SdG 05 - Der Tag des Sehers
Dujek ein.
»Wie meint Ihr das?«
»Hat nicht einer deiner T’lan Imass Mandata Lorn begleitet, als sie den Jaghut-Tyrannen südlich von Darujhistan befreit hat?«
Silberfuchs sah besorgt aus. »Der Clanlose. Ja. Ein Ereignis, das ich noch nicht verstehe. Nichtsdestotrotz wurde jener Tyrann aus einem verfluchten Schlaf geweckt, nur um endgültig zu sterben – «
Eine neue Stimme erklang. »Tatsächlich war Raest zwar ein wenig mitgenommen, aber bewundernswert lebendig, als ich ihn das letzte Mal gesehen habe.«
Silberfuchs wirbelte herum. »Ganoes, was meinst du damit? Der Tyrann wurde getötet.«
Der kleine, rundliche Mann, der nun neben Hauptmann Paran stand, zog ein Taschentuch aus einem Ärmel und wischte sich damit die Stirn. »Also, was das betrifft … nicht ganz, wie Kruppe widerstrebend zugeben muss. Es hat leider ein großes Durcheinander geherrscht – «
»Ein Azath-Haus hat den Jaghut-Tyrannen aufgenommen«, erklärte K’rul. »Soweit ich es verstehe, hatte der malazanische Plan das Ziel, Anomander Rake zum Handeln zu zwingen – ihn in eine Konfrontation zu treiben, die ihn schwächen sollte, wenn er nicht sogar dabei umkommen würde. Doch Raest hat dem Lord von Mondbrut niemals direkt gegenübergestanden.«
»Ich sehe in all dem wenig von Bedeutung«, unterbrach ihn Silberfuchs. »Wenn der Clanlose tatsächlich seinen Schwur gebrochen hat, dann wird er sich vor mir verantworten müssen.«
»Worauf ich hinauswollte, war Folgendes«, sagte Dujek. »Du sagst, dass die T’lan Imass und was auch immer sie tun oder nicht tun, von allen und allem anderen unabhängig sind. Du bestehst auf Abstand, aber als Veteran, der an vielen malazanischen Feldzügen teilgenommen hat, muss ich dir sagen, dass das, was du behauptest, offenkundig unwahr ist.«
»Vielleicht waren die Logros T’lan Imass tatsächlich … für eine gewisse Zeit … verwirrt. Doch wenn dem so war, so ist diese Zwiespältigkeit nun vorbei. Es sei denn, natürlich, du würdest die Autorität in Frage stellen, die mir bei meiner Geburt verliehen wurde.«
Niemand antwortete ihr auf diese Worte.
Silberfuchs nickte. »Sehr schön. Ihr kennt nun die Position der T’lan Imass. Wir werden uns diesen Jaghut-Tyrannen holen. Will sich irgendjemand hier unserem Anspruch widersetzen?«
»Angesichts der Drohung, die in deinem Tonfall mitschwingt«, knurrte Bruth, »wäre das eine ziemlich tollkühne Position. Ich für meinen Teil werde mich nicht mit dir um die Knochen des Sehers zanken.« Er drehte sich zu Dujek um. »Hohefaust?«
Der einarmige Soldat verzog das Gesicht zu einer Grimasse und schüttelte dann den Kopf.
Itkovians Aufmerksamkeit wurde nun aus Gründen, die er nicht hätte erklären können, von dem kleinen, fetten Daru angezogen. Ein gütiges Lächeln kräuselte die vollen, ein wenig fettigen Lippen des Mannes.
Dies ist ein Treffen tödlicher Mächte. Doch warum glaube ich, dass der eigentliche Mittelpunkt der Wirksamkeit bei diesem merkwürdigen kleinen Mann liegt? Selbst K’rul scheint von ihm gefesselt, er sieht ihn an, wie ein bewundernder Gefährte vielleicht ein lebenslanges … Wunderkind ansehen würde. Ein Wunderkind, dessen Fähigkeiten mittlerweile die seines Gönners weit übersteigen. Aber in dem Blick ist kein Neid, nicht einmal Stolz – was schließlich immer von Besessenheit kündet. Nein, die Gefühle sind viel subtiler und komplexer …
»Wir müssen einige Fragen hinsichtlich des Nachschubs erörtern«, sagte Caladan Bruth schließlich. Rath’Brand stützte sich noch immer auf ihn. Jetzt führte er sie mit überraschender Sanftheit zu ihrem Stuhl zurück und sprach leise mit ihr. Sie nickte.
»Die Barghast«, sagte Cafal, »sind gut vorbereitet zu diesem Treffen gekommen. Eure Anzahl ist zu bewältigen.«
»Und der Preis?«, fragte Dujek.
Der junge Krieger grinste. »Er wird Euch schmecken … mehr oder weniger.« Silberfuchs ging davon, als hätte sie alles gesagt, was sie zu sagen vorgehabt hatte, und hätte kein Interesse an den weltlichen Dingen, die noch besprochen werden mussten. Itkovian bemerkte, dass Hauptmann Paran, sein dunkelhäutiger Kamerad und Elster bereits gegangen waren. Grantl schien in seinem Stuhl zu dösen, blind für den finsteren Gesichtsaudruck, mit dem ihn Stonny von der gegenüberliegenden Seite aus beobachtete. Rath’Vermummter und Rath’Schattenthron hingen schlaff auf ihren Stühlen, ihre Masken zeigten einen verdrießlichen Ausdruck, was Itkovian dazu brachte, sich
Weitere Kostenlose Bücher