Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

Titel: SdG 06 - Der Krieg der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
jungen Crokus hören, einen Burschen, der vor vielen, vielen Jahren in der Nacht des Fests so bedeutsam für die Rettung der Stadt war. Der unschuldige, unbefleckte Crokus. So sei es denn … Schlitzer. Ich sehe, ihr habt ein Boot.«
    Der Themenwechsel überraschte ihn etwas, doch er nickte. »Ja.«
    »Habt ihr ausreichend Vorräte?«
    »Mehr oder weniger. Allerdings nicht für eine lange Reise.«
    »Nein, natürlich nicht. Warum auch? Darf ich deine Messer sehen?«
    Schlitzer zog sie aus den Scheiden und reichte sie – mit dem Knauf voran – dem Gott.
    »Anständige Klingen«, murmelte Cotillion. »Gut ausbalanciert. In ihnen hallt das Echo deiner Fähigkeiten nach, der Geschmack von Blut. Soll ich sie für dich segnen, Schlitzer?«
    »Nur, wenn dieser Segen nichts Magisches enthält«, erwiderte der Daru.
    »Du willst keine mit Magie aufgerüsteten Waffen?«
    »Nein.«
    »Ach. Du willst Rallick Noms Pfad folgen.«
    Schlitzer kniff die Augen zusammen. Aber klar doch, natürlich erinnert er sich an ihn. Als er durch Leidas Augen gesehen hat – vielleicht im Phoenix. Vielleicht hat sich Rallick auch zu seinem Patron bekannt … obwohl ich mir das nur schwer vorstellen kann. »Ich glaube, ich hätte einige Mühe, diesem Pfad zu folgen. Rallicks Fähigkeiten sind … waren – «
    »Außerordentlich, ja. Aber ich glaube nicht, dass du die Vergangenheitsform benutzen musst, wenn du von Rallick Nom sprichst, oder auch von Vorcan. Nein, ich weiß nichts Neues … es ist einfach nur eine Vermutung.« Er gab die Messer zurück. »Du unterschätzt deine eigenen Fähigkeiten, Schlitzer, aber vielleicht ist das auch gut so.«
    »Ich weiß nicht, wo Apsalar hingegangen ist«, sagte Schlitzer. »Ich weiß auch nicht, ob sie zurückkommt.«
    »Wie sich herausgestellt hat, ist ihre Anwesenheit weit weniger wichtig, als ich angenommen hatte. Ich habe eine Aufgabe für dich, Schlitzer. Wärst du empfänglich für die Idee, deinem Patron einen Dienst zu erweisen?«
    »Erwartet man das nicht von mir?«
    Cotillion schwieg einen Augenblick, dann lachte er leise. »Nein, ich werde deine … Unerfahrenheit nicht ausnutzen, obwohl ich zugeben muss, dass die Versuchung groß ist. Sollen wir die Dinge auf einer sauberen Grundlage beginnen? Gegenseitigkeit, Schlitzer. Eine Beziehung, die auf gegenseitigem Austausch basiert, ja?«
    »Ich wünschte, Ihr hättet das auch Apsalar angeboten.« Dann biss er die Zähne zusammen.
    Doch Cotillion seufzte nur. »Ich wünschte, ich hätte es getan. Betrachte dieses neue Feingefühl als Konsequenz mühsam erlernter Lektionen.«
    »Ihr habt etwas von Gegenseitigkeit gesagt. Was werde ich im Gegenzug bekommen, wenn ich Euch diesen Dienst erweise?«
    »Nun, da du weder meinen Segen noch sonst irgendeine Art von Ausstattung annehmen willst, muss ich zugeben, dass ich ein bisschen in Verlegenheit bin. Hast du irgendwelche Vorschläge?«
    »Ich hätte gern Antworten auf ein paar Fragen.«
    »Tatsächlich.«
    »Ja. Fragen wie die, warum Ihr – das heißt Ihr und Schattenthron – geplant habt, Laseen und das Imperium zu zerstören? Hat da nur der Wunsch nach Rache dahinter gesteckt?«
    Der Gott schien in seinen Gewändern zusammenzuzucken, und Schlitzer spürte, wie der Blick der unsichtbaren Augen härter wurde. »Meine Güte«, sagte Cotillion gedehnt, »du zwingst mich dazu, mein Angebot noch einmal zu überdenken.«
    »Ich würde es gerne wissen«, setzte der Daru nach, »damit ich verstehen kann, was Ihr getan habt … was Ihr Apsalar angetan habt.«
    »Du forderst, dass dein Patron seine Taten rechtfertigt?«
    »Es war keine Forderung. Nur eine Frage.«
    Cotillion sagte eine ganze Zeit lang nichts.
    Das Feuer erstarb allmählich, die Glut pulsierte in der Brise. Schlitzer spürte, dass noch ein zweiter Schattenhund da war, der irgendwo in der Dunkelheit da draußen rastlos umherlief.
    »Es gibt Notwendigkeiten«, sagte der Gott leise. »Spiele werden gespielt, und was überstürzt erscheinen mag, kann genauso gut auch eine Finte sein. Vielleicht war es aber auch die Stadt, Darujhistan, die unseren Zwecken besser dienen würde, wenn sie frei und unabhängig bliebe. Hinter jeder Geste, jedem Zug verbergen sich ganze Schichten von Bedeutungen. Mehr werde ich dir nicht erklären, Schlitzer.«
    »Bedauert Ihr, was Ihr getan habt?«
    »Du bist tatsächlich furchtlos, was? Ob ich es bedauere? Ja. Es hat viele, viele Augenblicke gegeben, in denen ich ein Gefühl des Bedauerns empfunden habe. Eines Tages wirst

Weitere Kostenlose Bücher