SdG 05 - Der Tag des Sehers
wie macht ihr das, im Namen des Vermummten?«
»Twist, Hohefaust. Er hat ein letztes Geschwader hergeführt, mit der letzten Munition – hauptsächlich Fetzer und Kracher, Hohefaust –, aber die Sappeure verminen die Häuser entlang unserer Rückzugsroute, lassen tonnenweise Ziegel und Steine auf diese verdammten Echsen herabregnen – Entschuldigung, Hohefaust –, auf die Jäger natürlich.«
»Wo ist Harebs Kompanie jetzt, Soldatin?«
»Nicht weit, Hohefaust. Folgt mir.«
Hareb, dieser Adlige aus dem Reich der Sieben Städte mit dem dauernden Feixen. Bei den Göttern, ich könnte den Mann küssen.
Als er sich an die Spitze seiner Legion begab, sah Grantl den Schild-Amboss der Grauen Schwerter heranreiten. Die Frau zügelte ihr Pferd, als er sein Ziel gerade erreichte.
»Ich grüße Euch, mein Herr«, sagte sie. Nur die unterer Hälfte ihres Gesichts war zwischen den breiten, ausgestellten Wangenschützern sichtbar. »Wir werden gleich gegen den Feind vorrücken – werdet Ihr unsere Flanke decken?«
Der Daru verzog das Gesicht. »Nein, Schild-Amboss.«
Sie zögerte einen Augenblick, nickte dann brüsk und nahm die Zügel auf. »Wie Ihr wünscht, mein Herr. Es liegt keine Unehre darin, einen selbstmörderischen Kampf zu scheuen.«
»Ihr habt mich missverstanden«, unterbrach Grantl sie. »Meine Legion führt den Angriff an, Ihr folgt uns – haltet Euch so dicht bei uns, wie Ihr könnt. Wir werden über diese Steinbrücke stürmen und direkt auf das Tor losgehen. Zugegeben, es sieht verdammt stabil aus, aber vielleicht können wir es trotzdem niederreißen.«
»Wir versuchen, Dujek Einarm zu Hilfe zu kommen, stimmt Ihr dem zu, Todbringendes Schwert?«
»Ja.« Und wir wissen beide, dass wir es nicht schaffen werden.
Sie drehten sich um, als Hörner erklangen, gefolgt vom Dröhnen der malazanischen Trommeln.
Der Standartenträger – Zauberei wirbelte um den Mann wie Spritzer aus Gold – schien das Kommando übernommen zu haben und rief die Offiziere der einzelnen Kompanien zusammen. Entlang der Linie wurden Schilde bereit gemacht, sich überlappend miteinander verschränkt. Piken mit Schäften von doppelter Manneslänge wogten wie vom Wind bewegtes Schilf über den Reihen der Soldaten – eine uncharakteristische Unruhe, die Grantl beunruhigend fand.
Artanthos hatte einen Reiter losgeschickt, der im Galopp auf den Daru und den Schild-Amboss zugeritten kam.
Der Malazaner zügelte sein Pferd. »Todbringendes Schwert, Schild-Amboss! Hohemagier Tayschrenn wüsste gern, was Ihr beabsichtigt.«
Grantl fletschte die Zähne. »Tayschrenn, ja? Dann lasst uns erst mal seine Pläne hören.«
»Es geht um Dujek. Diese K’Chain Che’Malle müssen vernichtet, das Tor muss durchbrochen werden, ein Angriff auf die Verteidiger – «
»Und was ist mit dem Hohemagier selbst?«, erkundigte sich der Schild-Amboss.
»Es sind Magier auf den Mauern, Schild-Amboss. Tayschrenn wird es übernehmen, sie abzuwehren. Orfantal und seine Tiste Andii werden versuchen, uns bei unserem Angriff auf die K’Chain Che’Malle zu unterstützen, ebenso wie die Schultermänner der Weißgesichter.«
»Teilt dem Hohemagier mit«, sagte der Schild-Amboss, »dass Trakes Legion den Angriff beginnen wird, unterstützt von meiner Kompanie.«
Der Soldat salutierte und ritt zurück zu den malazanischen Linien.
Grantl drehte sich um und musterte seine Anhänger. Er wunderte sich erneut über die Wirkung, die das Geschenk des Lords des Sommers auf diese grimmigen Capan gehabt hatte. Wie Vielwandler … nur ins Gegenteil verkehrt. Von vielen zu einem – und welch eine Macht! Sie hatten das Land so rasch durchquert wie ein fliegender Schatten. Grantl selbst hatte festgestellt, dass er die Welt mit den Augen eines Tigers sah – nein, nicht nur mit den Augen eines Tigers, sondern mit denen einer unsterblichen Kreatur, von grenzenloser Kraft, eine Masse aus Muskeln und Knochen, in deren Innern sich die Legion befand. Seine Legion. Ein Wille, verschmolzen, Furcht erregend konzentriert.
Und nun würden sie noch einmal zu diesem Wesen werden. Diesmal, um in den Kampf zu ziehen.
Sein Gott schien diese K’Chain Che’Malle besonders zu hassen, als hätte Treach eine alte Rechnung mit ihnen zu begleichen. Der kaltblütige Mörder ließ seinem Blutrausch freien Lauf – eine Erkenntnis, die Grantl ein gewisses Unbehagen bereitete.
Sein Blick huschte zur Hügelkuppe hinüber – dort standen Caladan Bruth und Korlat, die sich langsam neben
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