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SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

Titel: SdG 06 - Der Krieg der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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aussehen, gerade mehr als fünfhundert Rebellenkrieger ausgelöscht hat. Und wie lang hat er dafür gebraucht? Vielleicht fünfzig Herzschläge. Tut er, was ich will? Nun, das ist eine Frage, über die nachzudenken sich lohnen könnte, findest du nicht auch?«
    Strang musterte Kalam mehrere Herzschläge lang. »Willst du mir drohen?«
    »Ich bin ein bisschen dünnhäutig geworden, seit ich so lange allein gearbeitet habe, Sergeant«, erwiderte der Assassine mit leiser Stimme. »Ich werde mich deinem Trupp anschließen. Ich werde sogar deine Befehle befolgen, es sei denn, sie sind vollkommen idiotisch. Aber wenn du ein Problem damit hast, dann regle das mit meinem Sergeanten, wenn du ihn das nächste Mal siehst. Es ist Elster. Abgesehen von der Imperatrix ist er der Einzige, dem ich Rechenschaft schuldig bin. Du willst mich benutzen? Schön. Meine Dienste stehen dir zur Verfügung … ein Weilchen.«
    »Er hat eine geheime Mission zu erfüllen«, murmelte Ebron. »Ich vermute, für die Imperatrix. Er ist wahrscheinlich wieder bei den Klauen – da hat er schließlich auch angefangen, nicht wahr?«
    Strang wirkte nachdenklich, zuckte dann die Schultern und wandte sich ab. »Das alles macht mir Kopfschmerzen. Gehen wir runter.«
    Kalam schaute dem Sergeanten nach, der sich zwischen den Soldaten durchschob, die den Korridor bevölkerten. Irgendetwas sagt mir, dass ich das alles nicht besonders genießen werde.
    Sünd tanzte einen Schritt.
     
    Ein verschwommenes Schwert aus dunklem Eisen erhob sich über dem Horizont, eine gewaltige, gequetschte Klinge, die flackerte, während sie immer größer wurde. Der Wind hatte nachgelassen, und die Insel, die in Richtung der Schwertspitze lag, schien nicht mehr näher zu kommen. Schlitzer trat an den einzigen Mast des Bootes und begann, das luvseitige Segel festzuzurren. »Ich werde mich ein Weilchen an die Ruder setzen«, sagte er. »Willst du das Steuer übernehmen?«
    Mit einem Schulterzucken begab sich Apsalar zum Heck.
    Der Sturm tobte noch immer hinter der Insel Drift Avalii, über der eine anscheinend dauerhafte, unbewegliche schwere Wolkenbank hing. Abgesehen vom steil ansteigenden Ufer schien es keinerlei Erhöhungen zu geben; der Wald aus Zedern, Fichten und Rotholzbäumen wirkte undurchdringlich, die Stämme in ewiges Zwielicht gehüllt.
    Schlitzer starrte noch einen Augenblick länger zu der Insel hinüber, um die Geschwindigkeit des herannahenden Sturms abzuschätzen. Er setzte sich auf die Bank hinter dem Mast und griff nach den Rudern. »Wir können es schaffen«, sagte er, als er die Ruderblätter in das trübe Wasser senkte und zu rudern begann.
    »Die Insel wird den Sturm brechen«, erwiderte Apsalar.
    Er warf ihr aus zusammengekniffenen Augen einen Blick zu. Es war das erste Mal seit Tagen, dass sie etwas gesagt hatte, ohne dass er sie nachdrücklich hatte dazu auffordern müssen. »Nun, ich habe zwar einen verdammten Ozean überquert, aber ich verstehe immer noch nichts vom Meer. Warum sollte eine Insel ohne einen einzigen Berg diesen Sturm brechen?«
    »Eine normale Insel würde es nicht tun«, antwortete sie.
    »Oh, ich verstehe.« Er verstummte. Ihr Wissen stammte aus Cotillions Erinnerungen, und es schien, als würde ihr Elend dadurch noch vergrößert werden. Der Gott war einmal mehr unter ihnen, eine beklemmende Präsenz, die stets zwischen ihnen stand. Schlitzer hatte ihr von dem geisterhaften Besuch und Cotillions Worten erzählt. Ihr Kummer – und ihre kaum gezügelte Wut – schien davon herzurühren, dass der Gott Schlitzer rekrutiert hatte.
    Dass er sich einen neuen Namen gegeben hatte, war ihr von Anfang an nicht recht gewesen, und dass er jetzt tatsächlich ein Anhänger des Patrons der Assassinen geworden war, schien sie tief zu verletzen. Es war naiv von ihm gewesen – so kam es ihm rückblickend vor – zu glauben, diese Entwicklung würde sie einander näher bringen.
    Apsalar war nicht glücklich über den Weg, den sie eingeschlagen hatte – eine Erkenntnis, die den Daru erschüttert hatte. Sie zog keine Freude oder Befriedigung aus ihrer kalten, brutalen Effizienz als Mörderin. Schlitzer hatte sich einst vorgestellt, dass die Befähigung zu etwas schon an sich eine Belohnung wäre, dass Kunstfertigkeit ihre eigene Rechtfertigung hervorbrachte, ihren eigenen Hunger schuf und aus diesem Hunger eine gewisse Genugtuung zog. Jemand fühlte sich zu dem hingezogen, worin er tüchtig war – schließlich war er damals in Darujhistan auch nicht

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