SdG 04 - Die eisige Zeit
scheint.«
»Wenn es eine Illusion ist«, flüsterte Korlat, »dann ist sie meisterhaft. Ich spüre nichts Ungewöhnliches.«
Das Kind nickte. »Die Luft der Ebenen … hat ihn verjüngt.«
»Wer ist er, Tochter?«, wollte die Mhybe wissen.
»In Wirklichkeit ist er eine Schimäre.«
Nachdem Dujek geendet hatte, knurrte Bruth leise und sagte:
»Der Mann an meiner Seite ist Kallor, mein Stellvertreter. Im Namen der Tiste Andii nimmt Korlat an diesem Treffen teil. Und im Namen der Rhivi die Mhybe und ihr junges Mündel. Das, was noch von meiner Standarte übrig ist, trägt mein Vorreiter Hurlochel.«
Dujek runzelte die Stirn. »Wo ist die Karmesin-Garde?«
»Fürst K’azz D’Avore kümmert sich im Augenblick um innere Angelegenheiten, Hohefaust. Sie werden sich unseren Bemühungen hinsichtlich der Pannionischen Domäne nicht anschließen.«
»Schade«, murmelte Dujek.
Bruth zuckte die Schultern. »Wir haben Hilfstruppen zusammengezogen, um sie zu ersetzen. Ein Kavallerie-Regiment aus Saltoan, vier Barghast-Clans, eine Söldnerkompanie aus Einaugkatz und eine aus Mott – «
Elster schien sich verschluckt zu haben. Er hustete und schüttelte dann den Kopf. »Doch wohl nicht Motts Irreguläre, Kriegsherr, oder …?«
Bruth lächelte und entblößte dabei spitz zugefeilte Zähne. »Doch. Ihr habt Erfahrungen mit ihnen gemacht, nicht wahr, Kommandant? Damals, als Ihr noch bei den Brückenverbrennern gedient habt.«
»Das war schon ein ganz besonderer Haufen«, stimmte Elster zu. »Allerdings nicht unbedingt im Kampf. Sie haben die meiste Zeit damit verbracht, unsere Vorräte zu stehlen und dann davonzurennen, wenn ich mich recht erinnere.«
»Wir haben es ein besonderes Talent für Logistik genannt«, kommentierte Kallor.
»Ich gehe davon aus«, sagte Bruth zu Dujek, »dass die Vereinbarungen mit dem Rat von Darujhistan sich als zufrieden stellend erwiesen haben.«
»Das haben sie, Kriegsherr. Die … Spenden … des Rats haben es uns ermöglicht, unsere Vorräte wieder aufzufüllen.«
»Ich glaube, dass eine Delegation aus Darujhistan hierher unterwegs ist; sie sollte bald hier sein«, fügte Bruth hinzu. »Wenn Ihr also noch weitere Unterstützung benötigen solltet …«
»Das ist sehr großzügig von ihnen«, sagte Dujek und nickte.
»Lasst uns in mein Kommandozelt gehen«, schlug der Kriegsherr vor. »Es gibt da ein paar Einzelheiten, die wir unbedingt besprechen müssen.«
»Ganz Eurer Meinung«, stimmte Dujek ihm zu. »Kriegsherr, wir haben lange Zeit gegeneinander gekämpft – ich freue mich darauf, endlich einmal Seite an Seite mit Euch und Eurer Armee zu kämpfen. Wollen wir hoffen, dass die Pannionische Domäne sich als würdiger Gegner erweist.«
Bruth zog eine Grimasse. »Aber nicht zu würdig.«
»Richtig«, erwiderte Dujek grinsend.
Silberfuchs, die immer noch mit der Mhybe und der Tiste Andii ein Stück entfernt stand, lächelte und sagte dann leise: »So ist es also geschehen. Sie haben sich angeblickt. Haben sich gegenseitig eingeschätzt … und beide sind zufrieden.«
»Dies ist wirklich ein bemerkenswertes Bündnis«, murmelte Korlat und schüttelte dabei ganz leicht den Kopf. »So leicht so viel aufzugeben …«
»Von all den Leuten, die ich in meinem kurzen Leben kennen gelernt habe«, sagte die Mhybe, »sind pragmatische Soldaten die Furcht erregendsten.«
Silberfuchs stieß ein kehliges Lachen aus. »Und du zweifelst an deiner Weisheit, Mutter …«
Caladan Bruths Kommandozelt befand sich im Zentrum des Lagers der Tiste Andii. Obwohl die Mhybe es viele Male besucht hatte und eine gewisse Vertrautheit mit den Tiste Andii entstanden war, empfand sie erneut jenes Gefühl der Fremdartigkeit, das sie immer befiel, als sie mit den anderen durch dieses Lager hindurchschritt. Die Luft auf den freien Plätzen und in den Gängen zwischen den hohen, schmalen Zelten schien von ehrwürdigem Alter und Pathos geschwängert. Die wenigen großen, dunkel gekleideten Gestalten, an denen sie vorbeikamen, sprachen kaum miteinander, und sie schenkten auch Bruth und seiner Begleitung keine weitere Beachtung; selbst von Korlat, Anomander Rakes Stellvertreterin, nahmen sie kaum Notiz.
Es war schwierig für die Mhybe, das zu verstehen – ein Volk, das von Gleichgültigkeit heimgesucht wurde, von einer Apathie, die so umfassend war, dass es schon deshalb keine zivilisierten Gespräche in Erwägung ziehen wollte, weil es die Anstrengungen für zu groß erachtete. Es gab geheime Tragödien in
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