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SdG 04 - Die eisige Zeit

SdG 04 - Die eisige Zeit

Titel: SdG 04 - Die eisige Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Schild-Amboss zählte ein Dutzend. Vielleicht waren die anderen mit Kämpfen beschäftigt – wobei der Kampfplatz noch immer außerhalb seines Blickfelds lag. Er entdeckte den Knochenwerfer Pran Chole und lenkte sein Pferd dorthin, wo der untote Schamane stand.
    Als sie den Kamm schließlich erreichten, hatten die magischen Detonationen aufgehört, und alle Kampfgeräusche waren verstummt.
    Sie blickten auf die Straße hinab. Die Karawane hatte aus zwei Wagen bestanden, von denen einer deutlich größer war als der andere. Beide waren zerstört worden – förmlich in Stücke gerissen. Zersplitterte Holzteile, Plüschpolster und Kleider lagen überall verstreut. Auf einem niedrigen Hügel zur Rechten lagen drei Kämpfer; um sie herum war der Erdboden geschwärzt. Keiner der drei rührte sich. In der Nähe der Wagen waren acht weitere Gestalten zu sehen; nur zwei von ihnen waren bei Bewusstsein – in schwarze Kettenhemden gekleidete Männer, die langsam wieder auf die Beine kamen.
    Der Schild-Amboss brauchte nicht lange, um diese Einzelheiten zu erfassen. Zwischen den zerstückelten Kadavern von fünf K’Chain Che’Malle Jägern wanderten große, magere Wölfe herum – mit Augen, die nur aus Höhlen bestanden und denen der T’lan Imass glichen.
    Itkovian musterte die schweigenden, schrecklichen Tiere und sagte zu Pran Chole: »Sind das … Eure, mein Herr?«
    Der Knochenwerfer zuckte die Schultern. »Sie haben unsere Gesellschaft schon lange nicht mehr gesucht. Die T’lan Ay begleiten uns oft, sind aber über das Ritual hinaus nicht an uns gebunden.« Er schwieg mehrere Herzschläge lang und fuhr dann fort: »Wir haben geglaubt, dass sie verloren wären. Aber es scheint, als hätten auch sie die Rufe gehört. Es ist dreitausend Jahre her, dass unsere Blicke zuletzt auf den T’lan Ay geruht haben.«
    Endlich blickte Itkovian auf den untoten Schamanen hinunter. »Höre ich da einen Hauch von Freude in Eurer Stimme, Pran Chole?«
    »Ja. Und Kummer.«
    »Warum Kummer? So wie es aussieht, haben diese T’lan Ay im Kampf gegen die K’Chain Che’Malle keinerlei Verluste erlitten. Vier- oder fünfhundert … gegen fünf. Rasche Vernichtung.«
    Der Knochenwerfer nickte. »Sie sind sehr gut darin, große Tiere zu besiegen. Mein Kummer rührt von einer Geste her, die auf falschem Mitleid beruht hat, Sterblicher. Bei der Ersten Zusammenkunft hat uns die fehlgeleitete Liebe, die wir den Ay – den wenigen, die noch übrig waren – entgegengebracht haben, auf einen grausamen Pfad geführt. Wir haben beschlossen, sie in das Ritual einzuschließen. Unsere selbstsüchtigen Bedürfnisse waren ein Fluch. Alles das, was die Ay aus Fleisch und Blut zu ehrenhaften, stolzen Kreaturen gemacht hat, wurde ihnen genommen. Und jetzt sind sie leere Hüllen, genau wie wir, gequält von toten Erinnerungen.«
    »Doch selbst als Untote haben sie noch etwas Majestätisches«, entgegnete Itkovian. »Genau wie Ihr.«
    »Die T’lan Ay haben etwas Majestätisches – ja, das stimmt. Aber die T’lan Imass? Nein, Sterblicher. Überhaupt nichts.«
    »Dann sind wir unterschiedlicher Ansicht, Pran Chole.« Itkovian wandte sich im Sattel um und rief seinen Soldaten zu: »Untersucht die Gefallenen.«
    Der Schild-Amboss ritt zu den beiden Männern in den schwarzen Kettenhemden hinab, die nun nebeneinander vor den Überresten des größeren Wagens standen. Ihre Rüstungen hingen in Fetzen. Sie bluteten, und das Blut tränkte die Erde zu ihren Füßen. Die beiden Männer hatten irgendetwas an sich, das in Itkovian ein gewisses Unbehagen aufsteigen ließ, doch er schob dieses Gefühl beiseite.
    Als der Schild-Amboss sein Pferd zügelte, drehte einer der beiden – der Bärtige – sich um und sah ihn an. »Ich entbiete Euch mein Willkommen, Krieger«, sagte er. Sein Akzent klang merkwürdig in Itkovians Ohren. »Hier ist erst vor kurzem etwas Außergewöhnliches geschehen.«
    Trotz seiner inneren Disziplin verstärkte sich Itkovians Unbehagen. Dennoch gelang es ihm, seine Stimme gleichmütig klingen zu lassen, als er sagte: »In der Tat, mein Herr. In Anbetracht der Aufmerksamkeit, die Euch die K’ell-Jäger entgegengebracht haben, bin ich erstaunt, dass Ihr beide immer noch auf den Beinen seid.«
    »Wir sind wahrhaft unverwüstlich.« Mit seinen ausdruckslosen Augen musterte er das Gelände hinter dem Schild-Amboss. »Leider hat es sich herausgestellt, dass unsere Gefährten nicht auf solche Fähigkeiten zurückgreifen können.«
    Farakalian, der mit

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