SdG 05 - Der Tag des Sehers
warum, im Namen des Vermummten, sollten wir Euch glauben?«, wollte Kallor wissen. »Ihr habt von Anfang an nichts anderes getan, als zu lügen.«
Elster zuckte einmal mehr die Schultern. »Wenn sechstausend malazanische Soldaten ausreichen, Korall einzunehmen und die Pannionische Domäne zu vernichten, dann haben wir unseren Feind ernsthaft überschätzt. Ich glaube nicht, dass wir das getan haben. Ich glaube, dass uns ein harter Kampf bevorsteht und dass wir vermutlich jeden Vorteil nötig haben werden, den wir uns im Vorfeld sichern können.«
»Kommandant«, sagte Bruth, »die pannionischen Streitkräfte werden von Magier-Kadern und von diesen unnatürlichen Kondoren unterstützt. Wie hofft Dujek, sich gegen sie zu verteidigen? Eure Armee hat keine nennenswerten Zauberer.«
»Der Schnelle Ben ist dort, und er hat ein Mittel gefunden, unbeeinträchtigt auf seine Gewirre zurückgreifen zu können. Zweitens haben sie die Schwarzen Moranth, wenn es um die Beherrschung des Himmels geht, und einen beachtlichen Vorrat an Munition. Aber ich gebe zu, es ist gut möglich, dass das nicht ausreicht.«
»Es könnte sein, dass mehr als die Hälfte Eurer Armee niedergemetzelt wird, Kommandant.«
»Das ist möglich, Kriegsherr. Aus diesem Grunde sollten wir uns nun beeilen, nach Korall zu kommen, wenn Ihr einverstanden seid.«
»In der Tat«, knurrte Kallor. »Vielleicht wären wir aber auch besser dran, wenn wir die Pannionier sich austoben lassen, indem sie Dujek und seine sechstausend Mann vernichten, und dann tauchen wir auf. Kriegsherr, hört mich an. Die Malazaner haben diese für sie möglicherweise tödliche Situation selbst geschaffen, und jetzt kommen sie und betteln, dass wir ihnen die Kosten ersparen. Ich sage, lassen wir die Bastarde verrotten.«
Korlat spürte, dass Kallors Beurteilung zu Bruth durchgedrungen war. Sie sah, dass der Kriegsherr zögerte. »Eine ziemlich kleinliche Antwort«, schnaubte sie. »Von Gefühlen beeinflusst. Und aus diesem Grund wahrscheinlich in jeder Hinsicht strategischer Selbstmord.«
Kallor wirbelte herum. »Du, Weib, brauchst gar nicht erst zu versuchen, Objektivität zu heucheln! Natürlich schlägst du dich auf die Seite deines Liebhabers!«
»Wenn seine Position unhaltbar wäre, würde ich das gewiss nicht tun, Kallor. Und das ist der Unterschied zwischen dir und mir.« Sie wandte sich an Caladan Bruth. »Ich spreche jetzt für die Tiste Andii, die Eure Armee begleiten, Kriegsherr. Ich bitte Euch dringend, unseren Marsch nach Korall zu beschleunigen, um Dujek zu entsetzen. Kommandant Elster ist mit genug Flussbooten eingetroffen, um ein rasches Übersetzen zum Südufer zu gewährleisten. Fünf Tage lang Eilmärsche werden uns in Sichtweite von Korall bringen.«
»Oder acht Tage in normalem Tempo«, sagte Kallor, »was sicherstellen würde, dass wir ausgeruht ankommen. Ist Einarms Heer so überbewertet, dass sie nicht drei Tage länger aushalten können?«
»Versuchst du es jetzt auf eine andere Weise?«, fragte Orfantal.
Der grauhaarige Krieger zuckte die Schultern.
Bruth stieß zischend den Atem aus. »Er spricht jetzt mit vernünftiger Überlegung, Tiste Andii. Fünf Tage – oder acht. Erschöpft – oder ausgeruht und daher in der Lage, den Feind sofort anzugreifen. Was ist unter taktischen Gesichtspunkten die bessere Wahl?«
»Es könnte den Unterschied zwischen der Vereinigung mit einer intakten, schlagkräftigen Streitmacht und dem Antreffen von nichts anderem als in Stücke gehauenen Leichnamen bedeuten«, sagte Elster. Er schüttelte sich. »Entscheidet, wie immer Ihr wollt. Wir werden Euch natürlich die Flussboote überlassen, aber meine Truppen werden zuerst übersetzen – wir riskieren die Erschöpfung.« Er drehte sich um und winkte Artanthos zu, der auf dem Boot zurückgeblieben war. Der Standartenträger nickte, bückte sich und hob ein halbes Dutzend Signalflaggen auf; dann begab er sich zum Heck des Bootes.
»Ihr habt das kommen sehen«, zischte Kallor, »stimmt’s?«
Dass du heute triumphieren würdest, ja, ich glaube, das hat er.
Elster sagte nichts.
»Und so erreichen Eure Streitkräfte Korall zuerst. Sehr schlau, Bastard, wirklich sehr schlau.«
Korlat trat dicht an Bruth heran. »Kriegsherr, habt Ihr noch Vertrauen in die Tiste Andii?«
Der riesige Mann runzelte die Stirn. »In dich und deine Brüder und Schwestern? Aber natürlich.«
»Sehr gut, dann werden wir Kommandant Elster und Humbrall Taur und ihre Streitkräfte begleiten. Und
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