SdG 05 - Der Tag des Sehers
anstieg, aneinander. Während sie sich ein paar Schneestäubchen von der Telaba wischte, musterte Lady Missgunst den wenig einladenden Wald einen Augenblick, ehe sie sich Lanas Tog zuwandte.
Eis glitt in langen, schmalen Streifen von den Schwertern, die die T’lan Imass durchbohrten. Weißer Reif starb in sich ausbreitenden Flecken auf dem verwelkten Gesicht der untoten Kreatur. »Oh, meine Liebe, Ihr taut auf.«
»Ich gehe voran und kundschafte«, sagte Lanas Tog. »Vor kurzem sind Menschen an diesem Ufer entlanggekommen. Mehr als zwanzig, weniger als fünfzig, einige von ihnen schwer beladen.«
»Tatsächlich?« Lady Missgunst blickte sich um, sah jedoch keinerlei Anzeichen, die darauf hindeuteten, dass jemand an der Stelle vorbeigekommen war, an der sie nun standen. »Seid Ihr sicher? Ach, egal. Ich habe das nicht gefragt. Gut! In welche Richtung sind sie gegangen?«
Die T’lan Imass wandte sich gen Osten. »In die gleiche wie wir.«
»Wie sonderbar! Werden wir sie vielleicht zufällig einholen?«
»Das ist unwahrscheinlich, Herrin. Sie sind ungefähr vier Tage vor uns–«
»Vier Tage! Dann müssen sie Korall schon erreicht haben!«
»Ja. Wollt Ihr Euch ausruhen, oder sollen wir weiter marschieren?« Lady Missgunst drehte sich um und sah die anderen prüfend an. Baaljagg hatte noch immer eine Speerspitze in der Schulter, obwohl sie allmählich herauszukommen schien und die Blutung deutlich nachgelassen hatte. Sie hätte die Wunde der Ay gerne geheilt, doch das Tier ließ sie nicht nahe genug herankommen. Garath sah gesund aus, obwohl eine Unmenge alter Narben sich kreuz und quer über das gesprenkelte Fell des Hundes zogen. Die Seguleh hatten ihre Rüstungen und Waffen so gut es ging wieder instand gesetzt, ihre Masken neu bemalt und standen wartend da. »Hm, es scheint, als ob es keine Verzögerung geben sollte, ganz und gar keine Verzögerung! Welch Eifer, oh, ich habe Mitleid mit dem armen Korall!« Sie drehte sich plötzlich um. »Lanas Tog, sagt mir, ist auch Onos T’oolan hier vorbeigekommen?«
»Ich weiß es nicht, Herrin. Die Sterblichen, die hier vor uns entlanggegangen sind, wurden allerdings von einem Raubtier verfolgt. Das zweifellos neugierig war. Ich spüre keine nachklingende Gewalt in diesem Gebiet, also hat das Tier sich wahrscheinlich abgewendet, als es ihre Stärke erkannt hat.«
»Ein Tier? Was für ein Tier, meine Liebe?«
Die T’lan Imass zuckte die Schultern. »Eine große Katze. Vielleicht ein Tiger – Wälder wie dieser behagen ihnen, glaube ich.«
»Na, ist das nicht aufregend? Also, Lanas Tog, schreitet unbedingt auf diesem schicksalhaften Pfad – wir folgen Euch auf dem Fuße!«
Die Gräben und Tunneleingänge waren gut getarnt gewesen, unter Zedernzweigen und Mooshaufen, und ohne die übernatürlichen Kräfte der Magier hätten die Brückenverbrenner sie möglicherweise nicht gefunden.
Paran tastete sich den Tunnel hinunter, den er innerlich den Kommandotunnel nannte, vorbei an Regalen voller Waffen – Piken, Hellebarden, Lanzen, Langbogen und Pfeilbündeln – und Nischen, die mit Verpflegung, Wasser und anderen Vorräten voll gestopft waren, bis er in den großen, befestigten Raum kam, den der Septarch eindeutig als Hauptquartier hatte nutzen wollen.
Der Schnelle Ben und sein bunt zusammengewürfelter Magier-Kader saßen, hockten oder lagen in einem lockeren Halbkreis nahe dem hinteren Ende, hinter dem Kartentisch; sie sahen aus wie eine Horde Wasserratten, die gerade den Bau eines Bibers übernommen hatten.
Der Hauptmann warf im Vorbeigehen einen Blick auf das große, bemalte Stück Haut, das auf dem Tisch befestigt worden war und auf dem die Pannionier dankenswerterweise das ganze Labyrinth aus Tunneln und Gräben aufgezeichnet hatten, die Lager und die Art der jeweiligen Vorräte, die Zugänge und Fluchtwege.
»Also«, sagte Paran, als er die Magier erreichte, »was habt ihr gefunden?«
»Irgendjemand in Korall ist vernünftig geworden«, erwiderte der Schnelle Ben, »und auf die Idee gekommen, dass an diesem Ort eigentlich eine Kompanie stationiert sein müsste, als Wache sozusagen – Trotter hat die Stadt im Auge behalten und gesehen, wie sie losgezogen sind. In ungefähr einem Glockenschlag sind sie hier.«
»Eine Kompanie.« Paran machte ein finsteres Gesicht. »Was heißt das nach pannionischen Maßstäben?«
»Vierhundert Bekliten, zwanzig Urdomen, vier Domänenser, davon einer im Offiziersrang, und wahrscheinlich ein Zauberer.«
»Und was
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