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SdG 05 - Der Tag des Sehers

SdG 05 - Der Tag des Sehers

Titel: SdG 05 - Der Tag des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Erikson
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Augen … nichts sah. Gar nichts.
    »Wenn Ihr vorhabt, ihr auf diesem Altar die Kehle durchzuschneiden, nun, Älterer Gott oder nicht, ich werde es Euch nicht leicht machen.«
    Auf der anderen Seite der Grube klappte Rath’Toggs zahnloser Mund keuchend auf.
    Der Ritter des Todes gab ein Geräusch von sich, das durchaus ein Lachen hätte sein können, und sagte dann mit einer Stimme, die nicht länger seine eigene war: »Sterbliche sind wirklich dreist.«
    Murillio stand auf und trat an Colls Seite, legte eine zitternde Hand um den Griff seines Rapiers.
    K’rul warf dem untoten Kämpfer einen Blick zu und lächelte. »Ihre bewundernswerteste Gabe, Vermummter.«
    »Bis sie zur Streitlust wird. Dann sollte man ihr mit Auslöschung antworten.«
    »Das ist deine Antwort, ja.« Der Ältere Gott sah Coll an. »Ich habe nicht den Wunsch, der Mhybe zu schaden. Tatsächlich bin ich hier, um sie zu … erlösen.«
    »Tja, dann«, schnappte Murillio, »dann könnt Ihr ja vielleicht auch erklären, warum hier eine Begräbnisgrube ist.«
    »Das wird schon bald klar werden … hoffe ich. Wisset dies: Es ist etwas geschehen. Weit im Süden. Etwas … Unerwartetes. Die Konsequenzen, die es haben wird, sind unbekannt – uns allen. Nichtsdestoweniger ist es nun an der Zeit für die Mhybe – «
    »Und was genau hat das zu bedeuten?«, wollte Coll wissen.
    »Jetzt«, erwiderte der Ältere Gott und ging an ihm vorbei, um neben der Mhybe niederzuknien, »muss sie wahrhaftig träumen.«
     
    Sie waren fort. Fort aus ihrer Seele, und mit ihrem Weggang – mit dem, was Itkovian getan hatte, noch immer tat – war alles, was sie zu erreichen gehofft hatte, niedergerissen worden, lag in Trümmern.
    Silberfuchs stand reglos da, kalt vor Schock.
    Kallors brutaler Angriff hatte noch etwas anderes deutlich gemacht – die T’lan Ay hatten sie im Stich gelassen. Ein Verlust, der ihr eine Messerklinge in die Seele rammte.
    Einmal mehr Verrat, der dunkelherzige Mörder des Vertrauens.
    Nachtfrosts uraltes Erbe. Flickenseel und Bellurdan Schädelzerschmetterer – beide getötet durch die Machenschaften Tayschrenns, der Hand der Imperatrix. Und jetzt … Elster. Die beiden Seesoldatinnen, die so lange meine Zwillingsschatten waren. Ermordet.
    Jenseits der knienden T’lan Imass warteten die untoten K’Chain Che’Malle. Die riesigen Kreaturen kamen nicht auf die T’lan Imass zu – noch nicht. Sie brauchen nur durch die Reihen zu waten, mit den Klingen zuzuschlagen und anzufangen, sie zu vernichten. Meine Kinder sind jenseits allen Widerstands. Jenseits aller Sorge. Oh, Itkovian, du edler Narr.
    Und diese Armee der Sterblichen – sie sah die Grauen Schwerter weiter unten am Hang, die Lassos, Lanzen und Schilde bereitmachten – sich darauf vorbereiteten, die K’Chain Che’Malle anzugreifen. Dujeks Armee wurde in der Stadt vernichtet – das Nordtor musste durchbrochen werden. Sie sah Grantl, Trakes Todbringendes Schwert, der seine scheckige Legion hinabführte, dorthin, wo die Grauen Schwerter waren. Sie sah Offiziere an der wankenden Linie der Malazaner entlangreiten, die ihre gebrochenen Soldaten anfeuerten. Sie sah Artanthos – Tayschrenn –, der sich anschickte, sein Gewirr zu entfesseln. Caladan Bruth kniete neben Korlat, Hoch-Denul-Magie umhüllte die Tiste Andii. Hinter dem Kriegsherrn stand Orfantal – sie spürte den Drachen –, in seinem Blut den eisigen Hunger, der danach gierte, zurückzukehren.
    Alles umsonst. Der Seher und seine dämonischen Kondore … und die K’Chain Che’Malle … werden sie alle töten.
    Sie hatte keine Wahl. Sie würde anfangen müssen. Der Verzweiflung trotzen, mit all dem anfangen, was sie vor so langer Zeit in Gang gesetzt hatte. Ohne Hoffnung würde sie den ersten Schritt auf dem Pfad tun.
    Silberfuchs öffnete das Teilann-Gewirr.
    Verschwand darin.
     
    Die Liebe einer Mutter bleibt.
    Aber ich hätte niemals eine Mutter werden dürfen. Ich war noch nicht bereit. Ich war nicht darauf vorbereitet, so viel von mir zu geben. Von meinem Selbst, das ich gerade erst zu enthüllen begonnen hatte.
    Die Mhybe hätte sich abwenden können. Gleich am Anfang. Sie hätte sich Kruppe widersetzen können, hätte sich den Älteren Göttern widersetzen können, den Imass – was bedeuteten ihr diese verlorenen Seelen? Malazanische Seelen, allesamt. Der Feind. Schrecklich, was Magie anbelangte. Alle hatten Rhivi-Blut an den Händen.
    Kinder sollten Geschenke sein. Die Manifestation der Liebe zwischen einem Mann

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