Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

Titel: SdG 06 - Der Krieg der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
Raum, und irgendwie erwärmte das Licht auch die Luft. Die anderen saßen auf den ihnen zugeteilten Plätzen, wie Heboric feststellte. Obwohl sie in seinen Augen kaum mehr als verschwommene Flecken waren, kannte er sie alle nur zu gut. An der Wand gegenüber dem Thron saß der Halbnapanese Korbolo Dom, vollkommen kahl rasiert, seine staubig blaue Haut ein Netzwerk aus Narben. Zu seiner Rechten Hohemagier Kamist Reloe, so dürr, dass er fast wie ein Skelett aussah, das graue Haar zu kurzen Stoppeln geschoren: sein fein gelockter eisengrauer Bart reichte bis zu den vorstehenden Wangenknochen hinauf, über denen tief liegende Augen glitzerten. Zu Korbolos Linken saß Henaras, eine Hexe von irgendeinem Wüstenstamm, die aus unbekannten Gründen verbannt worden war. Zauberei verlieh ihr ein jugendliches Äußeres, ihre schläfrig wirkenden dunklen Augen waren das Ergebnis von verdünntem Tralb, dem Gift einer einheimischen Schlange, das sie trank, um sich gegen Giftanschläge zu schützen. Neben ihr saß Fayelle, eine fettleibige, ständig nervöse Frau, über die Heboric kaum etwas wusste.
    An der Wand dem ehemaligen Priester gegenüber saßen L’oric, Bidithal und Febryl. Letzterer formlos unter einer übergroßen Seidentelaba, deren Kapuze aufgefaltet war wie der Hals einer Wüstenschlange, und in deren Schatten winzige schwarze Augen glitzerten. Unter diesen Augen schimmerte ein Paar goldener Fänge, die seine oberen Eckzähne bedeckten. Man sagte, in ihnen sei Emulor, ein Gift, das aus einem speziellen Kaktus gewonnen wurde und nicht zum Tod, sondern zu andauernder geistiger Verwirrung führte.
    Der letzte anwesende Kommandant saß links von Felisin. Mathok. Von den Wüstenstämmen geliebt, besaß der große, dunkelhäutige Krieger eine ihm eigene Vornehmheit, doch sie war von einer Art, die alle um ihn herum zu verärgern schien – vielleicht mit Ausnahme von Leoman, dem die unangenehme Persönlichkeit des Kriegshäuptlings scheinbar gleichgültig war. Genau gesehen gab es wenig Grund für solche Abneigung, denn Mathok war immer liebenswürdig, ja, sogar freundlich, und lächelte viel – vielleicht zu viel, als ob er nichts und niemanden ernst nehmen würde. Mit Ausnahme der Erwählten natürlich.
    Als Heboric sich hinsetzte, murmelte Sha’ik: »Bist du heute Abend bei uns, Geisterhand?«
    »Ziemlich«, erwiderte er.
    In ihrer Stimme lag ein angespannter Unterton. »Das solltest du auch, alter Mann. Es hat … überraschende Entwicklungen gegeben. Katastrophen an weit entfernten Orten haben das malazanische Imperium erschüttert …«
    »Wann?«, fragte Heboric.
    Sha’ik runzelte angesichts der merkwürdigen Frage die Stirn, doch Heboric erläuterte nicht weiter, warum er sie gestellt hatte. »Vor weniger als einer Woche. Die Gewirre sind allesamt erschüttert worden, wie durch ein Erdbeben. In Dujek Einarms Armee befinden sich auch Sympathisanten der Rebellion, und sie versorgen uns mit Einzelheiten.« Sie winkte L’oric zu. »Ich wünsche nicht, die ganze Nacht zu reden. Lege uns dar, was geschehen ist, zum Wohle von Korbolo, Heboric und allen anderen, die noch nichts von dem erfahren haben, was geschehen ist.«
    Der Angesprochene neigte den Kopf. »Mit dem größten Vergnügen, Erwählte. Diejenigen von Euch, die Gewirre benutzen, haben zweifellos die Auswirkungen gespürt, die brutale Neugestaltung des Pantheons. Aber was genau ist geschehen? Die erste Antwort lautet: Usurpation. Fener, der Eber des Sommers, ist in jeder Hinsicht als überragender Gott des Krieges verdrängt worden.« Er war barmherzig genug, Heboric bei diesen Worten nicht anzublicken. »An seine Stelle ist Treach gerückt, der ehemalige Erste Held. Der Tiger des Sommers – «
    Er ist verdrängt worden. Die Schuld liegt bei mir, ganz allein bei mir.
    Sha’iks Augen leuchteten, waren unverwandt auf Heboric gerichtet. Die Geheimnisse zwischen ihnen bildeten ein straff gespanntes, knisterndes Band, das jedoch niemand von den Anwesenden wahrnehmen konnte.
    L’oric wollte fortfahren, doch Korbolo Dom unterbrach den Hohemagier. »Und was bedeutet das für uns? Krieg braucht keine Götter, nur sterbliche Streiter – zwei Feinde und welche Gründe auch immer, um zu rechtfertigen, dass sie einander töten.« Er machte eine Pause, lächelte L’oric an. »Das alles macht mich mehr als zufrieden.«
    Seine Worte brachten Sha’ik dazu, den Blick von Heboric abzuwenden. Sie zog eine Augenbraue hoch und wandte sich an den Napanesen. »Und wie sehen

Weitere Kostenlose Bücher