Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SdG 05 - Der Tag des Sehers

SdG 05 - Der Tag des Sehers

Titel: SdG 05 - Der Tag des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Erikson
Vom Netzwerk:
höhnisch. »Niemand gewinnt. Niemals. Überlasst ihn jetzt mir.«
    »Ist der T’lan-Eid so wichtig für dich? Das glaube ich nicht. Du bist aus Fleisch und Blut – du hast an dem Ritual nicht teilgenommen.«
    »Ich bin an keinen Eid gebunden«, erwiderte sie. »Ich handle jetzt für meinen Bruder.«
    »Deinen Bruder?«, fragte Paran. Er steckte sein Schwert in die Scheide und trat ebenfalls zu ihnen.
    »Onos T’oolan. Der einen Sterblichen gekannt und ihn seinen Verwandten genannt hat.«
    »Eine solche Ehre wird wohl nur … selten gewährt«, räumte Paran ein, »aber was hat das mit dem Seher zu tun?«
    Sie blickte auf den gefesselten Jaghut hinunter. »Als Antwort auf den Tod von Toc dem Jüngeren, dem Bruder Onos T’oolans, muss ich dich töten, Seher.«
    Paran starrte sie ungläubig an. Er konnte nicht glauben, was er da gerade für einen Namen gehört hatte.
    Zur Antwort bleckte der Jaghut in einem grimmigen Grinsen seine unteren Hauer. Dann sagte er: »Du hättest uns gleich beim ersten Mal töten sollen. Ja, ich erinnere mich an dich. An deine Lügen.«
    »Toc der Jüngere?«, fragte der Schnelle Ben. »Aus Einarms Heer? Aber – «
    »Er ist verloren gegangen«, sagte Paran. »Wurde von Locke in ein chaotisches Gewirr geworfen.«
    Der Magier machte ein finsteres Gesicht. »Und ist direkt im Schoß des Sehers gelandet? Das erscheint mir kaum – «
    »Er ist hier aufgetaucht«, unterbrach ihn die Frau. »In Morn. Der Seher hat seine Reise nach Norden unterbrochen, wo er hinwollte, um seine Leute wiederzutreffen – eine Reise, bei der er eine Zeit lang mit Onos T’oolan gewandert ist. Der Seher hat den Sterblichen gefoltert, hat ihn vernichtet.«
    »Toc ist tot?«, fragte Paran. Er hatte das Gefühl, seine Gedanken würden hierhin und dorthin gestoßen.
    »Ich habe seinen Leichnam gesehen, ja. Und nun werde ich diesen Jaghut hier ähnliche Qualen erleiden lassen.«
    »Hast du das nicht schon längst getan?«, zischte der Jaghut.
    Das Gesicht der Knochenwerferin wurde starr.
    »Warte«, sagte der Schnelle Ben und sah von ihr zu Paran. »Hör mir zu. Bitte. Ich habe Toc auch sehr gut gekannt, und ich trauere um ihn. Aber das ändert nichts, nicht hier, nicht jetzt.« Er wandte sich erneut dem Seher zu. »Sie ist immer noch da drin, musst du wissen.«
    Der Jaghut zuckte zusammen, die Augen weit aufgerissen.
    »Hast du das nicht verstanden? Die Matrone konnte nur einen mitnehmen. Dich.«
    »Nein – «
    »Deine Schwester ist immer noch dort. Ihre Seele versiegelt diese Wunde. So heilen Gewirre sich selbst, verhindern, dass sie ineinander strömen. Beim ersten Mal war es die Matrone – die K’Chain Che’Malle. Die Zeit ist gekommen, Seher, sie zurückzuschicken. Der Vermummte allein mag wissen, was dieser Finnest tun wird – wenn du ihn freilässt, wenn du ihn erst in diesen Riss geschickt hast – «
    Der Jaghut brachte ein schreckliches Lächeln zustande. »Um meine Schwester zu befreien? Wozu? Du Narr. Du blinder, dummer Narr. Frag die Knochenwerferin – wie lange würden wir in dieser Welt überleben? Die T’lan Imass werden uns jetzt in vollem Ernst jagen. Ich soll meine Schwester befreien, damit sie was bekommt? Ein kurzes Leben, immer auf der Flucht – ich erinnere mich, Sterblicher. Ich erinnere mich! Wir sind geflohen. Haben nie genug geschlafen. Mutter hat uns getragen, ist im Schlamm ausgerutscht – « Er bewegte seinen Kopf ein wenig. »Oh, und wie ich mich an dich erinnere, Knochenwerferin! Du hast uns in jene Wunde geschickt – du – «
    »Ich habe mich geirrt«, sagte die Frau. »Ich habe gedacht – ich habe geglaubt –, es wäre ein Portal in Omtose Phellack.«
    »Lügnerin! Du magst aus Fleisch und Blut sein, aber in deinem Hass auf uns Jaghut unterscheidest du dich nicht von deinen untoten Verwandten. Nein, du hast ein noch viel entsetzlicheres Schicksal für uns entdeckt.«
    »Nein. Ich habe geglaubt, was ich zu euch gesagt habe.«
    »Und du hast nie die Wahrheit erfahren? Dir ist es nie klar geworden?«
    Paran bemerkte, wie die Miene der Frau sich verschloss, ihre Augen ausdruckslos wurden. »Ich habe keine Möglichkeit gesehen, das, was ich getan hatte, ungeschehen zu machen.«
    »Feigling!«, schrie der Jaghut.
    »Genug jetzt«, mischte sich der Schnelle Ben ein. »Wir können die Angelegenheit jetzt in Ordnung bringen. Schick die Matrone zurück in die Wunde, Seher. Rette deine Schwester.«
    »Warum? Warum sollte ich das tun? Um zu erleben, wie wir beide von den T’lan

Weitere Kostenlose Bücher