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SdG 05 - Der Tag des Sehers

SdG 05 - Der Tag des Sehers

Titel: SdG 05 - Der Tag des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Erikson
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fliehenden Pannionier ermöglichten. Und zumindest heute war keine der Kompanien, die er ausgeschickt hatte, zu weit vorgerückt. Die aus Capanthall, Lestari und Korallessianern bestehenden Truppen hatten Disziplin gewahrt.
    Der erste Tag war vorüber, und er gehörte den Verteidigern von Capustan.
    Itkovian stand auf zitternden Beinen, während die Brise, die von der Küste heranwehte, den Schweiß auf seinem Gesicht trocknete, kühle Fühler durch die Gitter seines Halbvisiers schickte und leicht über seine vom Rauch geröteten Augen strich. Als die Dunkelheit ihn vollständig umgab, lauschte er auf die Felsbrocken, die gegen die Ostschanze dröhnten, und drehte sich zum ersten Mal seit Stunden um, um auf die Stadt zu blicken.
    Ganze Häuserblocks brannten; die Flammen loderten zum nächtlichen Himmel hinauf und beleuchteten den Unterbauch eines geschwollenen Baldachins aus dichtem Rauch. Ich habe gewusst, was ich zu sehen bekommen würde. Warum entsetzt es mich dann? Lässt mir das Blut in den Adern erstarren? Plötzlich fühlte er sich schwach und lehnte sich gegen die Zinne in seinem Rücken, eine Hand gegen den rauen Stein gestützt.
    Eine Stimme ertönte aus den Schatten der Bodenluke. »Ihr braucht Ruhe, mein Herr.«
    Itkovian schloss die Augen. »Destriant, Ihr sprecht die Wahrheit.«
    »Aber es wird keine Ruhe geben«, stellte Karnadas fest. »Die andere Hälfte der Angriffsstreitmacht sammelt sich. Wir können davon ausgehen, dass die Angriffe die ganze Nacht weitergehen werden.«
    »Ich weiß, mein Herr.«
    »Brukhalian – «
    »Ja, es muss getan werden. Kommt also zu mir.«
    »Solche Bemühungen werden immer schwieriger«, murmelte Karnadas, während er an den Schild-Amboss herantrat. Er legte Itkovian eine Hand auf die Brust. »Die Vergiftung der Gewirre bedroht mich«, fuhr er fort. »Schon bald werde ich nichts anderes mehr tun können, als mich selbst dagegen zu schützen.«
    Die Müdigkeit floss aus dem Schild-Amboss heraus, und neue Kraft kehrte in seine Glieder zurück. Er seufzte. »Ich danke Euch, mein Herr.«
    »Das Todbringende Schwert ist gerade zum Knecht gerufen worden, um über den Verlauf der Kämpfe an diesem ersten Tag Bericht zu erstatten. Und, nein, uns ist nicht das Glück beschieden zu erfahren, dass der Knecht durch das Bombardement von ein paar Hundert Feuerbällen zerstört worden ist. Er ist unversehrt. Andererseits – in Anbetracht derer, die jetzt dort hausen, wünschen wir ihm nicht länger ein so schlimmes Ende:«
    Itkovian wandte den Blick von den Straßen ab, musterte das vom roten Flammenschein beleuchtete Gesicht des Destriant. »Was meint Ihr damit, mein Herr?«
    »Die Barghast, Hetan und Cafal, haben im Großen Saal ihr Lager aufgeschlagen.«
    »Ah, ich verstehe.«
    »Bevor er gegangen ist, hat Brukhalian mich gebeten, mich bei Euch zu erkundigen, was Eure Nachforschungen bezüglich der Mittel ergeben haben, mit denen die Knochen der Gründergeister der kommenden Vernichtung entzogen werden sollen.«
    »Ich habe versagt, Destriant. Und es scheint mir nicht sehr wahrscheinlich, dass ich noch einmal Gelegenheit haben werde, weitere Anstrengungen in dieser Richtung zu unternehmen.«
    »Das ist verständlich, mein Herr. Ich werde dem Todbringenden Schwert Eure Worte übermitteln, wenn auch ohne Eure offensichtliche Erleichterung.«
    »Ich danke Euch.«
    Der Destriant trat an die Brustwehr, um einen Blick auf den östlichen Todesstreifen zu werfen. »Bei den Göttern hienieden – halten die Gidrath die Schanze etwa noch immer?«
    »Das ist ungewiss«, murmelte Itkovian und trat neben seinen Kameraden. »Zumindest hat das Bombardement nicht aufgehört. Es kann sein, dass die ganze Schanze inzwischen in Trümmern liegt – es ist zu dunkel, um etwas zu erkennen, aber ich glaube, ich habe vor einem halben Glockenschlag gehört, wie eine Mauer zusammengebrochen ist.«
    »Die Legionen versammeln sich einmal mehr, Schild-Amboss.«
    »Ich brauche mehr Boten. Meine letzten – «
    »… sind erschöpft«, ergänzte Karnadas. »Ich werde mich jetzt verabschieden und tun, worum Ihr mich gebeten habt, mein Herr.«
    Itkovian lauschte, als der Destriant die Leiter hinunterstieg, ließ dabei jedoch die Stellungen der Feinde im Osten und im Süden nicht aus den Augen. Abgeblendete Laternen blitzten da und dort auf, inmitten von Truppen, die anscheinend in Rechteckformationen angetreten waren. Kleinere Kompanien von Scalandi-Plänklern gesellten sich zu ihnen, bewegten sich vorsichtig

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