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SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

Titel: SdG 06 - Der Krieg der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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könnte. Er konnte in seinen eigenen Impulsen keinen Sinn erkennen, den ungestümen Gefühlen, die ihn zu verschlingen drohten. Er starrte das gemeißelte Ebenbild seines groß gewachsenen Freundes an, sah das Bewusstsein in den unbeschädigten Gesichtszügen – Delum Thord, wie er gewesen war, bevor die Forkassal – die Forkrul Assail namens Ruh – ihn auf einem Gebirgspfad auf einem entfernten Kontinent so beiläufig vernichtet hatte.
    »Wir haben dich im Stich gelassen«, sagte Bairoth Gild. »Bittest du uns nun, dass wir dich begleiten?«
    »Delum Thord. Bairoth Gild.« Karsas Stimme war rau. »Ich bin es, der euch im Stich gelassen hat. Ich möchte gern noch einmal euer Kriegsführer sein, wenn ihr es mir erlaubt.«
    Mehrere Augenblicke lang war es still, dann erwiderte Bairoth: »Das ist zumindest etwas, worauf man sich freuen kann.«
    In diesem Moment wäre Karsa beinahe auf die Knie gefallen. Überwältigt von tiefer Trauer, die sich endlich löste. Seine Zeit der Einsamkeit war zu Ende. Seine Buße getan. Die Reise würde neu beginnen. Teurer Urugal, du sollst mein Zeuge sein. Ob, und wie du mein Zeuge sein wirst.
     
    Die Feuerstelle war kaum mehr als eine Hand voll sterbender Kohlen. Nachdem Felisin die Jüngere gegangen war, saß Heboric reglos im Zwielicht. Es verging einige Zeit, doch schließlich nahm er einen Arm voll Dung und entfachte das Feuer von neuem. Die Nacht hatte ihn ausgekühlt – sogar die Hände, die er nicht sehen konnte, fühlten sich kalt an, wie schwere Eisstücke an den Enden seiner Arme.
    Die einzige noch verbliebene Reise, die vor ihm lag, war kurz, und er musste sie allein antreten. Er war blind, doch in dieser Hinsicht nicht blinder als alle anderen. Der Abgrund des Todes war immer eine Überraschung, egal, ob man schon von weitem einen ersten Blick darauf erhaschte oder ihn erst beim nächsten Schritt entdeckte. Das Versprechen, dass alle Fragen plötzlich ein Ende hatten – doch im Jenseits warteten keine Antworten. Das Ende würde genügen müssen. Und so muss es für einen jeden Sterblichen sein. Auch wenn wir nach Beseitigung des Zweifels hungern. Oder, noch verrückter, nach Erlösung.
    Jetzt, nach all dieser Zeit, war er in der Lage zu erkennen, dass jeder Weg schließlich unausweichlich zu einer einzigen Linie von Fußstapfen wurde. Da waren sie, führten direkt zum Rand. Und dann … fort. Und so sah er sich nur dem gegenüber, dem sich jeder Sterbliche gegenübersah. Der Einsamkeit des Todes und dem letzten Geschenk des Vergessens – der Gleichgültigkeit.
    Er stellte es den Göttern frei, sich um seine Seele zu zanken, sich an dem armseligen Festmahl zu laben. Und wenn Sterbliche um ihn trauern würden, dann nur, weil er ihnen durch seinen Tod die Illusion der Einigkeit genommen hatte, die ihnen auf der Lebensreise Trost gespendet hatte. Einer weniger auf dem Pfad.
    Ein Kratzen an der Zeltklappe, dann wurde das Fell beiseite gezogen, und jemand trat herein.
    »Wollt Ihr Euer Heim in einen Scheiterhaufen verwandeln, Geisterhand?« Es war L’orics Stimme.
    Die Worte des Hohemagiers ließen Heboric überrascht wahrnehmen, dass ihm der Schweiß übers Gesicht rann und das nun hell lodernde Feuer Hitzewellen aussandte. Gedankenlos hatte er die Flammen mit einem Dungklumpen nach dem anderen genährt.
    »Ich habe den Lichtschein gesehen – er ist eigentlich kaum zu übersehen, alter Mann. Am besten lasst Ihr es jetzt einfach in Ruhe, bis es heruntergebrannt ist.«
    »Was wollt Ihr, L’oric?«
    »Ich akzeptiere Euer Widerstreben, über das zu sprechen, was Ihr wisst. Schließlich hat es überhaupt keinen Wert, Bidithal oder Febryl solche Einzelheiten zu liefern. Daher werde ich von Euch auch nicht verlangen, dass Ihr erklärt, was Ihr bei diesem Herrn der Drachenkarten gespürt habt. Stattdessen will ich Euch einen Tausch anbieten, und alles, was wir sagen, bleibt nur zwischen uns beiden. Niemand sonst wird davon erfahren.«
    »Warum sollte ich Euch trauen? Ihr seid undurchschaubar, selbst für Sha’ik. Ihr nennt noch nicht einmal einen Grund, warum Ihr hier seid. In ihrem Magier-Kader. In diesem Krieg.«
    »Das allein sollte Euch sagen, dass ich nicht wie die anderen bin«, erwiderte L’oric.
    Heboric schnaubte. »Das bringt Euch weniger, als Ihr glaubt. Es kann keinen Tausch geben, denn Ihr könnt mir nichts erzählen, was ich hören will. Die Intrigen von Febryl? Der Mann ist ein Narr. Bidithals Perversionen? Eines Tages wird ihm ein Kind ein Messer zwischen die

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