«
    Pete sagte es ihm.
    »Eltern?«
    Pete sagte ihm auch das.
    »Kommt hin, Mister. Kommt hin … Geburtsort?«
    »Hier auf der Landzunge. Ferry Lane vier.«
    »Sagen Sie – das ist ja nicht weit von hier … vielleicht sind Sie doch kein Fremder, was das angeht.« Er lehnte sich zurück.
    »Kann ich jetzt gehen?«
    »Will Ihnen was sagen, Mister – kannte nie einen aus Kansas City, der so sprach.«
    »Kann ich jetzt gehen?«
    »Scudder Laznetts Junge?«
    »Wenn nicht, dann laufe ich mit seinem EEG herum.«
    »Scudder Laznetts Junge … sieh einer an …« Eine große haarige Hand erschien in der Fensteröffnung. »Ich bin Ev Scannel. Freut mich.«
    Pete schüttelte die Hand. »Aha.«
    »Was macht Scudder dieser Tage, Pete? Hab ihn seit … oh, Monaten nicht gesehen.«
    »Es geht ihm gut. Wie immer.«
    »Scudder Laznetts Junge … Na, dann sagen Sie dem alten Geier, daß ich ihn liebe, ja?«
    »Das werde ich tun.«
    »Ja, ja, tun Sie das! Wer hätte das gedacht – Scudder Laznetts Junge … sieh einer an …«
    Der Polizeiwagen fuhr langsam weiter, Kiefernnadeln zerknackend. Pete sah ihm nach, bis er nach links zum alten Van Dayton-Landsitz abbog und außer Sicht kam. Da die Landzunge sich ganz in Privatbesitz befand, mußte sie über die Bürgervereinigung das städtische Polizeipräsidium für ihren Schutz bezahlen. Offenbar bekam sie etwas für ihr Geld.
    In der Schulman-Villa saßen Scudder und Maudie beim Frühstück. Sein nächtliches Ausbleiben wurde nicht erwähnt, aber er konnte sehen, daß sie vor Neugier vergingen. Maudie sagte, es sei ein Brief für ihn da, also ging er ins Herrenzimmer und tastete seinen Kode in den Datenanschluß, worauf die Ausdruckstation den Brief freigab. Er war von Emma.
     
    Lieber Pete,
    wie geht es? Mühsam, denke ich mir. Schließlich kann niemand wieder dort anfangen, wo er vor siebzehn Jahren aufgehört hat. Du wirst eben geduldig sein müssen, und wie ich Dich kenne, wirst Du es sein. Du hast Deinen Eltern alles voraus – Du bist jung und kein Dummkopf, und Du kennst die Welt. Und der Sommer ist noch lang, wenn es sein muß. Also halte nur aus – hier oben gibt es nichts, was nicht warten könnte …
     
    Den ganzen Sommer … Er schloß die Augen. Bei allen guten Vorsätzen bezweifelte er jetzt, ob er die Woche aushalten würde. Er war erst seit fünf Minuten wieder im Haus, und schon hatte die darin herrschende emotionale Aufladung ihn so weit, daß er zuckte. Und außerdem, wenn man es bei Licht besah, was hatte er seinen Eltern wirklich voraus? Nichts. Gut, er war jung, und kein Dummkopf, und er kannte die Welt. Aber ihre Welt war wieder etwas anderes. Kein Mensch konnte die kennen.
    Nein, wäre Grace nicht gewesen, er hätte längst aufgegeben. Seufzend kehrte er zum Brief zurück.
     
    … Den gestrigen Abend verbrachte ich mit John. Wir gingen seine Ergebnisse durch, die wirklich eindrucksvoll sind. Sagte ich Dir, daß er die McPhee-Kopfhörer bei autistischen Patienten verwendet hat? Zuerst geschah es nur, um sie zu beruhigen, aufzuschließen. Aber ich schwöre, er bringt echte Kommunikation zustande. Da war zum Beispiel dieses Madchen, das den ganzen Tag bloß dasaß und Stecknadeln in ein Brett klopfte. John versuchte es mit dem Rechenband. Gleichmäßige Muster, ruhig und leicht. Er dachte, daß sie vielleicht versuchte, etwas herauszubringen, und die eine oder die andere Gruppierung wiedererkennen würde. Ein totaler Mißerfolg. Also versuchte er es statt dessen mit Zorn – und ich sage Dir, es war ein Volltreffer. Ich sah eine Videoaufnahme von dem Mädchen; es hat das Brett mit den Stecknadeln in die Ecke geworfen und spricht über das Mikrofon zu ihren Kopfhörern, als ob sie eine alte Freundin vor sich hätte. Heute die Kopfhörer, morgen vielleicht der Mann, der sie ihr gibt …Es mag sich nicht sehr aufregend lesen, Briefe sind umständlich und schwerfällig, aber wenn Du die Videoaufnahme gesehen hättest, würdest Du wissen, was ich meine.
    Übrigens gehe ich heute abend in das Patterson-Konzert. Ich glaube, in meinem letzten Brief schrieb ich, es sei Donnerstag, aber das stimmte nicht. Ich werde Dir meine Eindrücke berichten. Teile davon werden im Fernsehen ausgestrahlt, soviel ich weiß, aber das ist eben nicht das gleiche. Die Klinik ruft.

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