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Scudders Spiel

Scudders Spiel

Titel: Scudders Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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beenden können. Offen und ehrlich. Bevor sie zu einem Spiel gemacht wurde.
    »Ich glaube, ich sollte es Ihnen sagen«, sagte er. »Ich heiße auch Laznett. Pete Laznett. Dieser Alte ist mein Vater.«
    Spencer betrachtete ihn freundlich über den Rand seiner nicht existenten Brille hinweg. »Ich überlegte schon, wann Sie endlich damit rausrücken würden«, sagte er. »Sicherlich denken Sie nicht, wir würden derartige Informationen jedem Beliebigen geben?«
    Scudder Laznett, Elektronikingenieur, geboren 11.4.1971, verheiratet mir Maud Laznett, geborene Fisher, Hausfrau, geboren 27.10.1976. Kinder: Peter Laznett, Schiedsrichter Geschäftsspiele, Personalnummer 70736/KX, geboren 19.5.2005 … Pete mußte es dem Burschen lassen, er war gut in seinem Job: als er die Eintragung im Index gelesen hatte, war seinem Gesicht nichts anzumerken gewesen, und wenn Pete das Gespräch beendet hätte, ohne seine Identität zu enthüllen, wäre eine Meldung fällig gewesen.
    »Und was soll ich jetzt tun?«
    Spencer betrachtete seinen Handrücken. »Das ist das Dumme mit Familie. Deshalb versuchen wir sie herauszuhalten. Sie wollen immer etwas tun.« Er hob seinen Blick, der jetzt kalt war, und schlau. »Und meistens verpfuschen sie es nur. Der Betreffende taucht unter. Seine Beweggründe ändern sich nicht. Ein unzufriedener Bürger mehr. Und niemand weiß, was er vorhat.«
    »Also schlagen Sie vor, daß ich nichts unternehmen soll?«
    »Überlassen Sie es einfach den Sachverständigen. Wenn Sie Ihren Job behalten wollen.«
    »Danke.«
    »War mir ein Vergnügen. Schönen Tag noch, Pete! Und keine Sorge. Wir werden den alten Mann im Auge behalten.«
    Pete unterbrach die Verbindung. Und ob sie ihn im Auge behalten würden. Sie hatten ihn schon eingewickelt. Gewährten ihm Narrenfreiheit, und er würde den Unterschied nie merken. Der arme verrückte Alte.
    Pete verließ das Herrenzimmer durch, die Türflügel, die zur Terrasse hinausführten. Er schritt die Stufen hinunter und folgte dem Pfad das Kliff entlang und hinunter zum Strand. Dort waren ein paar Leute in Liegestühlen, und Kinder spielten. Ein Stück weiter standen zwei kleine dunkle Gestalten bis zum Bauch in der Brandung und warfen unsichtbare Angelleinen aus. Pete umging den Strand rückwärts bis zu den Dünen, wo er, abgeschirmt durch das lange faserige Gras, zu seinem Vater und dem alten Meikeljohn hinabblicken konnte. Sie waren von der Gischt durchnäßt und lachten und riefen einander zu. Hinter ihnen lagen drei meterlange Goldmakrelen oberhalb der Gezeitenlinie im Sand, langgestreckte, muskulöse Körper, die Schuppen verkrustet mit nassem Sand. Eine von ihnen schlug krampfhaft mit dem Schwanz, lag wieder still.
    Spencer in seinem hochroten Anzug hatte gesagt, er solle es den Sachverständigen überlassen. Wenn er seinen Job behalten wollte. Aber der Job war irrelevant. Nicht wahr? Job oder nicht, die Wege, die ihm offenstanden, boten keine Lösungen. Sollte er Scudder sagen, er habe die Videoaussendung gesehen, und so tun, als ob er sie ernst nehme? Sollte er versuchen, ihm das Ganze auszureden? Weitere Spiele spielen? Mit einem Mann, der das Recht hatte, das einzigartige Recht des Vaters, Aufrichtigkeit von ihm zu erwarten? Oder sollte er Scudder die volle Wahrheit sagen und ihn zerstören, ihn in seinen eigenen Augen als den größten Einfaltspinsel auf dieser Seite des Mondes bloßstellen … Nichts zu tun, war sicherlich einfacher. Wenn er schon ein Spiel mit seinem Vater trieb, dann nur durch Weglassen; so war es irgendwie weniger beleidigend. Zumindest hielt es den alten Knaben bei Laune und vom Gefängnis fern.
    So oder so, der Job war irrelevant, nicht wahr?
    Er blickte hinab zu den beiden Männern, die in der Brandung standen und ihre Angeln auswarfen. Sie brauchten die Fische nicht – schon jetzt hatten sie mehr gefangen als sie in einer Woche essen konnten. Scudder hatte Fisch nicht einmal besonders gern, und Maudie erst recht nicht. Was er dort trieb, war trotz all seiner ernsten Prinzipien ein Spiel. Er spielte genau wie jeder andere. Natürlich würde er das leugnen: Angeln war Männerangelegenheit, und eine ernsthafte Sache. Aber das ließ sich auch von Aufruhr sagen. Warum ihn also nicht seinen ernsten Spielen überlassen?
    Es gab ein klares Warum nicht, und Pete hatte es längst zum Gegenstand seiner Grübeleien gemacht. Die stolze Annahme seiner eigenen überlegenen Wahrnehmungen. Die unerträgliche Herablassung zu glauben, daß er die Weisheit und

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