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SdG 04 - Die eisige Zeit

SdG 04 - Die eisige Zeit

Titel: SdG 04 - Die eisige Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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wandelbaren, fleischigen Gesichter sind erfahren darin, zu betrügen – sie sind eine weitaus raffiniertere Maske als die, die die Brüder da drüben tragen. Noch etwas Wein? Er ist wirklich wunderbar. Gredfallan? Noch nie gehört. Die Seguleh zeigen nur ihre Augen, frei von einem sie umgebenden Gesichtsausdruck, und dennoch sind sie Tore zur Seele. Bemerkenswert. Ich frage mich, wer diesen Brauch wohl eingeführt hat – und warum.«
    »Lady, bitte«, unterbrach Toc sie. »Wenn sie vorhaben, uns zu töten – «
    »Absichten sind unerheblich, mein Geliebter. Ich schmecke Klee in diesem Honig. Entzückend. Nebenbei bemerkt, die Wände um uns herum sind größtenteils hohl, aber nicht leer. Würdet Ihr so freundlich sein und meinen Tierchen diese Platten mit Fleisch bringen? Ich danke Euch, mein Schatz. Ihr seid so süß.«
    »In Ordnung«, grollte Toc. »Jetzt wissen sie also, dass wir es wissen. Was jetzt?«
    »Nun, ich weiß nicht, was mit Euch ist, aber ich bin todmüde. Ich hoffe, die Betten sind weich. Was glaubt Ihr, haben die Pannionier Interesse an solchen Annehmlichkeiten wie sanitären Einrichtungen?«
    »Niemand interessiert sich für sanitäre Einrichtungen, Lady Missgunst, aber ich bin sicher, sie haben sich etwas ausgedacht.«
    »Mahlzeit beendet! Und wo ist jetzt unser armer kleiner Mönch?«
    Eine Seitentür öffnete sich, und der Mann erschien.
    »Welch außergewöhnlicher Zufall. Dankt Eurem Herrn für die Mahlzeit, Eingeschüchterter, und zeigt uns bitte den Weg.«
    Der Mönch verbeugte sich, winkte ihnen. »Folgt mir, geehrte Gäste. Die Tiere müssen leider draußen auf dem Hof, bleiben.«
    »Natürlich.«
    Der Mann verbeugte sich erneut.
    Lady Missgunst wedelte mit den Fingern ihrer schlanken Hand, und Baaljagg und Garath rannten mit großen Sprüngen hinaus.
    »Sie sind sehr gut abgerichtet, Lady«, murmelte der Mönch.
    »Ihr habt ja keine Ahnung«, erwiderte sie.
    Die Schlafkammern befanden sich alle entlang einer Wand; sie waren klein und quadratisch, hatten eine niedrige Decke und waren – abgesehen von schmalen Bettstellen mit Fellmatratzen und einer Laterne auf einem Regal an der Wand – unmöbliert. Ein Raum am hinteren Ende des Korridors war zum gemeinschaftlichen Baden vorgesehen. Die Böden waren gefliest und stufenweise vertieft in verschiedenen Teichen angelegt, das Wasser floss unaufhörlich und war kühl und sauber.
    Toc ließ die Lady allein, damit sie sich waschen konnte. Er betrat sein Schlafzimmer und legte mit einem Seufzen sein Bündel ab. Seine Nerven waren zum Zerreißen gespannt, und Missgunsts melodischem Gesang zuzuhören, half auch nicht gerade. Er warf sich auf das Bett. Schlafen? Unmöglich. Diese Bastarde wetzen bereits ihre Messer, bereiten unsere Belohnung vor. Bald werden wir dem Glauben in die Arme sinken, und sein Gesicht ist ein Totenkopf …
    Als plötzlich ein Schrei ertönte, der einem das Blut in den Adern gerinnen lassen konnte, riss er sein Auge auf. Es war dunkel – die Laterne war entweder ausgegangen oder weggenommen worden. Toc wurde klar, dass er schließlich doch eingeschlafen war, und das roch verdammt nach Zauberei. Der Schrei war erneut zu vernehmen und endete dann in einem leiser werdenden Gurgeln.
    Klauen klickten auf dem Korridor vor seinem Zimmer.
    Schweißbedeckt und dennoch zitternd machte Toc der Jüngere einen Satz aus dem Bett. Er zog den breiten Obsidiandolch, den Tool für ihn gemacht hatte, nahm den lederumwickelten Griff in die rechte Hand und zog mit der Linken sein eigenes Messer mit der stählernen Klinge.
    Klauen. Entweder, es gibt hier Wechselgänger … oder Baaljagg und Garath statten dem Tempel einen Besuch ab. Er betete im Stillen, dass Letzteres zutraf.
    Das Krachen von Mauerwerk ließ ihn aufspringen; irgendwo in der Nähe war eine Mauer zu Bruch gegangen. Jemand wimmerte, kreischte dann auf, als Knochen krachten. Ein Geräusch, das so klang, als würde direkt vor seiner Tür ein Körper entlanggeschleift, ließ Toc sich tief ducken; seine Knie zitterten.
    Stockdunkel. Was soll ich bloß tun, im Namen des Vermummten? Ich kann verdammt noch mal überhaupt nichts sehen.
    Die Tür zersplitterte in ihrem Rahmen unter dem Aufprall von etwas Großem und fiel nach innen. Schuld daran war ein nackter Körper, der anscheinend dagegen geschleudert worden war und jetzt – im schwachen Lichtschein aus dem Korridor kaum zu erkennen – auf den Trümmern lag.
    Ein gewaltiger Kopf kam in Sicht, die Augen glommen matt.
    Toc stieß

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