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SdG 05 - Der Tag des Sehers

SdG 05 - Der Tag des Sehers

Titel: SdG 05 - Der Tag des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Erikson
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erzählt sie mir nicht – so sehr interessiert es mich nun auch wieder nicht.« Sie blieb vor dem Seher stehen und musterte das Kind in seinen Armen einen Moment, bevor sie den Blick wieder hob. »Ich bin eine alte Frau«, zischte sie. »Von der Schlafenden Göttin erwählt, dir dabei zu helfen, dich um deine Schwester zu kümmern. Aber zuerst musst du dein Gewirr enthüllen. Mit Kälte wirst du diese Infektion bekämpfen. Mit Kälte wirst du die Auflösung verlangsamen, diese Legion von Dienern härten. Omtose Phellack, Jaghut. Befreie es. Hier. Brand wird dich nun umarmen.«
    Paran verzog das Gesicht. »Das ist eine schlechte Wortwahl.«
    Die uralte Hexe kicherte. »Aber Worte, die er verstehen wird, ja?«
    »Nur wenn du ihn töten willst.«
    »Sei nicht kleinlich, Soldat. Jaghut, dein Gewirr.«
    Der Seher nickte, enthüllte Omtose Phellack.
    Plötzlich war die Luft bitterkalt, Reif und Frost ließen Nebel aufwallen.
    Der Schnelle Ben grinste. »Und – ist es dir jetzt kalt genug, Hexe?«
    Sie kicherte erneut. »Ich habe gewusst, dass du kein Narr bist, Wüstenschlange.«
    »Um die Wahrheit zu sagen, ich werde mich bei Tippa für diese Idee bedanken müssen. In jener Nacht, als sich mein Weg mit dem des Verkrüppelten Gottes gekreuzt hat. Das, und deine Bemerkung über die Kälte.«
    Die Hexe drehte sich um und starrte Kilava düster an. »Knochenwerferin«, schnappte sie. »Merke dir meine Worte – dieses Gewirr darf von dir oder deinen Verwandten nicht angegriffen werden. Du darfst niemandem etwas davon erzählen, von der letzten Manifestation von Omtose Phellack.«
    »Ich verstehe dich, Hexe. Es scheint, als stünde ich hier am Anfang meines eigenen Wegs zur Erlösung. Ich habe meinen Verwandten oft genug getrotzt, um nicht allzu viele Gewissensbisse zu haben, wenn ich es einmal mehr tue.« Sie drehte sich zu dem Magier um. »Und jetzt, Magier, würde ich gerne wieder von hier verschwinden. Wirst du uns von diesem Ort wegführen?«
    »Nein, es ist besser, wenn der Herr der Drachenkarten uns hinausführt – dann gibt es nämlich keine Spuren.«
    Paran blinzelte. »Ich?«
    »Macht eine Karte, Hauptmann. In Eurem Geist.«
    »Eine Karte? Wovon?«
    Der Magier zuckte die Schultern. »Lasst Euch was einfallen.«
     
    Soldaten hatten die drei Leichen zur Seite gezogen und mit Regenumhängen zugedeckt. Grantl sah Korlat bei ihnen stehen, mit dem Rücken zu ihm.
    Der Daru stand an der Seite der Hügelkuppe, die der Handelsstraße zugewandt war. Ein Stück dahinter lag Itkovian. Reglos, verloren in der Entfernung.
    Die T’lan Imass waren fort.
    Die überlebenden Grauen Schwerter gingen langsam auf Itkovian zu; sie waren zu Fuß, mit Ausnahme des einäugigen Anaster, der auf seinem Ackergaul saß und den das alles nicht weiter zu berühren schien. Genauso wenig wie der gewaltige fliegende Berg, der über dem Nordkamm hing und einen tiefen Schleier über die Wäldchen der Parklandschaft warf.
    Auf der Hügelkuppe, das Gesicht der dunklen Stadt zugewandt, stand Caladan Bruth, flankiert von Humbrall Taur zu seiner Rechten und Hetan und Cafal zu seiner Linken.
    Grantl konnte sehen, wie die Überlebenden von Dujeks Armee in lockerer Reihe die Stadt verließen. Es waren so wenige übrig geblieben. Rhivi-Wagen wurden nach Korall gefahren, leer geräumt für die Last der Leichen. Es würde keinen Glockenschlag mehr dauern, bis der Abend hereinbrechen würde – und die Nacht würde lang sein.
    Eine Gruppe malazanischer Offiziere, angeführt von Dujek, hatte den Fuß des Hügels erreicht. Bei ihnen befand sich auch ein Domänenser, der die Streitkräfte der Domäne repräsentierte, die sich ergeben hatten.
    Grantl schob sich etwas näher dorthin, wo Bruth und die Barghast warteten.
    Die Hohefaust hatte die Neuigkeit schon gehört – Grantl konnte es an Dujeks hängenden Schultern erkennen, daran, wie er sich wieder und wieder mit seiner einen Hand über das gealterte Gesicht wischte – der Geist dieses Mannes war so offensichtlich, so unaussprechlich gebrochen.
    Ein Gewirr öffnete sich zu Caladan Bruths Rechter. Ihm entstiegen ein halbes Dutzend Malazaner, angeführt von Artanthos. Helle, fleckenlose Uniformen unter ernsten Mienen.
    »Todbringendes Schwert?«
    Grantl drehte sich um, als er die Stimme hörte. Eine der älteren Frauen aus seiner Legion stand vor ihm. »Ja?«
    »Wir würden gerne die Standarte des Kindes aufstellen, Todbringendes Schwert.«
    »Nicht hier.«
    »Todbringendes Schwert?«
    Grantl deutete hinunter

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