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SdG 05 - Der Tag des Sehers

SdG 05 - Der Tag des Sehers

Titel: SdG 05 - Der Tag des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Erikson
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Moranth-Munition oder einen Zauberspruch zur Hand haben, außerdem zwanzig Pfeile. Und ich will, dass sie auch Piken bekommen.«
    »In Ordnung, Hauptmann.« Zeh rappelte sich auf. Er griff nach einem großen, mumifizierten Zeh, der um seinen Hals hing, und küsste ihn. Dann verschwand er durch die Tür.
    Blauperl spuckte auf den Boden. »Mir wird jedes Mal schlecht, wenn er das tut.«
     
    Anderthalb Glockenschläge später lag der Hauptmann neben dem Schnellen Ben und spähte auf den mittleren Stufenpfad hinab, wo blitzende Helme und Waffen im gedämpften Licht des späten Nachmittags auftauchten.
    Die Pannionier hatten sich nicht die Mühe gemacht, Kundschafter vorauszuschicken, und es befand sich auch keine Vorhut vor der Marschkolonne. Ein übersteigertes Selbstbewusstsein, von dem Paran hoffte, dass es sich als tödlich erweisen würde.
    In der weichen Erde vor dem Schnellen Ben steckten ein halbes Dutzend Zweige aufrecht in einer mehr oder weniger geraden Linie, die der Magier dort hineingerammt hatte. Schwache Magie flüsterte zwischen ihnen, die die Augen des Hauptmanns nur am Rande ihres Blickfeldes wahrnehmen konnten. Zwanzig Schritt hinter den beiden Männern hockte Beinling über seinem bescheidenen, von einem Kreis aus Kieselsteinen umgebenen Ritualzirkel; sechs Zweige vom gleichen Ast, den der Schnelle Ben benutzt hatte, umgaben im Moos steckend eine mit Wasser gefüllte Blase. Kondenstropfen glitzerten an den Zweigen.
    Paran hörte den Schnellen Ben leise seufzen. Der Magier streckte eine Hand aus, ließ den Zeigefinger über dem dritten Zweig schweben, berührte ihn.
    Beinling sah einen seiner Zweige zucken. Er grinste, flüsterte das letzte Wort seines Rituals, setzte seine Macht frei. Die Blase schrumpfte in sich zusammen, plötzlich leer.
    Unten auf dem Pfad brach der Domänenser-Magier, der dritte Mann in der Reihe, plötzlich zusammen; Wasser spritzte ihm aus dem Mund, füllte seine Lunge; er griff sich an die Brust.
    Beinlings Augen schlossen sich, sein Gesicht überzog sich mit Schweiß, als er dem Wasser, das die Lunge des Domänensers füllte, rasch bindende Sprüche hinzufügte, es unten hielt, trotz seiner verzweifelten, krampfartigen Versuche, die tödliche Flüssigkeit auszuhusten.
    Soldaten schrien, umringten den sich windenden Magier.
    Vier Brandbomben segelten mitten zwischen sie.
    Mehrfache, knallende Explosionen, von denen zumindest eine die Reihe von Brandbomben, die entlang des Pfades vergraben worden waren, zündete, die ihrerseits wiederum die Kracher am Fuß der umstehenden Bäume zündeten, die nach innen zu stürzen begannen, auf die hin und her rennenden Soldaten.
    Rauch, die Schreie der Verwundeten und Sterbenden, Gestalten, die ausgestreckt am Boden lagen, unter Bäumen festgeklemmt und von Ästen gefangen.
    Paran sah Igel und vier andere Sappeure, unter ihnen Spindel, den Hang an einer Seite des Pfades hinunterrennen. Moranth-Munition flog durch die Luft.
    Die umgestürzten Bäume – deren Holz und Zweige mit Laternenöl getränkt worden waren – flammten in einer Feuersbrunst auf, als die erste der Brandbomben explodierte. Binnen eines Herzschlags standen der Pfad und die gesamte Kompanie, die darauf gefangen war, in Flammen.
    Beim Abgrund hienieden, wir sind nicht gerade ein netter Verein, was?
    Unten am Fuß des Hangs, weit hinter den Pannioniern, waren Tippa und ihre Trupps aus der Deckung aufgetaucht, Bögen in der Hand, und machten diejenigen Feinde nieder, die es geschafft hatten, dem Hinterhalt zu entgehen, und zu fliehen versuchten. Zumindest hoffte Paran das.
    Im Augenblick konnte der Hauptmann nur die Schreie und das Fauchen und Röhren des Feuers hören. Die Düsternis der hereinbrechenden Nacht war von dem Pfad vertrieben worden, und Paran konnte die Hitze auf seinem Gesicht spüren. Er warf dem Schnellen Ben einen Blick zu.
    Die Augen des Magiers waren geschlossen.
    Eine schwache Bewegung auf der Schulter des Mannes erregte die Aufmerksamkeit des Hauptmanns – eine winzige Gestalt aus Stöcken und Fäden – Paran blinzelte. Sie war verschwunden, und er fragte sich, ob er tatsächlich irgendetwas gesehen hatte … das flackernde Licht des Feuers, die zuckenden Schatten … oh, ich muss mir wohl Dinge einbilden. Zu wenig Schlaf, das Grauen, das sich hinter diesem tanzenden Feuer verbirgt, angespannte Sinne – diese verdammten Schreie …
    Die jetzt allmählich verklangen. Auch das Feuer selbst verlor seinen wütenden Hunger, konnte sich nicht weit in den

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