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SdG 05 - Der Tag des Sehers

SdG 05 - Der Tag des Sehers

Titel: SdG 05 - Der Tag des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Erikson
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Geweihe haben wir zwölf Wolfswelpen gefunden - - ich habe geträumt, ich hätte Nein zum Ritual gesagt, ich habe geträumt, ich hätte mich an Onos T’oolans Seite gestellt - ein tränenüberströmtes Gesicht – mein Gesicht - Chode, der gesehen hatte, wie meine Gefährtin den Jungen in das Tal geführt hatte, und der wusste, dass der Junge zum Mann gemacht werden würde – der wusste, dass er in den zärtlichsten Händen war
    - die Grassteppe brannte -
    - Ranag im Gehörnten Kreis -
    - ich habe sie so geliebt -
    Stimmen, eine Flut, Erinnerungen – diese Krieger hatten diese Dinge nicht verloren. Sie hatten sie als lebende Dinge gekannt – in ihren eigenen toten Körpern.
    Sie gekannt.
    Fast dreihunderttausend Jahre lang.
    - Freund von Onrack von den Logros, als ich ihn das letzte Mal gesehen habe, hat er inmitten der Leichen seines Clans gekniet. Alle tot auf der Straße, aber die Wechselgänger waren endlich besiegt. Doch, ach, um welchen Preis -
    - oh, ein Herz ihm zu Füßen gelegt, liebe Legana Breed, so klug, mit scharfem Verstand, oh, wie er mich zum Lachen gebracht hat -
    - unsere Blicke haben sich getroffen, meiner und der von Meanas Lot, gerade als das Ritual seine Forderungen erhoben hat, und wir haben die Furcht in den Augen des anderen gesehen – unsere Liebe, unsere Träume von mehr Kindern, um den Platz zufallen, den einst jene eingenommen hatten, die wir draußen auf dem Eis verloren hatten, unser Leben verschmolzener Schatten – unsere Liebe, die wir nun aufgeben mussten -
    - ich, Cannig Tol, habe zugesehen, als meine Jäger ihre Speere geschleudert haben. Sie ist gefallen, ohne einen Laut von sich zu geben, die Letzte ihrer Art auf diesem Kontinent, und wenn ich ein Herz gehabt hätte, dann wäre es in jenem Augenblick geborsten. In diesem Krieg hat es keine Gerechtigkeit gegeben. Wir hatten unsere Götter zurückgelassen und nur noch vor dem Altar der Brutalität gekniet. Das ist die Wahrheit. Und ich, Cannig Tol, werde mich nicht von der Wahrheit abwenden -
    Itkovians Geist schauderte zurück, versuchte, die Sintflut abzuwehren, sich freizukämpfen vom kummervollen Antwortschrei seiner Seele, dem Sturzbach der Wahrheiten, die sein Herz zerschmetterten, den Geheimnissen der T’lan Imass – nein, das Ritual – wie – bei Feners Hauern – wie habt ihr euch das nur antun können?
    Und sie hat euch abgewiesen. Sie hat euch alle abgewiesen -
    Er konnte nicht entkommen – er hatte ihren Schmerz umarmt, und die Flut der Erinnerungen vernichtete ihn. Zu viele, zu heftig empfunden – noch einmal erlebt, jeden Augenblick noch einmal durchlebt von diesen verlorenen Kreaturen – er ertrank.
    Er hatte ihnen Erlösung versprochen, doch er wusste jetzt, dass er versagen würde. Es gab kein Ende, keine Möglichkeit, wie er dieses sehnsüchtige Geschenk, dieses verzweifelte, bittende Verlangen umfangen konnte. Er war allein -
    - bin Pran Chole, du musst mir zuhören, Sterblicher! Allein. Verblasste …
    Hör mir zu, Sterblicher! Es gibt einen Ort – ich kann dich hinführen! Du musst all das tragen, was wir dir geben – nicht weit, nicht lange – du musst uns tragen, Sterblicher! Es gibt einen Ort!
    Verblassen …
    Sterblicher! Du musst es tun – für die Grauen Schwerter! Halte durch – sei erfolgreich –, und du wirst sie beschenken. Ich kann dich führen!
    Für die Grauen Schwerter …
    Itkovian streckte den Arm aus - und eine Hand, eine feste, warme Hand packte seinen Unterarm -
     
    Der Boden unter ihr wimmelte. Flechten – grünstielig, mit grünen Blüten, die Blüten gefüllt mit Rot; eine andere Art, bleich wie Knochen, fein verästelt wie Korallen; und darunter graue Schmarotzer-Haut auf den zum größten Teil vergrabenen Steinen – eine ganze Welt, hier, eine Handbreit über dem Erdboden.
    Ihr langsames, unerbittliches Vorbeiziehen zerstörte alles, schlug eine Schneise in die zerbrechliche Architektur der Flechten. Sie wollte weinen.
    Vor ihr, schon ganz nah, der Käfig aus Knochen und fleckiger Haut, die Kreatur in seinem Innern ein großer, formloser Schatten.
    Der immer noch nach ihr rief, immer noch sein schreckliches Verlangen geltend machte.
    Die Hand auszustrecken.
    Die schreckliche Barriere zu berühren.
    Die Mhybe erstarrte plötzlich, wo sie war, ein riesiges, unsichtbares Gewicht drückte sie zu Boden.
    Etwas war geschehen.
    Die Erde unter ihr verdrehte sich, Blitze zuckten durch das sich sammelnde Vergessen, die Luft war plötzlich heiß. Ein Donnergrollen - Sie zog

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