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SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

Titel: SdG 06 - Der Krieg der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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war. Und er hatte genug Erfahrung darin, Befehle zu befolgen, um sich nicht darüber zu ärgern, dass sie die Befehlsgewalt übernommen hatte. Unter ihr und der aptorianischen Dämonin wurde ein gewisses Maß an Kontrolle aufrecht erhalten, wurde ein Haufen überlebensnotwendiger Fähigkeiten eingeübt … wie man sich ungesehen bewegt, Spuren sucht, Hinterhalte legt, wie man Fallen stellt – sowohl für zwei- wie für vierbeinige Beute – wie man reitet, Mauern erklettert, zur Bewegungslosigkeit erstarrt, wie man Messer wirft … und noch zahllose andere Fertigkeiten im Umgang mit Waffen, wobei die Waffen von den verrückten Herrschern dieses Gewirrs zur Verfügung gestellt wurden – die Hälfte von ihnen war verflucht oder besessen oder für Hände angefertigt, die alles andere als menschlich waren. Die Kinder widmeten sich diesen Übungen mit Furcht erregendem Eifer, und der stolze Glanz, der dabei in Minalas Augen trat, jagte dem Assassinen jedes Mal einen kalten Schauer über den Rücken.
    Eine Armee für Schattenthron im Aufbau. Eine beunruhigende Aussicht, vorsichtig ausgedrückt.
    Er erreichte den Hügelkamm. Und zügelte plötzlich sein Pferd.
    Ein gewaltiges steinernes Tor krönte den gegenüberliegenden Hügel, zwei Säulen, über die sich ein Torbogen spannte. In seinem Innern befand sich eine wirbelnde graue Mauer. Auf dieser Seite des Hügels wogten zahllose Schatten über den grasbewachsenen Boden – Schatten ohne Ursprung –, als würden sie irgendwie aus dem Portal taumeln, nur um wie verlorene Gespenster um seine Schwelle herumzuschwärmen.
    »Vorsichtig«, murmelte eine Stimme neben Kalam.
    Er drehte sich um und sah eine große Gestalt mit Umhang und Kapuze ein paar Schritte entfernt stehen, flankiert von zwei Hunden. Cotillion und seine beiden Lieblinge, Ruud und Blind. Die Tiere saßen auf ihren narbigen Keulen, die unheimlichen Augen – sehende und nicht sehende – auf das Portal gerichtet.
    »Warum sollte ich vorsichtig sein?«, fragte der Assassine.
    »Oh, die Schatten am Tor. Sie haben ihre Herren verloren … und jetzt würden sie jeden nehmen.«
    »Dann ist dieses Tor also versiegelt?«
    Cotillion wandte ihm den von der Kapuze verhüllten Kopf zu.
    »Lieber Kalam, ist dies ein Fluchtversuch aus unserer Sphäre? Wie … schändlich.«
    »Ich habe nichts gesagt, das – «
    »Warum reckt sich dann dein Schatten so sehnsüchtig nach vorn?«
    Kalam starrte auf ihn hinunter, machte dann ein finsteres Gesicht. »Woher soll ich das wissen? Vielleicht glaubt er, dass seine Chancen in dem Mob da drüben besser stehen.«
    »Seine Chancen?«
    »Ein bisschen was Aufregendes zu erleben.«
    »Oh. Du bist verärgert? Darauf wäre ich niemals gekommen.«
    »Lügner«, sagte Kalam. »Minala hat mich verbannt. Aber das weißt du bereits, denn deshalb hast du mich doch gesucht.«
    »Ich bin der Schutzpatron der Assassinen«, sagte Cotillion. »Ich vermittle nicht in ehelichen Streitigkeiten.«
    »Das hängt davon ab, wie schlimm sie werden, oder?«
    »Dann seid ihr also bereit, euch gegenseitig umzubringen?«
    »Nein. Ich habe nur eine Feststellung gemacht.«
    »Die wäre?«
    »Was tust du hier, Cotillion?«
    Der Gott schwieg längere Zeit. »Ich habe mich oft gefragt«, sagte er schließlich, »woher es kommt, dass du – ein Assassine – deinem Patron keine Ehrerbietung erweist.«
    Kalam zog die Brauen hoch. »Seit wann erwartest du denn so was? Der Vermummte soll uns holen, Cotillion, wenn du nach fanatischen Anhängern hungerst, hättest du dir nicht die Assassinen aussuchen dürfen. Es liegt in unserer Natur, dass schon die bloße Erwähnung von Unterwürfigkeit unseren Widerspruch erregt – als wenn du das nicht schon längst wüsstest.« Seine Stimme verlor sich. Er drehte sich um und musterte die in Schatten gehüllte Gestalt neben sich. »Immerhin hast du an Kellanveds Seite gestanden – bis zum Ende. Es scheint, als hätte Tanzer sowohl Loyalität als auch Knechtschaft gekannt …«
    »Knechtschaft?« In dem Wort schwang die Andeutung eines Lächelns mit.
    »Oder soll das alles purer Eigennutz gewesen sein? Das scheint mir nicht so ganz glaubwürdig, in Anbetracht all dessen, was ihr beide durchgemacht habt. Und jetzt heraus mit der Sprache, Cotillion – was willst du wirklich?«
    »Habe ich denn gesagt, dass ich etwas will?«
    »Du willst, dass ich dir … diene, wie ein Speichellecker seinem Gott dienen würde. Wahrscheinlich geht es um irgendeine fragwürdige Mission. Du brauchst mich

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